2159 - Raumschiff Leuchtkraft
mich nähren.
Einen Moment lang schaute er sich hilflos um. Er konnte überallhin, aber nichts schien sinnvoll. Was sollte er anderes tun?
Saedelaere zog den Helm des Anzugs der Vernichtung ab, lockerte die Ösen des Bruststücks und gab der Haut Gelegenheit, sich auszudehnen.
Aber es fühlte sich anders an als sonst. Der Parasit breitete sich nicht über den ganzen Körper aus, sondern lediglich über die Regionen vom Hals abwärts. Vom Cappin-Fragment hielt die Haut Abstand.
Ihre Oberfläche, sonst eine weiche, gallertartige Struktur, hatte sich verhärtet, und die milchige Transparenz ihres Körperinneren wich einem brandigen Schwarz. Der Anblick wirkte auf Saedelaere schockierend.
Dann fingen die Schmerzen an. Die Haut kroch mit Millionen Widerhaken in seine Körperöffnungen, gierte nach Nahrung, erreichte jedoch nur, dass Saedelaere an zahlreichen Stellen kleine Verwundungen davontrug. „Schluss!", schrie er in Gedanken. Beende es sofort!
Die Haut zuckte zurück. Sie wusste, dass sie ohne seine Zustimmung nichts unternehmen konnte, und ließ ihn an ihrem elenden Gefühl teilhaben. Ich schaffe es nicht mehr, Alaska. Er tötet mich. „Ich kann dir nicht helfen!", formulierte Saedelaere lautlos.
Statt in Darm und Blase zu kriechen, beschränkte sie sich darauf, seinen Schweiß von der Haut zu saugen; und schon das bereitete ihm Schmerzen wie ein allgegenwärtiges Brennen. Die Haut wimmerte. Er konnte es spüren. Dann zog sie sich zusammen, hinterließ blutige Striemen an seinem Rücken, faltete sich im Nacken wieder zur gewohnten Krause. Saedelaere schloss den Anzug der Vernichtung. Er kniete am Flussufer nieder, senkte seinen Mund ins Wasser und trank. Was er noch brauchte, war feste Nahrung. Aber auch dazu musste er das Raumschiff LEUCHTKRAFT verlassen.
Es sei denn, er konnte noch einmal eine Siedlung der Zwergandroiden finden.
Er rutschte von seinem Stein und setzte sich in Bewegung. In seinem Nacken krampfte die Haut sich wiederholt zusammen, wie unter starken Schmerzen.
Du musst mich loslassen, versuchte er ihr zu erklären. Solange du Körperkontakt zu mir hast, wird er dich auch bekämpfen. „Nein! Nein!", hörte er die Haut in seinem Geist wimmern.
Die Haut krallte sich an Saedelaere fest, umschloss in einer panikartigen Reaktion seine Brust. Das Verhalten war eine Zwangshandlung. Im Augenblick der Gefahr hielt die Haut sich an den Wirt. Gleich, ob der Wirt es selbst war, der den Tod brachte.
Saedelaere stapfte mit nachlassenden Kräften am Ufersaum entlang. Nach der Biegung ging der Felsenuntergrund allmählich in Sand über. An den Rändern wuchsen wieder Gräser und Buschwerk. Eine Sorte Büsche trug kleine blaue Früchte. Saedelaere probierte ein paar und spie sie wieder aus, weil sie ungenießbar waren.
Da passierte es noch einmal. Als er aufsah, traf sein Blick den der engelsgleichen Frau. Sie war vielleicht einen Viertelkilometer entfernt. Dieselbe Frau wie zweimal schon, und er beschleunigte unwillkürlich seine Schritte.
Samburi Yura.
Göttin oder überirdisches Wesen? Oder ein Trugbild, das seine Phantasie ihm vorgaukelte? Alaska Saedelaere hatte das Gefühl durchzudrehen.
Er näherte sich der Frau, zuletzt mit vorsichtigen Schritten, und dieses Mal rannte sie nicht davon. Nicht, bis er ganz nah dran war.
Saedelaere hatte das Gefühl, dass ihr durchdringender Blick bis auf sein vergrabenes Gesicht reichte, bis in seine Seele, und dass das irisierende Licht sie keine Sekunde täuschen konnte. Saedelaere hatte Mühe zu sprechen. „Bist du die Frau Samburi?", fragte er holprig in der Sprache der Mächtigen. Sie gab keine Antwort. „Mein Name ist Alaska Saedelaere, Ich möchte mit dir sprechen. Es ist sehr wichtig."
Nur noch ein paar Meter. Die Haut in seinem Nacken rebellierte; er musste einen Moment lang stehen bleiben und die Augen schließen.
Als er wieder aufschaute, war sie fort. „Samburi!"
Alaska Saedelaere fing zu rennen an, er stand in fünf Sekunden da, wo er sie eben noch gesehen hatte, schaute sich verzweifelt um und bemerkte im Sand die Abdrücke zierlicher nackter Füße. Die Spur führte in Richtung einer nahen Felsengruppe.
Saedelaere hastete hinterher. Um die Felsengruppe herum, in den Eingang einer Höhle, die sich vor seinen Augen auftat.
Der Boden war von Pfützen bedeckt, so als habe der Höhlenzugang bis vor kurzem unter Wasser gestanden. Das Cappin-Fragment tauchte die Kaverne in unwirkliches, trügerisches Dämmerlicht.
Die Frau war nirgendwo zu
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