Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
216 - Jenseits von Raum und Zeit

216 - Jenseits von Raum und Zeit

Titel: 216 - Jenseits von Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
Maddrax selbst war, von dem ihn nur die Frontscheibe trennte.
    Sein Geist schrie auf. Maddrax! Mein Freund! Mein Bruder! Seine Aura zerfloss schier auf der Spitze des Fluggerätes.
    Doch im nächsten Augenblick schon erfüllte ihn Zorn. War es nicht Maddrax gewesen, der ihn verführt hatte, die Konstruktion eines Raumzeittunnels in Erwägung zu ziehen? War es nicht der Maddraxgeist in seinem Hirn gewesen, der ihn immer wieder zur Arbeit am Tunnelfeld angetrieben hatte? Und war es nicht auch Maddrax gewesen, der in erster Linie dafür gesorgt hatte, dass man das Tunnelfeld auf die Erde ausgerichtet hatte?
    Du hast Schuld, dass ich seit Abermillionen Umläufen durch Raum und Zeit streunen muss! Sein Geist geriet außer sich vor Bitterkeit und Verzweiflung. Nur deinetwegen muss ich mein jämmerliches Dasein in der Wüste dieses Strahls fristen…!
    Sein Zorn machte ihn blind. Blind für die Verdienste des Maddraxgeistes um die Rettung seines Volkes, blind für die Treue und Zuneigung des Wesens, mit dem er über so viele Umläufe sein Gehirn geteilt hatte. Er machte sich daran, das Cockpit des Schattenfeldes zu öffnen. Er wollte Maddrax’ Blaupause herausholen, und in seinem Wahnsinn wollte er sie vernichten.
    Da sah er auf einmal eine Bewegung in der Ferne. Etwas kam näher! Gilam’esh verbarg sich hinter dem Schattenfeld. Er vergaß seinen Zorn, und seine fieberhafte Erregung entzündete sich nun an der Gestalt, die dort aus der Richtung des Strahlursprungs heran glitt. Es war die Gestalt eines Menschen.
    Ein uralter Mann wanderte vorbei. Kein Schattenfeld, auch kein Mann aus Fleisch und Blut, eher eine Aura, und dennoch konnte Gilam’esh Einzelheiten seiner Gestalt erkennen: seinen knochigen Körper, sein weißes Haar, seinen weißen Bart, seine leuchtend grünen Augen.
    Zu seinem eigenen Erstaunen kannte Gilam’esh den Namen des Uralten: Er hieß Sternsang, und er war der letzte bekannte Weltenwanderer der marsianischen Baumleute.
    ***
    Irgendwo über dem Indischen Ozean, 4. April 2524
    Der Orkan heulte, dass Matt Drax die Ohren gellten. Taghell leuchtete der Wolkenhimmel im Geblitze, und ständig dröhnten Donnerschläge, als würde ein Titan mit hufbeschlagenen Fersen tausend Blechtüren auf einmal eintreten.
    Hin und her schwankten sie. Das Luftschiff ließ sich kaum noch manövrieren. Ein Spielball wilder Naturkräfte war es geworden. Mit einem Seil arretierte Pilatre de Rozier das Steuerruder. Matthew Drax riss die Bodenluke auf. Eisige Sturmböen fegten herein, jagten die Karten vom Tisch, fegten lose Blätter und Spitzenhöschen durch die Gondel, rissen an ihren Haaren.
    »Kopfschmerzen!«, schrie der Seher vor seinem Fenster. »Ich habe solche Kopfschmerzen! Kann mal jemand das verdammte Donnern und Heulen abstellen?!«
    »Hilf mir!« De Rozier zerrte an einem der beiden Wasserfässer. Keinen Millimeter bewegte es sich vom Fleck. »Hilf mir, Maddrax! Wir stoßen es von Bord!«
    »Was zum Schaitan treibt ihr da?«, rief Haggard.
    Matt Drax lief zu de Rozier. Gemeinsam packten sie das Fass und drückten solange dagegen, bis es sich endlich bewegte. Es enthielt fast fünfhundert Liter Wasser. Als sie es schließlich knapp über die Kante der Bodenluke geschoben hatten, waren beide Männer in Schweiß gebadet.
    »Weiter!«, schrie de Rozier. »Los, weiter!« Die Gondel pendelte im Sturmwind hin und her! Sie stemmten sich gegen das Fass. »Runter damit!«, ächzte de Rozier.
    Eine Orkanböe kam ihnen zur Hilfe: Sie stieß die Gondel in eine starke Schräglage, und das Fass bewegte sich fast von selbst. Es rutschte über die Kante, neigte sich und stürzte durch die Luke in die stürmische Dunkelheit über dem Meer. Drax und de Rozier wichen zurück zu den Proviantkisten, um nicht ebenfalls in die Tiefe zu stolpern.
    »Verfluchte Kopfschmerzen!«, brüllte Haggard. »Komm zu mir, Schaitan! Du kriegst meine Seele, wenn du meine Kopfschmerzen nimmst!«
    Matt und der Kaiser sahen einander an. »Ich habe eine Flasche Äther in der Medikamentenkiste«, sagte de Rozier. »Ich könnte ihn betäuben.«
    »Dann verschläft er den Zeitstrahl.«
    »Wenn wir vorsichtig dosieren?«
    Matt zuckte mit den Schultern, wandte sich ab und tastete sich durch die schwankende Gondel zu den Armaturen. Ein Blick auf den Höhenmesser: Knapp viertausend Meter. »Wir steigen noch immer nicht!«
    De Rozier packte eine Proviantkiste und öffnete sie. Matt Drax wankte zu ihm. Gemeinsam beugten sie sich über die Kiste – sie enthielt

Weitere Kostenlose Bücher