2161 - Fünf Stunden Hölle
die hochgesteckte Frisur. Als einziges Rangabzeichen prangte das Symbol des Huhany' Tussan, des Göttlichen Imperiums, auf ihrer Brust.
Fragend richtete sich ihr Blick auf Tifflor. „Terraner?"
Rhodans Stellvertreter verzichtete ebenfalls auf eine Anredefloskel. „Es sieht so aus, als hätten wir beide ein neues Problem", begann er.
Ascari da Vivo lächelte kalt. „Siebenhundertfünfzigtausend Raumer, nur mittelmäßig bewaffnet und mit einfachen Hochenergie-Schutzschirmen versehen. Du magst darin ein Problem sehen, Terraner- ich nicht."
„Nun weißt du, was wir gefunden haben, Minster Nai Fukati. Und du kennst unseren Vorschlag. Die Entscheidung liegt allein bei dir." Bré Tsingas Blick folgte den vielfältigen Windungen des in der Nährflüssigkeit schwimmenden Gehirns. Haderte Fukati mit seinem Schicksal, sehnte er sich nach einem Körper, der ihn beweglich machte, oder war er gar nicht in der Lage, solche Nuancen biologischer Existenz zu verarbeiten? Vielleicht war er glücklich in seinem transparenten Gefängnis, in dem alles für seine Existenz im Überfluss vorhanden war.
Sie vermied es, erneut über die Berührung des Gehäuses körperlichen Kontakt herzustellen, schreckte ungewollt davor zurück, dass Fukati noch tiefer in ihr Unterbewusstes eindrang, als dies ohnehin schon geschehen war. Dabei wusste sie nicht einmal, ob der Rudimentsoldat auch auf die Distanz ihre Gedanken lesen konnte.
Der Zwiespalt ihrer eigenen Gefühle war größer geworden, von Mitleid bis hin zu Bewunderung reichte die Palette. Bré Tsinga wurde gleichermaßen abgestoßen wie von dieser Kreatur angezogen. Nur eines registrierte sie mit erschreckender Deutlichkeit: Sehr lange würde sie sich nicht mehr mit dem Rudimentsoldaten befassen können, weil ihre Neutralität dann durch eine Polarisierung ersetzt wurde, die ihr jede unvoreingenommene Beurteilung unmöglich machte.
Minuten vergingen, während sie auf Fukatis Antwort wartete. „Niemand wird dir böse sein, wenn du ablehnst", wiederholte sie zögernd. „Nur werden für uns dann gewisse Sicherheitsvorkehrungen unumgänglich."
„Ich bin mit der Operation einverstanden", sagte der Rudimentsoldat unversehens. „Es wird für mich eine neue Erfahrung sein, Entscheidungen frei zu treffen."
„Zumindest eine ungewohnte Erfahrung." Vorübergehend hatte Bré schon befürchtet, Fukati würde sich verweigern. Auf gewisse Weise fühlte sie Erleichterung, ein „Danke" kam ihr dennoch nicht über die Lippen. „Ich gehe davon aus, dass der Biochip möglichst schnell entfernt werden soll", fuhr Minster Nai Fukati fort. „Das liegt auch in meinem Interesse."
22.15 Uhr.
Die Bildübertragung erweckte den Eindruck, auf Tuchfühlung neben den Medikern zu stehen. Bré Tsinga hatte von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, sich virtuell in die Wahrnehmungen des Operateurs einzuschalten. Prak-Noy oblag die Hauptaufgabe, die Resektion des im Nanobereich liegenden Biochips. Ein Team aus hochkarätigen Spezialisten stand dem Ara zur Seite, dazu Medoroboter und die stationären Syntroniken.
Die schwerelos im OP hängende Nährflüssigkeit erinnerte in ihrer schillernden Konsistenz an eine übergroße Seifenblase. Traktorstrahlen strukturierten sie nach dem Willen des Medikers ebenso, wie sie auf den Mikrometer exakt das Gehirn des Rudimentsoldaten aus dem Gehäuse lösten. Nicht für den Bruchteil einer Sekunde wurde die Sauerstoffversorgung unterbrochen.
Noch ließen die im Halbkreis platzierten Hologramme einen erhöhten Stoffwechsel erkennen. Jedoch schwächte sich die Kurve der Hirntätigkeit bereits ab, die 3-D-Wiedergabe zeigte den größer werdenden Wirkungsbereich der in der Nährflüssigkeit enthaltenen Narkotika. Auf den Einsatz einer Paralyse hatte der Ara bewusst verzichtet, da sie zwar extrem wirkungsvoll war, andererseits einzelne neuronale Messwerte beeinträchtigte.
Knappe Kommandos ... Die Anspannung wuchs. Das Gehirn wurde in der Schwebe fixiert. Nichts hätte seine Position nun ungewollt verändern können. Prak-Noy und sein Team standen außerhalb der abschirmenden Energiefelder. Erst jetzt streifte der Ara seine OP-Handschuhe über. Aus der Konsole hinter ihm senkte sich das Schläfenband herab, für dessen Entwicklung die SERT-Haube Pate gestanden hatte. Nicht so umfangreich in den Funktionen und auch nur von speziell ausgebildeten Fachleuten zu bedienen, dafür aber bis in den Nanobereich anwendbar, ermöglichte die Emotio-Steuerung eine präzise Schnittführung
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