2141 - Der verlorene Wurm
unterwegs oder auf Versorgungsflügen, oder sie kümmerten sich um die nahezu rund um die Uhr arbeitenden Aarus, damit es nicht zu Ausfällen kam.
Wer noch anwesend war, ging dem Schwarmer aus dem Weg oder tat so, als wäre er nicht da. Sapritti hatte Trah Zebucks Urteil nicht veröffentlicht, aber es war etwas durchgesickert, und inzwischen wusste es wohl jeder im Wurm. Das kümmerte ihn nicht mehr. Seine Angelegenheiten waren in Ordnung gebracht, und damit war es beendet. Ob es die Bewohner des Wurms nun wussten oder nicht, spielte keine Rolle. Abgesehen von seinen engsten Mitarbeitern würde es ohnehin kaum jemanden emotional berühren, denn der Schwarmer trat nur selten in der Öffentlichkeit in Erscheinung.
Er agierte zumeist im Hintergrund. Daher war diese Position schon beinahe mystifiziert. Jeder Aarus machte sich sein eigenes Bild vom Schwarmer, und Sapritti hatte nie etwas dazu getan, dies zu ändern. Für ihn war es wichtig, dass die Befehle befolgt wurden, ohne weiter hinterfragt zu werden.
Und solange es dem Wurm an nichts mangelte, kam keiner auf die Idee, nach dem Hintergrund einer Aktion zu fragen. Es war schließlich Aufgabe des Schwarmers, den genauen Überblick zu haben und Entscheidungen zu treffen. Er gab den Befehl, und von da ab griff ein Rädchen in das andere, jeder kannte seinen Platz, seine Aufgabe, jeder war Teil des Ganzen. Nur so konnte es funktionieren. Raum für persönliche Neigungen blieb da noch immer genug, wobei das Leben der Aarus öffentlich ablief - so etwas wie Privatsphäre oder Zurückgezogenheit war ihnen fremd. Für Nicht-Aarus war es oft schwer, diese Lebensweise nachzuvollziehen. Dem Konquestor war es natürlich völlig gleichgültig. Er sah alle anderen als Leibeigene an, ihm auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Das Leben eines anderen bedeutete ihm nichts. Er hatte nicht die geringste Vorstellung, was in diesem behaarten Wesen vorgehen mochte.
Sapritti hing sehr an seinem Leben, und er begriff nicht, inwiefern sein Opfer die Arbeiten an DREI weiterbringen sollte. Er fühlte sich sehr wohl dazu berechtigt, dies in Frage zu stellen, denn Trah Zebuck gehörte nicht zum Wurm. Er war ein haariger Landbewohner, dem das Element Wasser auf ewig verborgen bleiben würde, die Eleganz und Leichtigkeit des Schwebens, die Einheit des Lebensraums. Zeit war etwas, das für Aarus überhaupt keine Rolle spielte. ,Außer jetzt für Sapritti. Dennoch machte er sich nicht davon abhängig. Er wusste, dass es nur noch wenige Stunden waren. Von sich aus würde er ohnehin nichts unternehmen; wenn, dann musste Trah Zebuck schon vorbeikommen und ihn zu sich bitten.
Und dann erfahre ich vielleicht noch ein Wunder, wenn ich das Innere des AGLAZARS sehe. Das war Saprittis Trost in diesen Stunden. Zu all den anderen Formeln seines Volkes nahm er schon länger keine Zuflucht mehr. Zu tun gab es nun nichts mehr für ihn; Piriin erledigte alles, und Sapritti fing daher an, Abschied zu nehmen. Er wollte noch einmal die Sphäre tief in sich aufnehmen.
Warum eigentlich nicht? Noch einmal durch den Wurm streifen, einen letzten Blick auf all die Objekte werfen, die darin schwebten und den Aarus Wohnung und Überleben boten. Andere Aarus bei ihrem täglichen Treiben beobachten, unerkannt zwischen ihnen wandeln. Sich dabei an die Streifzüge seiner Jugend erinnern ...
Warum sollte er nicht alle geheimen Lieblingsplätze noch einmal aufsuchen, sich an die Gespenster der Vergangenheit erinnern? Er hatte doch Zeit ...
6.
Das Gespenst von F-04 Ich hasse sie alle, dachte Keito, während er in aller Seelenruhe ein weiteres Energieaggregat abkoppelte und damit „stilllegte". Sie haben mich nicht einmal dazu aufgefordert. Aber sie werden schon sehen, was sie davon haben werden. Ich werde es ihnen heimzahlen. Allen miteinander. In diesem Bereich war er fertig. Keito schleppte seinen schweren alten Körper durch den Gang in eine andere Sektion: ein Fertigungsband für Antriebsaggregate für Tradom-Standard-Gleiter, das schon lange nicht mehr richtig gewartet wurde.
Keito löste hier eine Schraube, lockerte dort eine Verbindung. Aktivierte den Computer und nahm einige Korrekturen am Programm vor. Der alte Techniker nahm seine selbst gewählte Aufgabe sehr ernst, er gab sich ihr geradezu hin. Ein wahres Wunderwerk wollte er vollbringen, sein Glanzstück zum Abschluss seines Arbeitsdaseins. Keito hatte nicht mehr lange Zeit, das wusste er. Man hatte ihm bereits eröffnet, dass er, sobald die
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