2159 - Raumschiff Leuchtkraft
öffnete sich eine Falltür.
Bevor er reagieren konnte, stürzte er in öliges, perlendes Wasser. Der Rumpf der SCHUBKRAFT zog über ihm vorbei, ein hämmerndes Geräusch wie eine Schiffsschraube, dann zog ein Strudel ihn in die Tiefe des Stroms.
Sein tonnenschwerer Körper versank im Fluss. Er lag wie ein Stein am Grund. Fünf Minuten, zehn. Sein aufsteigender Atem verwandelte sich in Blasen, die Blasen in leuchtende Singularitäten, und Monkey glaubte mit schwindendem Bewusstsein, die Sterne und die Wüstenlandschaft des Planeten Eolix II zu sehen. Er konnte die Luft nicht mehr sehr lange anhalten.
Saedelaere und Saedelaere. Sie standen einander gegenüber, und sie wussten beide, dass nur einer von beiden real sein konnte. Falls es nicht mehrere Realitäten gab, wie auch immer die Definition von Realität aussah. Es war keine Frage von Leben und Leben lassen, sondern von Sein und Nichtsein. „Eine andere Person würde ich jetzt fragen, was sie denkt", brachte der Herr der Festung mit holprig klingendem Tonfall hervor. „Aber nicht mich."
„Nein."
Saedelaere stand mit dem Anzug der Vernichtung dem Vorsitzenden der Tafel gegenüber. „Von wo kommst du?", fragte ihn der Herr nach einer Weile. „Aus dem Schwarm Kys Chamei. Ich bin im Raumschiff LEUCHTKRAFT, um die Abschaltung des Schwarms zu verhindern. Ich suche die Frau Samburi."
Saedelaere starrte die Plastikmaske des Herrn mit angewiderter Faszination an.
Es machte ihn hilflos, sich selbst so zu sehen. Er hatte viele Jahrhunderte mit dem Cappin-Fragment im Gesicht zugebracht. Die Erinnerung war vielleicht verschüttet, aber der Anblick des Herrn der Festung legte alles wieder frei.
Wer den strahlenden Klumpen sah, wurde wahnsinnig und musste an den Folgen sterben. Ein Vorgang, der meist nur wenige Minuten dauerte.
Das Cappin-Fragment stieß organische Materie ab. Saedelaere war daher gezwungen gewesen, eine Maske aus Plastik zu tragen. Er wusste gut, wie es war, ein Ausgestoßener zu sein. Einer, dessen Gesicht den Tod brachte. „Ich kann mich nicht erinnern, dass ich ein Leben besitze", sagte der Herr der Festung plötzlich. „Ich habe niemals diese Burg verlassen. Eine Ewigkeit nicht. Wann bist du geboren?"
Saedelaere antwortete: „Um Mitternacht. Zwischen dem
2.
und dem 3. Dezember 3400 nach Christus."
„Ich bin nicht geboren. Ich bin einfach da."
„Keine Erinnerung?"
„Doch. Aber sie fühlt sich nicht... fühlt sich nicht richtig an. Wir wissen beide, was das bedeutet."
„Ja."
„Ich bin nicht wirklich", sprach der Herr der Festung. Saedelaere sagte unsicher: „Es ist nicht einfach, das zu entscheiden." Aber der Herr der Festung entschied: „Ich bin nicht wirklich." Saedelaere gab keine Antwort mehr.
Wie sollte er sich selbst belügen? „Wenn du fort bist", sprach der Herr, „werde ich aufhören zu existieren. Vielleicht wurde ich nur wegen dir geschaffen."
„Ein lächerlicher Gedanke. Warum das?"
„Samburi Yura hat vielleicht ein Interesse an dir."
Saedelaere empfand den Blick des Herrn der Festung als lauernd, als eifersüchtig. „Ja", bestätigte er dennoch, „ich bin beinahe sicher, dass es so ist.
Ich bin nur nicht sicher, ob ich sie schon einmal gesehen habe ..."
„Ihre Augen", unterbrach der unwirkliche Saedelaere mit der Maske ihn, „hast du ihre Augen gesehen?"
„Ja."
„Wir verstehen uns doch. Du kennst sie. Ich weiß genau, was dein Interesse weckt. Weil es auch meines ist."
Alaska Saedelaere zuckte mit den Achseln. „Sobald du die Festung verlässt, wird das alles hier erlöschen."
„Vielleicht."
„Aber ich will", stieß der Herr der Festung mit plötzlicher Leidenschaft hervor, „dass etwas von mir bleibt!"
Saedelaere fühlte sich überfordert. Das Land hinter den Spiegeln. Und nun ein Abbild seiner selbst, eines Alaska Saedelaere mit Cappin-Fragment, der möglicherweise zum Tod verurteilt war. Nur weil zwischen ihm und der Frau Samburi etwas geschah, was eigentlich nicht sein durfte.
Der Herr der Festung griff mit einem Mal an die Verschlüsse der Maske, löste die Gummizüge und nahm die kaum modellierte Plastikmaske ab.
Jedes normale Wesen hätte jetzt den Verstand verloren. Nicht aber die Wesen an der Tafel, die nicht wirklich waren.
Auch nicht der Herr der Festung und nicht Alaska Saedelaere selbst.
Im ersten Moment fühlte er sich abgestoßen. Dann aber fing er an, das entblößte Cappin-Fragment mit ungeheurer, Jahrhunderte entbehrter Faszination zu betrachten.
Der
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