2142 - Im Reich der Aarus
war deutlich größer als Susa, maß etwa zwei Meter dreißig und überragte Gucky damit um mehr als das Doppelte. Sein Kopf erinnerte den Mausbiber an den Schädel eines Hammerhais, der schlanke Leib an einen Fisch. Die Haut war grau und rau; Gucky bezweifelte nicht, dass sie sich wie Schmirgelpapier anfühlen würde, würde er sie berühren, wovor er bislang aber zurückgeschreckt hatte.
Die Augen waren dunkel und völlig starr, reglos. Und als der Aarus den Mund öffnete, sah Gucky die spitzen, dreieckigen Zähne darin, tödliche Waffen, die sein Unbehagen noch verstärkten. Die Aarus konnten nichts für ihre Abstammung. Gucky hatte sie als hochintelligente, mitfühlende, freiheitsliebende Wesen kennen gelernt. Aber sie hatten sich aus Fischen entwickelt. Aus Raubfischen.
Und obwohl es auf seiner trockenen Heimatwelt keine größeren Meere gegeben und er in seiner Kindheit und Jugend, bevor er sich an Bord der STARDUST II geschlichen hatte, niemals einen Raubfisch gesehen hatte, löste dieser Anblick in ihm Beklemmung aus. Und das mit fast dreitausend Jahren!, spottete Plofre. Feigling! Es lag tatsächlich an dem Hammerhaischädel, der Fischhaut, den starren, kalten Augen. Dem Unterschied zwischen einem im Wasser lebenden, durch Kiemen atmenden Wesen mit Flossen einerseits und einem fellbedeckten, landlebenden Geschöpf andererseits. „Es hat keinerlei Schwierigkeiten gegeben", sagte der Schwarmer. „Wir können sofort aufbrechen." Sein Schädel pendelte auf dem kurzen Hals abwartend hin und her. Die Bewegung wirkte auf Gucky irgendwie lauernd. Na los, Nagezahn raus!
Diesmal kam Gucky Plofres Aufforderung nach. „Pass auf sie auf, Großer", sagte er zu den Siganesen, die den Roboter steuerten. „Und macht keine Dummheiten." Prakma und Parrot sahen zu ihm herüber. Der Chefwissenschaftler der LEIF ERIKSSON setzte sogar ein schwaches Lächeln auf. „Wird schon schief gehen!" Der Zaliter Trerok verzog keine Miene, als er nach den beiden Terranern den Container betrat, und die Gesichtsbewegungen des Echsenwesens Qertan konnte Gucky sowieso kaum deuten.
Cheplin hob plötzlich den Kopf und drehte ihn zuerst nach links, dann nach rechts. Seine balkenförmig verbreiterte, an den Seiten über das Gesicht hinausragende Nase enthielt die Bestandteile eines elektromagnetischen Ortungssinns; offensichtlich „lauschte" er damit. Dann wiegte er den Kopf. „Nichts." Gucky konnte seine Nervosität und Anspannung verstehen. Sie befanden sich tief im Feindesland, hatten Unterschlupf gefunden in der Fabrik-04, die 29 Kilometer von dem geheimnisvollen Hebewerk entfernt durch den Innenraum von Aarus-Kaart trieb. Hier hielt sich zwar kaum noch jemand auf - die meisten Aarus waren durch das Hebewerk in die Fensterstation DREI übergewechselt -, doch die Gefahr einer Entdeckung war jederzeit gegeben. Die relative Sicherheit, in der sie sich befanden, war höchst trügerisch.
Allerdings verfügte Gucky ja noch über seinen telepathischen Sinn, der ihm verriet, dass sich ihnen tatsächlich kein Aarus näherte. Auch TOMCAT glitt nun auf seinen Prallfeldern in den Leer-Container. Susa lief zu Cheplin und umarmte ihn kurz. Die beiden Aarus sprachen kein Wort. Alles war gesagt; jeder wusste, was er zu tun hatte. Dann kehrte der Schwarmer in das Montageboot zurück, schloss die Luken, justierte das Fesselfeld und dockte ab. Gucky esperte dem scheibenförmigen Boot hinterher. Es wendete in einer engen Kurve und nahm Kurs auf den Bug des Wurms, wo sich das Hebewerk befand. Der Mausbiber konnte nur hoffen, dass Cheplin seine Fracht sicher ans Ziel brachte ... und rechtzeitig wieder zur Fabrik-04 zurückkehrte.
„Die technischen Voraussetzungen des Unternehmens sind klar", sagte Susa. „Wir müssen Aarus-Kaart zum Flackern bringen, um auf optische Weise den Datensatz des Paradim-Panzerbrechers in die Milchstraße zu übertragen. Aber der Wurmschirm kann nicht beliebig schnell pulsieren, zumal wir für die Messgeräte der Gegenseite eindeutig unterscheidbare Helligkeitswerte schaffen sollten."
Diesmal musste Plofre den Mausbiber nicht auffordern, den Nagezahn aufblitzen zu lassen. „Und wir müssen so eine Art Einleitungsflackern mit geringer Frequenz veranstalten. Damit unsere Freunde in der Milchstraße wissen: Aufgepasst, da kommt was hinterher!"
„Hast du eine Vorstellung davon, wie lange das dauern wird?" Hast du?, fragte Plofre. Hast du, großer Mausbiber? Susa veränderte eine Einstellung des in ihrem Exoskelett integrierten
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