2162 - Hypersturm
geschaltet worden, jeder Verantwortliche hatte damit gerechnet, dass eine „zweite Welle" kommen müsste. Doch diese kam nicht - einmal von den Angriffen der „Seesterne" abgesehen. Die Analysen bestätigten, dass die Phesunkara ohne Zweifel im Sinne von Schutzschilden eingesetzt worden waren, abgestimmt auf das Psychoprofil des Terranischen Residenten, der nicht oder bestenfalls schweren Herzens auf Unschuldige würde feuern lassen. Terranische Skrupel dieser Art kannte die Mascantin nicht, sondern handelte getreu ihrer arkonidischen Mentalität - wer Arkons Flotte angriff, hatte seine Entscheidung getroffen und durfte keine Nachsicht erwarten.
Was ist also geschehen, dass die Tradomer nicht in der erwarteten Weise handelten?, fragte ich mich. Nachschubprobleme? Schwierigkeiten in den Fernen Provinzen? Haben sich die bisherigen Niederlagen herumgesprochen, und es kommt zu Aufständen in den anderen Galaxien des Reichs Tradom? Niemand konnte derzeit diese Fragen beantworten. Fest stand nur, dass es nicht die letzte Attacke gewesen sein würde. Das nervenaufreibende Warten hatte begonnen. Die Zeit wurde genutzt, um Verluste auszugleichen, die Stellung im Sektor Roanna „auszubauen" und zusätzliches Material durch das Sternenfenster zu schicken. Insbesondere die rund 100.000 Fragmentraumer erhielten seit gestern Lieferungen von der Hundertsonnenwelt, wurden mit PDP-Distanznadlern ausgerüstet oder erhielten superstarke Intervall-Geschütze nach dem „Affengift" - Vorbild der TRAJAN.
Quasi am Rande liefen die Bemühungen weiter, die Technologie der Sternenfensterstationen zu erforschen, obwohl in dieser Hinsicht nicht mit raschen Erfolgen zu rechnen war immerhin hatten die Dhyraba'Katabe Jahrzehntausende Zeit gehabt und waren dennoch nicht über den Status von „Knöpfchendrücken" hinausgekommen.
Uns erging es nicht besser, obwohl sämtliche Koryphäen aus Wissenschaft und Technik aufgeboten wurden, die dem Kristallimperium, der LFT und auch der USO zur Verfügung standen. Sogar Ka'Marentis Aktakul persönlich war wiederholt in Station EINS gewesen, wir hatten uns die Köpfe heiß geredet, Theorien entwickelt und gleich wieder verworfen, waren zu keinem Ergebnis gekommen, das mehr als eine grobe Einordnung gestattet hätte. Ähnlich deprimierend waren die terranischen Untersuchungen eines AGLAZAR-Schlachtschiffes verlaufen. Man war auf einige Zonen inmitten des Schiffes gestoßen, die wie Löcher in den Hyperraum wirkten, wie Schnittstellen zwischen dem Standarduniversum und dem übergeordneten Kontinuum. Die AGLAZAR-Aggregate aus Benjameen da Jacintas Bericht!
In unmittelbarer Nähe verloren alle Lebewesen ihre Orientierung, selbst Roboter zeigten schwerste Funktionsstörungen. Nur der weiße Haluter Blo Rakane behielt die Handlungsfähigkeit. Die Ausstrahlungen der Hyperraumschnittstellen waren für Lebewesen höchst bedrohlich. Eine Art Zellverfall setzte ein, der aus den Zellen heraus entstand, so dass sich die Betroffenen selbst vergifteten.
Nach allen Informationen, die mittlerweile über das Reich Tradom vorlagen, waren weder die Doppelrumpfraum er noch die Fensterstationen von der Inquisition selbst erbaut worden, sondern eindeutig Beutetechnik. Und vermutlich reichte dieser Beutezug bis in die Zeit vor rund 160.000 Jahren Galaktikum-Standardzeit zurück, als die legendäre Thatrix-Zivilisation vom Reich Tradom „abgelöst" wurde. Mit großer Wahrscheinlichkeit mussten als Erbauer die Vaianischen Ingenieure angenommen werden, wer immer diese auch gewesen sein mochten.
Die einzige Technik, die in der Umgebung der AGLAZAR-Aggregate genutzt werden konnte, war jene, die bereits installiert war. Die Kernbestandteile der AGLAZAR-Aggregate waren, so viel schien festzustehen, in den Hyperraum entrückt. Unklar blieb, welche genaue Funktion sie hatten. Rakane, Parrot und Prakma glaubten nicht, dass man auf absehbare Zeit die AGLAZAR-Aggregate würde beherrschen können. Eine Einschätzung, der sich die Wissenschaftler des USO-Flaggschiffs TRAJAN ebenso angeschlossen hatten wie Aktakul.
Allerdings kannte ich meinen ehemaligen Chef viel zu gut. Als er EINS verließ, sah ich ihm an, wie sehr er sich über sich selbst ärgerte. Ich war sicher, dass er weiterhin versuchen würde, dieses Rätsel zu lösen - selbst wenn es Jahrzehnte beanspruchte und labyrinthische Umwege samt Hunderten Sackgassen erforderlich machte.
Mit raschen Ergebnissen war in keinem Fall zu rechnen, deshalb war ich umso erstaunter gewesen,
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