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2157 - Die Wurmreiter

Titel: 2157 - Die Wurmreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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als jeder andere hielten. Von einem erhöhten Posten aus, einer Felsenspitze etwa, konnte man rings um den Berg Kedo in unterschiedlichen Höhenlagen viele solcher Lichtpunkte aus der Dunkelheit herausschimmern sehen, wo man tagsüber keine Zivilisation vermutet oder erahnt hätte.
    In der Siedlung selbst herrschte lebhaftes Treiben; Frauen und Männer, Kinder und Jugendliche bewegten sich zwischen den Hütten, um sich zu unterhalten, gemeinsam zu kochen, zu einer erstaunlich melodiösen Musik zu tanzen und zu singen oder ums Feuer geschart gebannt einer Geschichtenerzählerin zu lauschen. Zwischen den Beinen lief zahmes Hausvieh und bettelte um einen Leckerbissen oder um Streicheleinheiten.
    Alles wirkte harmonisch, ausgeglichen und friedlich. Alaska konnte kaum glauben, dass diese koboldartigen Wesen so kriegerisch und gnadenlos gegenüber jedem anderen Artgenossen sein sollten, der nicht zum selben Stamm gehörte.
    Aber er hatte keinen Grund, an Emboys Worten zu zweifeln. Immerhin war dem kleinen Helden ebenfalls ein grausames Schicksal zugedacht gewesen, dem er in letzter Sekunde durch ihr Auftauchen entgangen war.
    Emboy wusste natürlich, dass es sich um einen Zufall gehandelt hatte, aber er würde sich hüten, das allen zu erzählen. Er verkaufte seine Geschichte gegenüber dem Rat sehr gut; denn er verstand sich auf Formulierungen und Ausschmückungen. Alle härten ihm aufmerksam zu, mit aufgestellten Ohren und ruhigen Büscheln.
    Dennoch gab es Zweifler, allen voran Rupe Cormaron, den alten Lehrmeister, über den Alaska schon einiges gehört hatte. Immerhin hatten sie einige Stunden gemeinsame Wanderung hinter sich gebracht, die Emboy in nahezu jeder Minute mit Geschichten aus seinem Leben gefüllt hatte. Rupes Naturell war von Misstrauen geprägt; vielleicht deswegen ein Grund, weshalb er immer noch Anführer der Schar war. Er nahm es nicht einfach hin, dass Alaska und Monkey als Sternbewohner präsentiert wurden, die Emboy Wogelkem durch Befreiung begnadigten. „Wieso seid ihr nicht in eurem Himmelsgefährt gekommen?", wollte er wissen. „Wieso bewegt ihr euch zu Fuß durch die Gefahren des Dschungels, von unten nach oben?"
    „Aber wie kannst du zweifeln?", warf Hao Mirke ein. „Sie sind mächtig, das haben sie mit Emboys Befreiung bewiesen! Außerdem sind sie ganz anders als wir, so ... groß! Sie sind mindestens zehnmal stärker als wir. Erwecke nicht ihren Zorn!"
    „Sie sind hier in Azzati-Tribo, auf unserem eigenen Grund, und wir haben das Recht zu sprechen", schmetterte Rupe sie ab. „Solange mich nicht der Blitz trifft, während ich spreche, werde ich meine Meinung sagen. Und noch habe ich keinen Beweis, dass es Sternbewohner sind."
    „Wer sollten sie sonst sein?", wollte eine weise Frau wissen.
    Rupe hob die Schultern. „Die Welt ist größer als der Berg. Sie könnten von überall kommen. Wir haben diesen Platz nie verlassen, weil er uns gehört.
    Einst wurden wir ausgestoßen, aber Kedo gehört immer noch uns, und eines Tages werden wir auch wieder oben in ihm herrschen. Wenn das Vergehen unserer Urahnen gesühnt ist ... Doch nichts, was außerhalb dieses Berges lebt, kann mächtiger sein, als wir es einst waren."
    „Dann stelle uns doch auf die Probe!", verlangte Monkey.
    Der Oxtorner stand mit verschränkten Armen mitten im Raum, seine gänzlich haarlose, hellbraune Haut erhielt vom Licht der Fackeln einen seidigen Schimmer. Unter den dicken schwarzen Augenbrauen lagen die anthrazitfarbenen, starren Kameraaugen, die auf unheimliche Weise jeden in diesem Raum zu fixieren schienen.
    Einige Perminen rutschten unruhig auf ihren Sitzen umher. Sie glaubten an die Version der Sternbewohner und hielten es augenscheinlich für besser, nicht zu deutlich zu widersprechen oder zu zweifeln. „Pah, mach das doch!"- fügte Emboy schnippisch hinzu. „Wenn du nicht glaubst, was ich gesagt habe ... werden sie dir ihre Macht beweisen!"
    „Wir werden sehen", meinte Rupe, und dann geschah alles sehr schnell.
    Mit einer Geschwindigkeit, die niemand dem alten Kämpen zugetraut hätte, griff er nach einem Speer und warf ihn mit aller Kraft. Er durchschnitt singend die Luft im Langhaus, legte die kurze Strecke zurück und traf im Verlauf eines Lidschlags. Kein Permine hätte diesem Wurf je ausweichen können.
    Auch Monkey hatte sich um keinen Millimeter gerührt. Das aber hatte seinen Grund. Der Speer prallte von dem Oxtorner ab und fiel klappernd zu Boden, die Spitze war völlig verbogen. Monkey zuckte

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