2141 - Der verlorene Wurm
nicht die geringste Ahnung von seinen Fähigkeiten hatte, die Kehle zerrissen.
Nachdem er allein war, streifte der alte Techniker durch die Sektionen und Decks von F-04 und begann sein langsames Zerstörungswerk. Sie würden keine Freude mehr daran haben, ihren Dienst wieder aufzunehmen, wenn sie ihn fortjagten. Der Gedanke daran, hinaus zu müssen, in diesen weiten leeren Raum, erregte Übelkeit in Keito. Es war inzwischen unvorstellbar für ihn geworden, durch die Schwerelosigkeit zu treiben, keine engen Wände mehr um sich herum zu haben, womöglich gesellig in einer der Wohnwelten zu schlafen, oder sonst etwas zu tun ...
Einer der jungen Techniker hatte einmal vorlaut gesagt, dass es Keito nicht schaden würde, wenn er öfter ein Wasserreservoir aufsuchen würde. „Dein Geruch ist nicht mehr angenehm, schon fast wie bei einem Landbewohner, und deine Haut schuppt sich ja." Dem Großmaul war seine Frechheit bald vergangen, als er mit einer Schaltung eine Explosion verursachte und seine Karriere erst einmal im Sand verlaufen war. Ich werde dich nie verlassen, dachte Keito auf seinem Rundgang durch die leeren stillen Gänge. Du hast mein Leben ruiniert, weil du stets gegen mich warst, mit all deinen Systemen hast du dich nie meinem Willen unterworfen. Und nun werde ich dich ruinieren, dich Stück für Stück demontieren. Ich werde dazu viel Zeit brauchen, aber die habe ich. Sieh mich an, ich ertrage die Schwerkraft ohne Probleme. Nichts kann mich mehr töten, ich bin unsterblich, ich bin das Gespenst.
Nach den Informationen, die Keito sich regelmäßig besorgte, dauerten die Arbeiten in DREI immer noch an. Das Gespenst hatte Zugang zu allen Dateien, selbst den gesperrten, denn er lebte schon viel zu lange und kannte die Systeme viel zu gut. Er lebte zwar völlig isoliert, hielt sich aber stets über die Vorgänge draußen auf dem Laufenden. Er würde also einige Zeit allein sein, und das war ihm nur recht. Sollten sie nur versagen in DREI, das würde dann wenigstens einmal nicht ihm angelastet. Vielleicht zum allerersten Mal in seinem Leben war Keito zufrieden und frönte genussvoll seinem Hass.
7.
Konfrontation Es war nicht schwer, ins Innere hineinzukommen. F-04 war nicht gesichert, der Zugang geöffnet. Drin war alles verwaist, da wohl alle Techniker in DREI arbeiteten. „Fast schon unheimlich", bemerkte Susa leise zu Cheplin. „Hoffentlich merkt niemand, dass wir hier sind."
„Die haben momentan andere Sorgen", versuchte Cheplin seine Gefährtin aufzumuntern. „Glücklicherweise ist der AGLAZAR fast dreißig Kilometer von hier ,entfernt ..."
„Hier gibt es nichts zu bewachen. Zumindest nicht offiziell." Sie schlichen durch die Gänge, dem Wegweiser von Susas Plan nach. Es stellte sich allerdings heraus, dass er nicht auf dem neuesten Stand war; offensichtlich veränderte sich die innere Struktur immer mal willkürlich. Ein paar Mal gerieten die zwei Aarus in eine Sackgasse, von der aus sich nur noch Türen' zu Werkstätten öffneten. Einmal wären sie beinahe in eine große Montagehalle gestolpert, in der die Schwerkraft eingeschaltet war, obwohl in dieser Fabrik an großen Bauteilen normalerweise schwerelos gearbeitet wurde. „Ein seltsames altes Teil ist das hier", bemerkte Susa schließlich. „So etwas habe ich bei uns noch nie gesehen. Es ist ... ja, faszinierend möchte ich sagen. Fast höre ich die Fabrik atmen, du nicht auch?"
„Ich habe eher das Gefühl, beobachtet zu werden." Sie blieben stehen und lauschten, ihre Augen beobachteten das Umfeld. Es war nicht ganz still; es knackte und knisterte an vielen Stellen, leise plitschte es irgendwo, manches dehnte oder bog sich ächzend und stöhnend. Sie vernahmen auch das hektische Huschen winziger Pfoten; überall lebten lästige Schädlinge, selbst in den Wurmen.
Ansonsten schien es ganz friedlich und verlassen zu sein. „Es ist gespenstisch", kommentierte Susa und ging weiter. „Komm, wir können nicht mehr weit entfernt sein." Je tiefer sie vordrangen, desto klarer wurde der Plan. Die Gänge wurden enger und staubiger - oder feuchter, je nach Beschädigung. Sie entdeckten viele Werkstätten, die schon seit Jahrhunderten nicht mehr in Betrieb waren. Allmählich schien Susas Optimismus zu sinken, denn sie sagte: „Wenn ich mir das hier so ansehe ... bin ich doch nicht mehr so überzeugt, dass der Transmitter wirklich funktioniert. Oder er ist längst demontiert worden ..."
„Das denke ich nicht. Der Bau eines Ferntransmitters
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