2153 - Die Tributschmiede
Knie legte und sich ihm zuwandte. „Es tut mir Leid. Ich habe dir nicht geglaubt. Doch das ist jetzt anders, und ich möchte dir Gelegenheit geben, es mir zu beweisen."
„Warum?"
„Weil ich deine Hilfe benötige." Vorbehaltlos schilderte der höchste Finanzbeamte des Planeten, in welcher Situation er sich befand.
Die bei den Männer redeten lange miteinander. Stunden vergingen, in denen der Streit immer wieder mal aufflackerte, in denen zugleich aber auch das Verständnis füreinander wuchs. Can Jumptey lenkte jedes Mal ein, wenn der Streit zu eskalieren drohte. Er verhielt sich in einer Art wie selten zuvor in seinem Leben. Er hatte keine andere Wahl, er musste es tun. Als sie bei ihrem Gespräch ein Problem ansprachen, bei dem ein endgültiger Bruch unvermeidlich zu sein schien, war es sein Sohn, der die Situation rettete. Er umarmte seinen Vater und zog ihn an sich. „Wir sind zwei dickköpfige Narren", sagte er. „Selbst wenn wir anderer Meinung sind, sollten wir uns doch respektieren." Can Jumptey war zunächst nicht in der Lage zu antworten. Er brauchte einige Sekunden, um sich zu fangen. „Du hast Recht, Morank", sagte er. „Ich habe mich viel zu lange nicht um dich gekümmert, so dass ich schon beinahe verlernt habe, deine Unabhängigkeit anzuerkennen. Ich wollte nicht mit dir reden wie mit einem Untergebenen. Und ich werde es nie wieder tun. Versprochen."
„Du verlangst sehr viel von mir, Vater, aber ich bin bereit, dir zu helfen. Unter einer Voraussetzung."
„Und die ist?"
„Du wirst mir nicht helfen, wenn wir das Gebäude betreten. Du wirst nur bei mir sein und mich begleiten."
„Einverstanden." Can Jumptey musterte seinen Sohn. Erneut kamen ihm Zweifel, dass dieser ohne jegliche technischen Hilfsmittel den Widerstand überwinden konnte, der sich ihm entgegenstellen würde. Er beugte sich dem Willen Moranks. Nachdem sie sich ins Haus zurückgezogen hatten, um eine Kleinigkeit zu essen, brachen sie auf.
Mittlerweile war es dunkel geworden. Der Regen stürzte aus einem nachtschwarzen Himmel herab, und Sturm war aufgekommen. Er heulte durch die Schluchten der Hochhäuser. In der Ferne hellten die Blitze eines Gewitters die Nacht ein wenig auf. Die bei den Männer achteten nicht auf das Wetter. Sie konzentrierten sich ganz auf die Aufgabe, die vor Morank lag. Auf halber Höhe des Finanzgebäudes landeten sie den Gleiter auf einer vorspringenden Plattform. Kaum hatte die Maschine aufgesetzt, als sich auch schon ein Prallschirm über ihr aufbaute und sie von den Wasserfluten abschirmte, die vom Wind herangetragen wurden.
Can Jumptey ging voraus. Die Tür öffnete sich vor ihm, und er trat ein. Dann blieb er stehen und drehte sich um. Er erwartete, dass sich ein unsichtbares Hindernis vor seinem Sohn aufbauen und ihn daran hindern würde, das Gebäude zu betreten. Nichts geschah. Morank Tharay folgte ihm, ohne aufgehalten zu werden. Er griff sich nicht an den Kopf, weil er von quälenden Schmerzen befallen wurde, und er schwankte auch nicht, weil sein Gleichgewichtssinn gestört war. Das Haus hatte keine Macht über ihn. Während sie ihren Weg fortsetzten, blickte der höchste Finanzverwalter Tradoms seinen Sohn fragend an. „Keine Tricks", versicherte Morank. „Ich habe eine bestimmte Fähigkeit. Das ist alles." Can Jumptey presste die Lippen zusammen und schwieg, was ihm sichtlich schwer fiel. Derartiges hatte er noch nie zuvor erlebt. Er selbst trug einen winzigen Chip unter der Haut seines Handgelenkes. Ohne ihn wäre er nicht in der Lage gewesen, das Haus zu betreten.
Der Verdacht drängte sich ihm auf, dass Morank Tharay ebenfalls über einen solchen Chip verfügte. Allerdings war es nach seinen Informationen ausgeschlossen, dass er sich ein solches Gerät ohne Genehmigung von höchster Stelle verschafft hatte. Sein Sohn erriet seine Gedanken. Er verzog sein Gesicht, und dann legte er seinem Vater den Arm um die Schultern. „Ich weiß, es fällt dir schwer", sagte er, „aber du solltest mir wirklich glauben."
Wenig später betraten sie die ausgedehnten Büroräume des Finanzverwalters, in denen zurzeit nur wenige Assistenten arbeiteten. Can Jumptey führte seinen Sohn in sein Büro, wo er ihm Zugang zu seinem zentralen Rechensystem verschaffte. Morank Tharay begann zu arbeiten. Nach etwa einer Stunde gelang es ihm, in das von Mina Rafid verwaltete System einzudringen und eine Kopie des CaJu-Programms in den Arbeitsbereich seines Vaters zu ziehen. Zufrieden mit dem Erfolg seiner
Weitere Kostenlose Bücher