2164 - Kinder der Sterne
Spektrum hineingreifen und daran Veränderungen vornehmen. „Und woraus wird diese Zange bestehen, wie wird sie konstruiert?", erkundigte sich Fee Kellind bei einem Besuch im Labor. „Nun ...", begann Myles Kantor, blies eine Haarsträhne aus seinem Gesicht und holte tief Luft. „Um überhaupt den UHF- und SHF-Bereich des hyperenergetischen Spektrums zu erfassen, brauchen wir besondere Materialien, die vergleichsweise den Hyperkristallen wie Howalgonium im niederfrequenten Bereich entsprechen. Als Kernstück der Zange benötigen wir ein PEW-Metall, einen Parabio-Emotionalen Wandelstoff, den manche Wissenschaftler - darunter auch ich - als so genannten Howalgonium-Sextagonium-Zwitter einschätzen, weil er ein Hyperstrahler mit sechs dimensionaler Tastresonanz ist und zu einem bestimmten Teil aus Psi-Materie besteht."
„Und was davon finden wir auf der SOL?", sprach Fee Kellind dazwischen. Myles, abrupt im Redefluss unterbrochen, blickte einen Moment verwirrt. Dann nahm er den Faden wieder auf. „Wir haben leider weder PEW noch Sextagonium an Bord", gab er zu, „dürfen aber trotzdem optimistisch sein. Mohodeh Kascha hat seinerzeit einiges an Ausrüstung mitgebracht, unter anderem psimateriell angereicherte Ultrakristalle, die er uns bei seinem Abschied vermacht hat. In Anlehnung an das von den Arcoana bekannte n-Exagonium haben wir ihnen die Bezeichnungen Alpha- und Beta-Exagonium gegeben." Der Chefwissenschaftler redete sich in Begeisterung und fuchtelte mit dem Zeigefinger vor einem Holo herum. „Diese Kristalle haben im Vergleich zum Howalgonium eine ungleich höhere Schwingfolge und Dichte, das Dichteverhältnis beträgt eins zu sechzehn und eins zu zwanzig; der Unterschied in den Leistungsmerkmalen ist wohl noch größer."
„Und das ist in diesem Fall gut für uns?", wollte die Kommandantin wissen. „Nun ja, davon gehen wir doch aus, wenngleich ich zugeben muss, dass wir absolutes Neuland betreten", räumte Myles ein. „Aber ich denke, uns werden sich fantastische Möglichkeiten erschließen!"
„In erster Linie benötigen wir die Zange in funktionsfähigem Zustand", schmunzelte Fee. „Alles Weitere kann dann natürlich erforscht werden, wenn es unsere Zeit erlaubt. Wie lange werdet ihr für die Konstruktion benötigen?"
„Insgesamt etwa fünfundvierzig Tage. Derzeit kann ich dir den
20.
oder 21. April als Termin nennen."
„In Ordnung. Bitte übermittle mir den gesamten Bericht in mein Quartier, ich will ihn mir in aller Ruhe zu Gemüte führen. Für mich war es jetzt erst einmal wichtig, eine gute Nachricht zu hören, die ich weitergeben kann."
Myles Kantor und sein Team arbeiteten mit Hochdruck an der Konstruktion der Aura-Zange, und Porto Deangelis arrangierte den ersten „Landausflug" für die Kinder der SOL. Nach Absprache hatten Darla Markus und Roa Kellkem keine Bedenken geäußert, sondern sich sogar sehr für die Idee ausgesprochen. Herbert von den Turani wurde informiert und erklärte sich umgehend zur Mithilfe bereit. Auf einem teilweise ungenutzten Asteroiden wurde in unglaublich schneller Zeit ein Markt speziell für die Kinder errichtet, mit einem kleinen Vergnügungspark daneben. Ohne Zweifel waren die Völker Salthis sehr geschäftstüchtig.
Am entscheidenden Tagversammelten sich Eltern, Kinder und Begleitpersonal in einer Hangarschleuse, um eine große Space-Jet zu betreten. Es war ein ganz besonderer Augenblick, selbst für die ganz Kleinen. Keines von ihnen hatte je einen Fuß in ein Beiboot gesetzt, um die SOL zu verlassen.
Einige wurden ganz blass, andere klammerten sich an Vater oder Mutter, als die Space-Jet abhob und den Hangar verließ. Grenjamin Fandwert, Chef der Beibootflottille, hatte sich nicht nehmen lassen, diesen Ausflug persönlich zu leiten. Er flog eine Kurve. Dann präsentierte sich vor den staunenden Augen der Kinder zum ersten Mal die SOL von außen. Gesehen hatten sie die SOL schon oft in Darstellungen, aber sie hatten noch nie selbst das Gefühl erlebt, ihre Heimat so zu sehen.
Aber nicht nur sie seufzten, als sich das mächtige hantelförmige, acht Kilometer lange Schiff vor dem samtschwarzen Hintergrund des Alls präsentierte, mit seiner im Schein der roten Sonne goldglänzenden Soloniumhülle, die das auftreffende Licht weithin strahlend reflektierte, so dass sie selbst zu leuchten schien wie ein Fanal. „Sie ist wunderschön", stieß Arlo hingerissen hervor. „Ja, das finde ich auch", sagte seine Mutter leise. „Das ist unsere wahre
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