2164 - Kinder der Sterne
seinem Verstand wirbelte alles durcheinander. Er hatte Dinge gehört, die nicht für seine Ohren bestimmt waren, und nur ganz wenig verstanden. Aber es schien so, als wäre die SOL in Gefahr, und nur Atlan und die anderen Unsterblichen wüssten, wie diese abgewendet werden konnte.
Dann müssen wir alle zusammenhalten und helfen, dachte der Junge angespannt. Ich bin gut mit den Computern, bestimmt kann ich Myles helfen.
Aber wie kann ich das anstellen, ohne mich zu verraten? Wenn Mama je erfährt, was ich heute gemacht habe, schlägt sie mich vielleicht sogar. Zwei Stunden später, es ging jetzt auf halb sechs zu, hatte er es fast geschafft - sein Feld und das von Gizzo. Der Rücken tat ihm weh, er hatte Schwielen und Blasen an den Händen, aber Arlo war zufrieden. Er hatte nicht einmal mehr düstere Gedanken und war zuversichtlich, dass alles gut werden würde. Zudem hatte er seine Strafaufgabe trotz allem erfüllt. Zitonie hatte sich die ganze Zeit über nicht blicken lassen, aber sie würde sicher auftauchen. Allerdings musste das in der nächsten halben Stunde geschehen. Arlo wollte nicht riskieren, dass Gizzo behauptete, er wäre so fleißig gewesen.
Kurz nach sechs, als die letzte Pflanze eingegraben war, erschien Zitonie Kalishan. Arlo Kellind richtete sich ächzend auf. „Ich bin fertig", sagte er. „Sieht gut aus, nicht wahr?"
„Gewiss", antwortete die Kamashitin. Arlo war erstaunt. So wortkarg kannte er die Herrin der Wälder gar nicht. „Es ist doch so richtig?"
„Natürlich." Zitonie sammelte das Werkzeug ein. Das war alles? Er hatte eigentlich ein Lob für seinen Fleiß erwartet. Arlo zog unbehaglich die Schultern hoch. Irgendetwas stimmte hier nicht. „Ähm ... kann ich dann gehen?" Zitonie wandte sich ihm zu. „Seit wann fragst du um Erlaubnis?"
„Ich ... äh ... ich ...", stotterte Arlo und wurde krebsrot. „Gib dir keine Mühe", winkte Zitonie ab. „Geh nur!"
„Aber ich ..."
„Ich sagte, du kannst gehen."Arlo gehorchte verwundert. Als er fast beim Gerätehaus war, erklang Zitonies Stimme noch einmal: „Interessiert dich eigentlich, was aus Gizzo geworden ist?"
„J a ... wieso?" Der Tonfall gefiel ihm ganz und gar nicht. „Nun, Gizzo ist nicht ganz so geschickt wie du, und er war wohl ziemlich wütend. Jedenfalls hat er nicht aufgepasst, ist mit der Hacke abgerutscht und hat sich am Fuß verletzt. Das wäre nicht so schlimm gewesen, aber er war allein, und ich fand ihn erst nach einer halben Stunde. Er hatte bereits so viel Blut verloren, dass er eine Transfusion benötigte. Er ist jetzt bei Darla Markus auf der Krankenstation." Zitonie Kalishan verschwand mit den letzten Worten in der Station. Arlo schlich mit hängenden Schultern aus der Sektion. An diesem Tag kam wirklich ein bisschen viel zusammen.
„Du hast Besuch", sagte Darla Markus zu Gizzo Kefinn, der mit bandagiertem Fuß auf der Antigravliege lag. Die hellblauen Augen des Jungen weiteten sich, als er Arlo Kellind erkannte. „Ach, dich gibt's auch noch?", begrüßte er den Altersgenossen zornig. „Sieh mal, was du angerichtet hast!"
„Das ist nicht meine Schuld!", verteidigte sich Arlo. „Ich hab dir nicht in den Fuß gehackt, sondern du selbst!"
„Aber es ist passiert, weil du abgehauen bist!"„Ich bin doch nicht dein Kindermädchen, Gizzo. Wenn du nicht aufpasst ..."„Hör doch auf! Ich lag eine halbe Stunde da, bis endlich Zitonie kam! Kannst du dir vorstellen, wie weh das getan hat?"
„Warum hast du nicht SENECA zu Hilfe gerufen?"
„Damit gleich das ganze Schiff weiß, was mir passiert ist? Bin doch nicht blöd!"
„Es tut mir Leid", murmelte Arlo. „Da pfeif ich drauf", schnappte Gizzo. „Du kannst mich mal, Arlo Kellind, und dein Mitleid kannst du dir sparen. Tu mir einen Gefallen und hau einfach ab! Und komm mir bloß nie mehr in die Quere, sonst geht es dir schlecht, das versprech ich dir!"
„Ach, nimm dich nicht so wichtig, Gizzo.
Es gibt so viel wichtigere Dinge und viel gefährlichere als so ein kleiner Unfall. Mir ist völlig gleich, was du machst." Damit ging er.
Trotz seines forschen Auftretens gegenüber Gizzo wagte er es kaum, Darla Markus in die Augen zu schauen, die sonst immer einen Scherz auf den Lippen hatte. Aber an diesem Tag beachtete sie ihn kaum, zeigte nicht einmal die Andeutung eines Lächelns. Genau wie Zitonie machte sie ihm keine Vorwürfe, aber dieses Schweigen war viel schlimmer. Möglicherweise wussten sie alle schon, was er getan hatte, an statt die Strafarbeit
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