2159 - Raumschiff Leuchtkraft
versperren. Wenn es einen zweiten Zugang gab, wusste er jedenfalls nicht, wo.
Der Spiegelkorridor endete vor einer Art Paternosterlift. Neben dem Zugang befand sich ein einziger Hebel. Der Aufzug stand still, doch Saedelaere sah, dass er die Vorrichtung mit einem Kippen des Hebels in Bewegung setzen konnte. Einen anderen Weg als den Aufzug schien es nicht zu geben.
Am Ende betätigte er den Hebel. Der Aufzug setzte sich in Bewegung. In diesem Moment, davon ging Saedelaere aus, schlug irgendwo in der Festung eine Warnvorrichtung Alarm.
Er sprang auf eine der Flächen und ließ sich nicht aufwärts, sondern abwärts transportieren.
In regelmäßigen Abständen zogen Etagen vorbei, zehn, fünfzehn ... Saedelaere wartete ab, bis er den tiefen Scheitelpunkt erreichte. In der untersten Etage sprang er aus dem Schacht.
Saedelaere spekulierte, dass die Fundamentetage identisch war mit dem Wasserspiegel des Stroms draußen. Wenn er Glück hatte, gab es einen Notausgang ins Freie.
Er folgte dem Korridor, gelangte in eine angrenzende Verteilerhalle, wählte willkürlich eine Richtung. Am Ende stand er vor einer festen Wand. Es ging an diesem Punkt nicht weiter.
Alaska Saedelaere kehrte um und fand zurück in die Verteilerhalle. Er wiederholte den Versuch, zweimal, dreimal und mit dem vierten Anlauf versperrte ein Energiefeld seinen Weg.
Die Überraschung nahm ihm den Atem. Saedelaere wusste nicht, welche Sorte Energie es war.
Egal, solange er den Anzug der Vernichtung trug! Die Existenz der Barriere war ein großes Glück.
Vorsichtig streckte er die Fäustlinge aus, berührte sacht das strahlende Feld und sah zu, wie unter irrlichternden Effekten der Anzug durch das Feld drang. Es wurde blendend hell.
Saedelaere kniff die Augen zu. Doch die Funkeneffekte drangen durch seine geschlossenen Lider, als handele es sich um Röntgenstrahlen.
Saedelaere spürte, wie er heftig zu schwitzen anfing. Dann war er durch.
Die ersten Sekunden konnte er nichts sehen. Stattdessen hörte er Fußgetrappel überall und nahm einen speziellen Geruch wahr, so fein, dass niemand außer ihm die Spur riechen konnte.
Er versuchte, sich nach hinten fallen zu lassen. Vergeblich, starke Hände packten seine Arme, seine Schultern, es mussten Pseudo-Naats sein. Er hörte die zischenden Laute von Katzenwesen und dumpfe Geräusche wie aus den Kehlen von Dickhäutern.
Sein Sehvermögen kehrte schubweise zurück. Vor ihm stand in feldherrnhafter, triumphierender Pose der Herr der Festung. Das Cappin-Fragment entblößt.
Dieses Mal konnte er sich nicht mehr wehren. Sein Alter Ego beugte sich über den reglosen Saedelaere wie zu einem Kuss.
Das Fragment saugte sich an seinen Lippen fest, an seiner Nase, es heftete sich wie Klebstoff an seine Haut und kroch in jede Pore.
Alaska Saedelaere riss die Augen auf. Ein namenloser Schrecken ergriff Besitz von ihm. Überstrahlt von einer irisierenden Korona, erkannte er das Gesicht des Herrn der Festung, tiefe, hagere Züge, die Haut so rosa wie die eines Neugeborenen, weil sie niemals dem Sonnenlicht ausgesetzt gewesen war.
Das Cappin-Fragment. Es fehlte! Saedelaere wusste, wo es war.
Das Fragment besaß vielleicht keine eigene Intelligenz, aber einen unfehlbaren Instinkt. Mit dem realen Alaska konnte es ebenfalls wirklich werden.
Er wollte sich den Klumpen aus dem Gesicht zerren, und wenn jeder Quadratzentimeter Haut abriss.
Aber sie ließen ihn nicht: Die Diener des Herrn packten Saedelaere und trieben ihn vor sich her zu einem Ausgang. Dann stießen sie ihn ins Tageslicht. „Nein!", brüllte Saedelaere. „Nein!"
Monkey erlangte am Ufersaum das Bewusstsein zurück. Auch ein Oxtorner konnte ertrinken. Er musste sich noch an Land gerettet haben, doch er wusste nichts mehr davon. Seine erste Sorge galt den Augen. Tatsächlich, die Objektive waren fort. Die Augen, die er nun besaß, unterschieden sich in nichts von denen, die er einst bei einem Unfall verloren hatte. Monkey glaubte, dass die Herrin der LEUCHTKRAFT aus einem geheimnisvollen Grund mit ihm spielte. Er fragte sich, weshalb die neuen Augen angesichts seines künstlich modifizierten Sehnervs überhaupt funktionierten. In seinen Augenhöhlen befanden sich Halterungen für Kameraobjektive, der Sehnerv war mit einem künstlichen Neurodock verschmolzen.
Man konnte keine natürlichen Augen in die Höhlen implantieren. Und schon gar nicht konnte es ein Hütchenspieler auf einem Dampfschiff.
Dennoch: Die Funktion echter Augen zu spüren war für
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