2141 - Der verlorene Wurm
die bei den Aarus schwer verletzt geborgen. Wie durch ein Wunder hatten sie überlebt ... aber es war zweifelhaft, ob sie dafür dankbar sein würden. Fifara betrachtete voller Grauen die entstellten, von Brandwunden überzogenen Körper. Das stützende Exoskelett war größtenteils geschmolzen und teilweise mit verkohltem Hautgewebe zusammengebacken. Die Gesichter waren auf doppelte Dicke zur Unkenntlichkeit aufgedunsen.
Die bei den Verletzten wurden umgehend in das Scoutschiff verfrachtet und von einem Mediker mit Schmerz- und Betäubungsmitteln besprüht. „Es ist nicht sicher, ob sie überleben werden", meinte der Mediker. „Und wenn, ob sie je das Bewusstsein wieder erlangen." Aarus waren Fischabkömmlinge, nichts konnte schlimmer sein, als von der versengenden Hitze eines Feuers ausgetrocknet und verbrannt zu wer, den. Selbst wenn das Unwahrscheinliche geschah und sie es schafften, wieder einigermaßen hergestellt zu werden, würde sie dieses Trauma den Rest ihres Lebens lang verfolgen. Es waren Fälle bekannt, in denen Aarus sich nach der körperlichen Heilung quasi zurückentwickelten zu Raubfischen und nie mehr das Wasser verließen. „Wir werden sie in die Heiltanks von Aarus-Kaart legen und das Beste hoffen", versprach die Navigatorin. „Die Fracht muss so schnell wie möglich eingeladen werden. Der eine Container ist bereits ein herber Verlust, wir können uns keinen weiteren leisten. Ein Glück, dass er noch nicht vollständig beladen war."
„Ich hoffe, ich kann die beiden solange stabilisieren", meinte der Mediker wenig zuversichtlich. „Du wirst es müssen. Wir können die Ladung nicht hier lassen."
„Der Wurm sei mit den beiden. Mit uns allen!" In fliegender Eile wurde das Schiff beladen. Was noch nicht im Container gestapelt war, wurde einfach irgendwie eingelagert. Es wurde zu einem Wettrennen gegen die Zeit; Fifara wollte weder Mannschaft noch Fracht verlieren. Schließlich hob das Scoutschiff ab und machte sich eilig auf den Heimweg.
Es musste alles schnell gehen: Sie mussten Verwirrung stiften, damit es nicht auffiel, dass plötzlich zwei weitere Aarus auf dem Feld waren. Der Container war bereits präpariert worden. Also hatte man die beiden Aarus hineingelockt, überwältigt und entführt, dann die Explosion verursacht. In diesem Chaos nahmen Cheplin und Susa, inzwischen in die Larven gehüllt, ihren Platz ein. Es war alles so schnell gegangen, dass Susa kaum alles mitbekam; ihre terranischen Helfer waren Profis. Zudem konnte Susa durch ihre aufwändige Ganzkörpermaske nichts sehen und nur gedämpfte Geräusche hören. Sie konnte nur vermuten, dass sie zusammen mit Cheplin auf das Scoutschiff transportiert wurde. Die Zeit verging in dieser erzwungenen Reglosigkeit nur langsam, und die Rescotin konnte es nicht verhindern, dass sie einnickte. Die Hülle war warm, feucht und dunkel, gemütlich wie eine Schlafröhre in der Wohnwelt.
Wenn es nichts zu tun gab, wenn ein Aarus zur Bewegungslosigkeit verurteilt war und sich noch dazu an einem heimeligen Platz befand, dauerte es im Normalfall nur wenige Minuten, bis er schlief. Susa erwachte aber sofort, als sie eine Veränderung bemerkte. Ihr Körper hatte im Reflex von Lungen- auf Kiemenatmung umgestellt. Kurz darauf wurde ihre Mundhöhle von einem ekelhaft bitteren Geschmack überschwemmt, der gleichzeitig alle anderen Sinne betäubte. Geschafft! Ich bin am Ziel! Jetzt musste sie sich allerdings beeilen, bevor sie handlungsunfähig wurde.
Die aarusische Haut besaß keine Regenerationskraft gegen Brandwunden. Daher konnte ein Verletzter, wenn er das Trauma überhaupt überstand, nur in einem Heiltank sehr langsam behandelt werden. Das Wichtigste war es, die entsetzlichen Schmerzen abzustellen und den Patienten dauerhaft ruhig zu halten. Das Opfer wurde in einem künstlichen Heilschlaf quasi sich selbst überlassen, damit die Haut sich in einer speziellen Nährlösung erneuern konnte. Susa war froh, dass die Aarus des Wurms Kaart noch dieselben Heilmethoden anwandten wie dereinst. Perry Rhodans Mediker hatten ihnen spezielle Kapseln in die Mundhöhle geklebt, die nach Zerbeißen den starken Wirkstoffen sekundenschnell entgegenarbeiteten und sie neutralisierten.
Ab jetzt verblieb ihr eine Stunde Zeit, bis die Wirkung der Medikamente wieder überhand nehmen und sie handlungsunfähig machen würde.
Als Erstes brauche ich Sicht, dachte Susa. In der Ganzkörpermaske steckte eine umfangreiche Mikro-Ausrüstung, speziell für geheime Einsätze
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