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216 - Jenseits von Raum und Zeit

216 - Jenseits von Raum und Zeit

Titel: 216 - Jenseits von Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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zurück zu den Proviantkisten. »Raus mit dem Ballast, sonst sind wir verloren! Öffnet die Luke!«
    »Lasst uns doch abstürzen, meine Brüder.« Yann Haggard hing in seinem Sessel, presste sich die Fäuste gegen die Schläfen und lächelte bittersüß. »Was kämpft ihr noch um euer Leben, Gefährten? Lasst uns stürzen, lasst uns sterben, lasst uns endlich, endlich Ruhe finden…«
    ***
    Jenseits von Raum und Zeit
    Millionen von Umläufen gingen dahin.
    Es gab Zeiten, da war Gilam’esh sich seiner selbst kaum noch bewusst. Er schwebte dann durch das Raumzeittunnelfeld und vergaß, wer er einst gewesen, woher er einst gekommen war. In diesen unendlich langen Zeiträumen war er nicht viel mehr als nur ein Ding, ein Phänomen unter vielen; wie die Lichtwirbel und Farbstrahlen, die ihn durchdrangen, wie die energetischen Schattenfelder, die ihn umgaben.
    Millionen von Umläufen gingen dahin. Gilam’esh vergaß die Zeit.
    Einmal geschah es, da durchzuckte ihn eine Art schamhaftes Erschrecken, als er zu sich kam und merkte, dass er mit einem energetischen Schatten palaverte. Das Schattenfeld ähnelte jenem hünenhaften Westbarbaren, dessen Körper er vergeblich versucht hatte zu übernehmen. Natürlich antwortete die Blaupause nicht, sie blieb starr und stumm und glotzte durch ihn hindurch.
    Einmal schreckte er aus seinem ewigen Dämmerzustand hoch, als er sein eigenes energetisches Schattenfeld erkannte. Der Schock, seine eigene Gestalt in einem halbtransparenten, seltsam gestreiften Körper zu erkennen, raubte ihm für lange Zeit die Fassung. Für wie lange, wusste er nicht. Für sein Empfinden vergingen gewaltige Zeitepochen, in denen er schreiend und voller Angst im Raumzeittunnelfeld auf und ab wanderte.
    Irgendwann sank er geistig erschöpft zwischen dem Schattenfeld des großen Dickzahn-Wulrochs am Tunnelfeldausgang und dem Schattenfeld des Containers direkt dahinter in einen bunten Lichtstrudel.
    Millionen von Umläufen gingen dahin. Gilam’esh merkte es kaum. Selten nur entwickelte er so etwas wie Geistesgegenwart, so etwas wie Aufmerksamkeit.
    Du sollst mein Volk sein, vernahm er eines Tages das mentale Raunen seiner eigenen Geistesstimme. Du sollst das Universum durchstreifen und mir einen Körper suchen, der meiner Macht und Größe würdig ist…
    Gilam’esh erschrak vor dem Raunen seines eigenen Geistes, so fremd erschien es ihm, so unheimlich.
    Ein Volk von Siegern und Königen sollst du mir sein, hörte er sich wispern, und als er genauer auf sich achtete, wurde ihm bewusst, dass er einem Schwarm aus etwa dreißig Thurainas predigte; oder genauer: einem Schwarm der energetischen Schattenfelder von etwa dreißig Thurainas. Über Sonnen und Planeten und ihre Bewohner sollt ihr herrschen, und alles soll euch untertan sein…
    Gilam’esh zwang die Stimme seines Geistes zu schweigen. Angst erfüllte ihn, denn er begriff, dass er wahnsinnig geworden sein musste. Tatsächlich verstummte sein Geist. Furchtsam und angespannt blickte er in die Ansammlung der energetischen Schattenfelder von Transportfischen und Containern. Alles war so still, so einsam, so unendlich öde. Vor Trauer zog sich seine Aura zu einem kleinen, violetten Lichtfleck zusammen.
    Auf einmal öffnete das energetische Schattenfeld eines der Thurainas den Rachen und sagte: »Niemand soll über euch herrschen, ihr aber sollt über alle herrschen. Und eurer Herrschaft soll es gelingen, mir den Körper zu erschaffen, der meines erhabenen Geistes würdig ist.«
    Gilam’esh hörte seine eigene Stimme aus dem Maul des Reitfisches. Dieses Erlebnis verstörte ihn so sehr, dass er in Raserei verfiel. Wie ein hochenergetischer Blitz aus blauem Licht schwirrte seine Aura durch das Raumzeittunnelfeld und fand keine Ruhe. Erschöpft und vom eigenen Wahnsinn erschüttert, verfiel er irgendwann in tiefe Apathie.
    Millionen von Umläufen gingen dahin. Gilam’esh brütete vor sich hin.
    Ich liebe dich, hörte er die Stimme seines Geistes eines Tages wispern. Ich liebe dich so sehr, dass ich sterben möchte, wenn ich dich nicht besitzen kann. Die Fremdartigkeit dieses Bekenntnisses riss ihn aus seiner tranceartigen Versunkenheit. Er saß vor dem Schattenfeld eines Dinges, das er noch nie zuvor gesehen hatte. Du gehörst mir, schmachtete er das Ding an. Nur mir.
    Das Ding war ein flacher Kasten von ovalem, in der Mitte eingeschnürten Grundriss. Der Kasten hatte eine Art Stiel, auf den die Schattenfelder von vier Drähten gespannt waren. Plötzlich fiel ihm

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