2153 - Die Tributschmiede
überprüften sie ihre Unterkunft, bis sie sicher sein konnten, dass sie nicht verwanzt war und dass es auch sonst keine Einrichtungen gab, die sie verraten konnten.
Tess Qumisha nutzte sofort die Informationsmöglichkeiten des Hotels, um mehr über diese Welt zu erfahren. „Dies ist tatsächlich eines der ganz großen Wirtschaftszentren Tradoms", sagte sie zu den anderen. Sie konnte eine gewisse Nervosität nicht verbergen. „Irgendwie müssen wir die Gelegenheit nutzen, um Tradom einen Schlag zu versetzen", sagte Benjameen mit unterdrückter Wut. „Allein diese unglaublichen Zustände auf Sklavenwelten ..."
Er schüttelte den Kopf. „Man muss dieses Regime stürzen." Tess lächelte humorlos. Sie sah die Situation weitaus realistischer als er. „Ach ja?" Sie seufzte. „Wie stellst du dir das vor?"
„Das weiß ich noch nicht genau", gab er zu. „Das überrascht mich nicht", konterte sie nüchtern und beinahe kühl. Auf einmal brummte Grek vernehmlich vor sich hin. Er fand offenbar Gefallen an der Idee. „Keiner von uns ist Wirtschaftsexperte", sagte sie. „Oder ein wenig deutlicher: Keiner von uns hat auch nur die geringste Ahnung davon, wie die Wirtschaft Tradoms funktioniert. Mein Fachgebiet ist die Hochfrequenz-Energie, und du bist ein Träumer. Von Grek ist wohl auch nicht viel zu erwarten und von Norman ebenfalls nicht."
Der Klonelefant gab einen kläglich klingenden Laut von sich. Er schien ihrer Meinung zu sein. „Wenn ich es richtig sehe, gibt es einen gewaltigen, ungemein schlagkräftigen Verwaltungsapparat, der dafür sorgt, dass die Wirtschaft in der gesamten Galaxis nach ganz bestimmten Regeln funktioniert", fuhr Tess energisch fort. „Wir verfügen über ein paar Chips mit CE-Tradicos'. Das ist nichts. Das ist weniger als nichts. Damit könnten wir noch nicht einmal eines dieser Hochhäuser kaufen, uns einen gewissen Einfluss auf den Raumhafen verschaffen oder in anderer Weise wirtschaftlich wirksam tätig werden. Die Ökonomie einer ganzen Galaxis können wir schon gar nicht erschüttern."
Benjameen fuhr sich mit dem Handrücken über die tränenden Augen. Sichtlich enttäuscht blickte er zu Boden. „Du hast Recht", gab er zu. „Wir verstehen uns auf militärisch ausgerichtete Kommandoeinsätze, aber wir haben so gut wie keine Ahnung von dem, was hinter den Fenstern dieser Häuser geschieht." Er deutete zu einem Gebäude hinüber, das sich unweit vom Hotel erhob. Es war etwa vierhundert Meter hoch und zweihundert Meter breit. An seiner Fassade leuchteten Holos, mit denen für eine Reihe von Chemikalien mit rätselhaften Bezeichnungen geworben wurde.
Dahinter ragte ein noch weit höheres Gebäude bis in die Wolken hinauf. Es war das beherrschende Element der Skyline der Stadt. Der muschelförmige Bau war wenigstens sechs Kilometer breit und gut 2000 Meter hoch. Das mit zahllosen Fenstern versehene Gebäude sah aus, als ob es aus einem Naturstein errichtet worden sei. Schwärme von Gleitern bewegten sich in seiner Nähe.
Säulen aus Gold waren rings um das Gebäude angeordnet, die alle mit dem Auge Anguelas ausgestattet waren. Auf den riesigen, 450 Meter in den Himmel ragenden Säulen glomm jeweils ein Auge Anguelas, ein stilisiertes Symbol der gütigen Macht. Jedes Auge erschien als strahlender holografischer Effekt, eine dunkelrote, glimmende Mikrosonne von achtzig Metern Durchmesser. Dabei hatte jede Säule einen Durchmesser von etwa fünfzig Metern und war von oben bis unten mit kleinteiligen Ornamenten bedeckt.
Vor den Säulen kämpften an hohen goldenen Masten die Fahnen des Reiches Tradom gegen den unaufhörlich fallenden Regen und den böigen Wind, der an ihnen zerrte, sie mal weit entfaltete, um sie dann wieder zusammenzuknüllen, als käme es darauf an, das Wasser aus ihnen zu wringen. Um was es sich bei dem Gebäude handelte, war nicht zu erkennen, und vorläufig befasste sich auch keiner von ihnen mit dieser Frage. Ihnen ging es um etwas anderes. Es war deprimierend, aber es war so, wie Tess gesagt hatte. Sie verfügten über Millionen von Tradicos und konnten damit alles bezahlen, was sie für ihren persönlichen Bedarf benötigten. Sicherlich konnten sie damit sogar Waffen erwerben, aber sie wären nicht in der Lage gewesen, die Ladung eines einzigen Raumfrachters zu kaufen. Selbst wenn sie es vermocht hätten, wäre damit nichts gewonnen gewesen. Der Verlust eines Frachters und sei er mit Waren von schier unersetzlichem Wert beladen - hätte nicht den geringsten
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