2164 - Kinder der Sterne
ein. „Dein Verstand ist deine wichtigste Waffe, das hast du hoffentlich verstanden. Und dein Stolz kann nur verletzt werden, wenn du nicht an dich glaubst. Du musst keinem anderen beweisen, wie toll du bist; das ist Angeberei. Wenn du der Versuchung nachgibst, wirst du genau zu dem, was sie dir vorwerfen. Lass sie nur reden, sie werden. eines Tages schon vernünftig werden und einsehen, dass ihr Mundwerk nur heiße Luft hervorbringt. Im Grunde genommen meinen sie es ja nicht böse, nicht einmal Gizzo. Er überspielt damit nur seine Unsicherheit, weil er sich dir unterlegen fühlt."
„Aber irgendwann kann ich einfach nicht mehr, Dao, da muss ich ihm einen Riegelvorschieben!", blieb Arlo hartnäckig. „Sonst macht er immer so weiter, und das finde ich nicht richtig."„Dieser Zeitpunkt wird kommen, aber so lange hältst du dich zurück."
„Und wann weiß ich, dass der Zeit punkt gekommen ist?"„Dann, wenn du überhaupt nicht darüber nachdenkst, sondern nur handelst. Aber nicht aus Rache, sondern aus anderen Motiven. Du wirst es erleben. Vertraue nur auf dich."
„Das ist alles so schwer ...", murmelte der Junge.
Dao ging in die Hocke, um Auge in Auge mit ihm zu reden. Dann legte die Kartanin ihre Hände auf seine schmalen Schultern. „Es ist leichter, jemandes Feind zu sein als jemandes Freund. Als Freund musst du tolerant sein, kompromissbereit und geduldig, als Feind brauchst du nur an deinem persönlichen Hass festzuhalten. Du brauchst keine Zurückhaltung zu üben, sondern kannst deinen Aggressionen freien Lauf lassen und brauchst nur an dich selbst zu denken. Als Freund aber musst du diplomatisch sein, um niemals zu verletzen, wenn du deine Meinung sagst. Eine Freundschaft verlangt sehr viel von dir, eine Feindschaft nur dein Schlechtestes - aber sie macht dich einsam. Gizzo hat das noch nicht begriffen, und du solltest ihm dabei helfen. Er ist kein so schlechter Kerl, nur eben ein wenig grobschlächtiger als du. Lass ihn das nicht so deutlich spüren, damit beleidigst du ihn, und du brauchst dich nicht zu wundern, wenn er auf dich losgeht."
„Ich bin trotzdem kein Feigling."
„Natürlich nicht. Es gehört sehr viel Mut dazu, sich solche Sprüche gefallen zu lassen. Aber überleg doch, wer das sagt - es ist nur Gizzo. Die anderen plappern ihm einfach nach, denn sie sind noch zu jung, um überhaupt zu wissen, was ein Feigling ist. Deine Stunde wird kommen, du wirst ihnen zeigen, was in dir steckt, Arlo. Und über den Rest denk nach!"
Seinen Eltern fiel auf, dass Arlo still geworden war. Die einzige Ausnahme waren die Forschungen von Myles Kantor und anderen Wissenschaftlern. „Was können wir tun?", fragte Fee ihren Lebensgefährten. „Ich möchte Arlo nicht einfach darauf ansprechen. Gerade in diesem Alter tragen Kinder oft Geheimnisse mit sich herum, die sie nicht mit Erwachsenen teilen können, weil sie sich dafür schämen oder es ihnen peinlich ist. Andererseits will ich es wissen, und vielleicht kann ich ihm helfen."
„Ich denke, er macht gerade eine Entwicklung durch", sprach Porto seine Überlegung aus. „Und dann gibt es natürlich Streit untereinander, wie bei Kindern so üblich. Sie müssen ihre Grenzen testen und lernen, miteinander umzugehen. Vor allem Jungs sind manchmal wahre Rüpel und wollen unbedingt Rädelsführer sein. Gizzo wird Arlo das Leben nicht gerade leichter machen, neben all den anderen Dingen, die ihn beschäftigen."
„J a, bestimmt denkt er noch darüber nach, was er heimlich gehört hat. Soweit ich aber weiß, hat er bisher mit niemandem darüber gesprochen, auch mit den anderen Kindern nicht." Fee seufzte. Porto beugte sich zu ihr und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Das sollte dich an jemanden erinnern, meine Liebe."
„Ja, an dich", gab sie prompt zurück. „Der Mann mit der undurchdringlichen Maske." Er lachte. „Touché!"
„Arlo ist übrigens nicht die ganze Zeit bei Myles, sondern regelmäßig, so um die Mittagszeit, irgendwo anders. Ich habe schon nachgeforscht, es aber nicht herausgefunden, wo er sich dann herumtreibt."
„Das Beste wird sein, ihn anzusprechen. Manchmal braucht es nur einen kleinen Anstoß." Porto Deangelis nutzte die Gelegenheit gleich beim nächsten Abendessen. „Sag mal, Arlo, was machst du eigentlich so in den Ferien?"
„Ich bin die meiste Zeit bei Myles, das ist toll!"
„Und dann?" Arlo zuckte mit den Achseln. „Och, hier und da ..." Fee lächelte. „Deine Freunde und du, ihr heckt bestimmt dauernd irgendwelche
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