2150 - Festung der Inquisition
nicht mehr lange verbergen zu können. Das Warten zehrte an seinen Nerven, drohte ihn schier in den Wahnsinn zu treiben.
Er wusste, dass es nicht endlos lange so bleiben konnte. Die Inquisition würde die militärische Lage am Stirnenfenster auf Dauer nicht einfach ignorieren können.
Aber dieses Warten ... dieses grausame Warten ...
Trah Zebuck riss sich zusammen. Er ließ die große dreidimensionale Darstellung des Sternenfensters abschalten und eine Karte Tradoms projizieren.
Ihm stand so gut wie nichts mehr zur Verfügung, womit er virtuelle taktische Planspiele durchführen konnte. Aber so gut wie nichts war eben nicht gleichbedeutend mit gar nichts.
„Hebe die mir zur Verfügung stehenden Valenter-Flotten farblich hervor!", befahl er.
In dem Hologramm leuchteten Punkte auf. 100.000 ... 200.000 ... 300.000 ...
300.000 Polizeischiffe der Valenter, davon 90.000 Einheiten der größten Modellreihe, der 500-Meter-Typen.
Man konnte über den Gefechtswert der Polizeischiffe streiten, doch immerhin verfügten sie über genügend Feuerkraft, um zumindest in größeren Verbänden auch Raumschiffe der Galaktiker zu gefährden.
Der Konquestor zögerte, aber nur kurz. Alles war besser als dieses grausame Warten.
„Okarem", sagte er. „Erteile 270.000 Polizeischiffen Marschbefehl!"
Der neue Kommandant der TRAH BAR sah ihn fragend an.
„Sie sollen sich an von mir noch zu bestimmenden Positionen in angemessener Entfernung vom Sternenfenster zusammenziehen!", befahl der Konquestor.
3.
Zim November 5. März 1312 NGZ „Ein Katamar!", meldete Lauter Broch't, Spitzname Frettchen, Leiter der Abteilung Funk und Ortung.
Zim November spannte unwillkürlich seine Muskeln an, aber nur einen Augenblick lang. Die Katamare des Reiches ließen sich permanent sehen, blieben aber stets außerhalb der Reichweite terranischer oder arkonidischer Geschütze.
Präsenz zeigen, dachte der junge Emotionaut. Die Taktik der kleinen Nadelstiche. Wobei sie noch nicht einmal zustechen können, uns aber immerhin daran erinnern wollen, dass sie noch da sind.
Jetzt hatte auch Zim das Doppelrumpfschiff in der Darstellung seiner SERT Haube. Es war ein Punkt von Tausenden. Im Sektor Roanna herrschte reger, auf den ersten Blick chaotisch anmutender Schiffsverkehr. Der Brückenkopf wurde unter Hochdruck militärisch befestigt. Fast im Minutentakt wurden gewaltige Flotteneinheiten der Terraner, Arkoniden und Posbis verlegt.
Wie gewohnt flog der Katamar einen Parallelkurs zu den galaktischen Einheiten knapp außerhalb deren Waffenreichweite. Trotzdem beschloss Zim, den feindlichen Raumer im Auge zu behalten, um im Falle eines Falles sofort reagieren zu können. Bei diesen verhältnismäßig geringen Entfernungen konnten Sekundenbruchteile entscheidend sein.
„Kommandantin an Pilot!" Pearl TenWafers Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. „Kurs auf das Sternenfenster setzen! Wir kehren zur Nachrüstung in die Milchstraße zurück und landen in unmittelbarer Nähe des Fensters auf einem PONTON-Tender!"
*
„Geschwindigkeit bei exakt fünf Prozent Licht", meldete Zim. „Entfernung zum Sternenfenster einhundertfünfzigtausend Kilometer. Einflug ins Fenster in zehn Sekunden."
Fünf Prozent Lichtgeschwindigkeit, das war genau der Grenzwert, der gerade noch einen sicheren Durchstoß erlaubte.
Zim wappnete sich gegen das, was ihn erwartete, sobald die LEIF ERIKSSON in das hyperenergetische Feld eindrang.
Er hatte es schon einmal erlebt, und es war genau wie damals.
Ihn erfüllte ein kribbelndes, unnatürliches Gefühl. Er öffnete den Mund und wollte Meldung machen, dass der Durchstoß begonnen hatte, doch die Silben waren plötzlich zitronengelbe Luftblasen, die auf den Lippen kitzelten, sich ausdehnten, bis sie größer als sein Körper waren, seinen Mund aber noch nicht verlassen hatten. Doch das spielte keine Rolle. Auch sein Körper bestand nur noch aus Luftblasen, die Atome lösten sich auf, wurden zu Blasen, die wie Universen durch den Hyperraum trieben. Er hatte seine Gedanken noch, war aber nichts weiter als ein Koagulat, ein aus einer kolloidalen Lösung ausgeflockter Stoff, ein Universum unter unzähligen im Multiversum.
So schnell, wie es begonnen hatte, war es auch wieder vorbei. Schnell und zeitlos und gleichzeitig endlos lange. Es dauerte eine Ewigkeit und gleichzeitig nicht einmal eine Millisekunde, die unsichtbare Ebene zu durchbrechen. In einem einzigen, nicht messbaren Augenblick hatte die LEIF fast 388
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