2153 - Die Tributschmiede
setze ich das CaJu-Projekt ein. Bis dahin ist es zur Perfektion gediehen. Wir haben nur noch einige wenige Schritte zu erledigen, dann ist alles in Ordnung. Die abschließenden Prüfungen sind zu unserer Zufriedenheit verlaufen."
„Nicht einem anderen", entgegnete der Bote. Can Jumptey blickte ihn verständnislos an. „Wie meinst du das?", fragte er. „Du sagtest, dass du den Sessel für einen anderen frei machen willst", erwiderte der Bote. „Aber es wird kein Mann darauf Platz nehmen, sondern eine Frau. Mina Rafid."
„Weiß sie es schon?" Der Finanzverwalter verbarg seinen inneren Aufruhr hinter einer Miene eisiger Konzentration. Er ließ sich nicht anmerken, wie sehr ihn diese Nachricht getroffen hatte. Er hielt seine Assistentin für nicht ausreichend qualifiziert, und nach den Ereignissen der letzten Stunden sah er in ihr seine größte Feindin. Es war unerträglich für ihn, dass sie seine Nachfolgerin werden würde. „Ich würde es ihr gern sagen. Sie hat es verdient."
„Wir haben sie noch nicht informiert", antwortete der Bote. „Das ist deine Aufgabe." Er erhob sich. Can Jumptey begleitete ihn zur Tür hinaus und durch die Vorzimmer bis auf die vielfach gewundenen Gänge des Gebäudes hinaus, die manchmal den Eindruck erweckten, als verberge sich eigenes Leben in ihnen. Als der Bote im Lift nach unten gefahren war, lehnte Jumptey sich für einen kurzen Moment an die Wand. Er hatte Mühe, sein in Aufruhr geratenes Inneres wieder ins Lot zu bringen. Das Gemäuer des Gebäudes, das ihm in den vielen Jahren seiner Arbeit so vertraut geworden war, schien einen stabilisierenden Einfluss auf ihn auszuüben.
Er löste sich von ihr und schüttelte diesen Gedanken ab. „Nur nicht die Nerven verlieren!", ermahnte er sich, während er in sein Büro zurückkehrte.
Auf dem Weg zu seinem Arbeitstisch wies er einen seiner Assistenten an, Mina Rafid zu ihm zu rufen. Es dauerte keine drei Minuten, bis die Assistentin bei ihm erschien. Sie war seinem Ruf unverzüglich gefolgt. „In letzter Zeit haben sich einige unnötige Spannungen aufgebaut", eröffnete er das Gespräch. „Ich bin dar an interessiert, sie abzubauen, damit wir zu einer sachlichen Zusammenarbeit kommen. Ich habe soeben die Information erhalten, dass man dir die Chance zu einem interessanten Karrieresprung einräumt. Wie es jetzt weitergeht, hängt jedoch entscheidend von CaJu-Perfekt ab. Wir müssen es innerhalb von zwei Tagen installieren."
„Das ist unmöglich", behauptete sie. „Die Folgen wären verheerend. Wir können das Projekt erst nutzen, wenn die bestehenden Fehler ausgemerzt sind. Setzen wir es vorher ein, gibt es eine Katastrophe."
„Bisher habe ich mich auf dein Wort verlassen. Das kann ich unter den gegebenen Umständen nicht. Ich möchte Einblick in das Projekt haben. CaJu-Perfekt muss in meine persönliche Rechneranlage eingespeist werden."
„Das widerspricht den Vorschriften", weigerte sie sich. „Du selbst hast die Paragraphen formuliert. Das Projekt darf meine Abteilung nicht verlassen, bevor es fehlerfrei funktioniert."
Can Jumptey musste einräumen, dass ihre Weigerung korrekt war. Dennoch brachte sie ihn bis zur Weißglut. Er war nahe daran, sich auf sie zu stürzen. Nur mit äußerster Mühe hielt er sich zurück. Stumm nickte er ihr zu, und sie verließ das Büro. Jetzt hatte er nur noch eine Möglichkeit. Sie zu nutzen bedeutete den letzten Ausweg für ihn. Er musste mit seinem Sohn reden, und das war nicht leicht für ihn. Eine tiefe Kluft hatte sich zwischen ihnen aufgetan, nachdem sie ihre letzte Auseinandersetzung gehabt hatten. Can Jumptey hatte versucht, seinem Sohn den Willen aufzuzwingen und ihn nach seinen Vorstellungen zu formen. Doch sein Sohn hatte sich als starke Persönlichkeit erwiesen, die wenigstens so dickköpfig sein konnte wie er und die auch vor einem Bruch mit ihm nicht zurückschreckte.
3.
Schüsse peitschten durch die Straßenschluchten. Benjameen da Jacinta eilte an eines der Fenster und blickte hinaus. „Valenter!", rief er. „Die Polizisten sind überall auf der Straße."
„Kein Wunder", kommentierte Tess. „Wenn hier ein Holo des Trümmerimperiums projiziert wird, ist das eine pure Provokation für das Reich."
Ebenso wie Grek und Norman beobachtete sie das Geschehen weit unter ihrem Zimmer. Aus den Fenstern eines Hochhauses und aus Öffnungen im Boden quollen weitaus mehr als hundert Reinigungsmaschinen der unterschiedlichsten Art. Sie waren mit Waffen ausgerüstet
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