2143 - Gegen die Fensterstation
das auf den Wellen tanzte, kein Wurm, der ihn barg und schützte, eine Schwerkraft, die höher war als die, an die er gewöhnt war, zwar vielleicht nicht bedeutend höher, aber auf Dauer setzte sie ihm und allen anderen beträchtlich zu.
Die meisten Aarus hatten die Neutralisatoren ihrer Exoskelette oder Portensoren permanent aktiviert, so auch Tarfein. Aber er kam sich trotzdem vor wie bei einem Gang durch die Wüste. Auch wenn der Körper vor ihrer Hitze abgeschirmt war, der Geist wusste, dass das nächste Wasser schier unendlich weit entfernt war.
Tarfein ließ den Blick durch die provisorische Zentrale gleiten, die die Aarus an Bord der Fensterstation eingerichtet hatten. Wenigstens gingen die Arbeiten wie geplant voran. Die Politik der kleinen Schritte, die er und seine Leute ausgearbeitet hatten, schien aufzugehen. Sie hatten einen Stationsrechner nach dem anderen gesäubert und die fremden Steuersignale, die sich virenartig ausgebreitet hatten, bis auf wenige Computer zurückgedrängt.
Nur noch wenige Stunden, schätzte Tarfein, drei vielleicht, und sie konnten Trah Zebuck Vollzug melden.
Der Rescote schaute zu seinem Stellvertreter Reyes hinüber, der seinen starren Blick spürte und den Kopf drehte, um ihn zu erwidern. Ihrer beiden Lippen verfärbten sich hellorange. Sie waren äußerst wurmig, und sie hatten auch allen Grund dazu.
Am meisten freute Tarfein, dass Aherrn Roa bald seine Niederlage eingestehen musste. Er mochte den Ehrwürdigen Wissenschaftler wirklich nicht.
In diesem Augenblick blinkten die Displays sämtlicher Computer mit unerklärlicher Hektik, Warnleuchten flammten auf, akustische Signale kreischten und dröhnten und jaulten, und überraschte Rufe zahlreicher Aarus machten den Aufruhr perfekt.
*
Tarfein ließ jeden Gedanken an Aherrn Roa fallen und richtete den Blick auf sein Terminal.
Wüstenheißer Schrecken erfasste ihn, ein glutheißer Wind, der selbst den Schmierfilm auf seiner Haut verdunsten ließ.
Die Daten, die das Terminal einspielte, waren eindeutig. Und völlig unerklärlich.
Nach einer ganzen Reihe merkwürdiger Ausfälle, Störungen, Rückschlägen und Computerproblemen übermittelte auch der größte Energiezapfer der Station DREI, dass er seinen Betrieb aufgenommen habe - anscheinend ohne jeden konkreten Auftrag oder Befehl.
Die Lippen des Rescoten verfärbten sich schon wieder. Diesmal aber zur anderen Seite der Abstufung. Er konnte es nicht fassen. Damit nicht genug! Der Zapfer arbeitete plötzlich im Volllast Betrieb - obwohl in der Station keineswegs zusätzlicher Energiebedarf herrschte. Herrschen konnte.
Tarfein war über sämtliche Vorgänge ganz genau informiert.
Noch etwas fiel ihm auf. Die gesamte gezapfte Energie wurde an einen einzigen Speicherkomplex weitergeleitet, der die eingehenden Mengen aber keinesfalls verarbeiten konnte.
Was war da geschehen? Und ... welche Folgen würde das haben?
Der Rescote rief auf seinem Terminal die entsprechenden Daten auf. Der Wüstenwind wurde heißer.
Die Ursache der katastrophalen Störung hatte er rasch ausgemacht: Eine der aarusischen Arbeitsgruppen hatte offenbar in dem Moment, in dem das Verhängnis begann, die entsprechenden Anlagen routinemäßig abgefragt.
Die Wüste trocknet selbst das tiefste Wasser aus.
Der Gedanke lag nahe, dass auf irgendeine Weise die Aarus selbst den unerklärlichen Ablauf ausgelöst hatten. Aber er wusste, dass dem nicht so war.
Tarfein glaubte keinen Augenblick lang daran.
Der Rescote zog sämtliche Register seines Könnens, griff auf sämtliche Kniffe zurück, die er im Lauf seines Lebens gelernt hatte, doch es gelang ihm nicht, den Vorgang abzubrechen. Irgendetwas verhinderte, dass er von der behelfsmäßigen Zentrale aus den geringsten Einfluss auf den Zapfer, den Speicher oder die Weiterleitung nehmen konnte.
Vor Tarfeins innerem Auge zog der Wurm vorbei. Und dann das Scheitern seines Auftrags. Er war nicht der Schwarmer, aber er hatte eine gewisse Verantwortung übernommen.
In drei Stunden hätten sie die Blockade aufgehoben! Und nun das ...!
Sie hatten keine drei Stunden mehr. In drei Stunden würde der Speicherkomplex die eingespeiste Energie schon längst abgegeben haben. Spontan und unkontrolliert. In Form einer gewaltigen Explosion, die die gesamte Fensterstation zerstören würde!
Er mochte Aherrn Roa wirklich nicht, aber er sah keine andere Möglichkeit. Er musste mit dem Ehrwürdigen Wissenschaftler zusammenarbeiten, wollten sie die Station noch
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