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2166 - Durch den Zeitbrunnen

Titel: 2166 - Durch den Zeitbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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an seinen Bewegungen war raubtierhaft, sondern eher langsam, bedächtig und mühsam koordiniert. Zugleich strahlte er eine enorme Ausdauer aus. Und die vierfingrigen Hände schienen beweglich genug, um selbst schwierige manuelle Arbeiten auszuführen.
    Rian vollführte eine umfassende Bewegung, die sogar Monkey mit einschloss. „Mein Haus steht euch zur Verfügung", sagte er. „Wenn ihr wollt, wartet hier über Nacht auf mich. Ich freue mich über jeden Besuch in der Einsamkeit."
    „Du bleibst in der Dunkelheit draußen?", fragte Saedelaere verblüfft. „Die Finsternis ... sie gehört zu meiner Läuterung", antwortete Rian stockend. „Ich verbringe die Nacht in wachem Zustand. Es ist eine Weisheit Thoregons, dass nur, wer die Nacht kennt, das Licht auch schätzt."
    „Du schläfst also tagsüber."
    „Bis ich wieder aufbreche im ewigen Kreislauf", bestätigte der Leftass.
    „Sind Sie endlich zufrieden, Saedelaere?", drängte Monkey ungeduldig. „Ein Sonnenkult, wie ihn viele Zivilisationen im Lauf ihrer Entwicklung hervorbringen... Wir sollten nicht noch mehr Zeit verlieren. Kommen Sie, andernfalls gehe ich allein weiter!" Der Translator hatte Monkeys Worte nicht übersetzt. Jedoch war der gereizte Tonfall unüberhörbar. Verwirrt blickte Rian von einem zum anderen. „Ich werde in Kürze aufbrechen. Wollt ihr mich begleiten ...?"
    „Nein", wehrte Alaska ab. „Unser Weg ist in eine andere Richtung vorgezeichnet."
    „Es mag sein, dass du das glaubst, Alaska Saedelaere" ,murmelte der Leftass in beschwörendem Singsang. „Aber Thoregons Hände leiten uns. Der Sonnengott beschützt seine Kinder. Geht in seinem Licht, Monkey und Alaska Saedelaere - ich wünsche es euch." ,Sie verließen die Hütte. Knarrend fiel die Tür hinter ihnen zu. Monkey schaute den Maskenträger herausfordernd an. „Ich verstehe, dass Sie wegen des Fragments verwirrt reagieren.
    Aber Sie sollten sich bald wieder darauf besinnen, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen ..."
    Ruckartig fuhr er herum. Ein lang gezogenes, bedrohliches Heulen hallte durch den Wald. Es erklang aus nächster Nähe. Zwei Schatten hetzten zwischen den Bäumen heran. Große, vierbeinige Tiere. Schmutzig graues Fell, lang gestreckte Schädel und von den Lefzen tropfender Schaum. Dazu ein kräftiges Raubtiergebiss - aber auch breite, lederartige Halsbänder. Mit ungestümer Wildheit sprangen die Tiere auf sie zu. Monkey riss die Faust hoch. Es krachte dumpf, ein schrilles Winseln folgte. Von der Wucht des Schlages zurückgeschleudert, überschlug sich das eine wolfsähnliche Tier geradezu in der Luft. Sekundenlang zuckten seine Läufe noch, bevor es verendete.
    Der andere Wolf stand knurrend vor Saedelaere. Die Lefzen gefletscht und sprungbereit, aber er griff nicht an, beließ es bei der Drohgebärde.
    Vielleicht spürte er das Schicksal seines Artgenossen. Saedelaere bewegte sich nicht. Hinter ihm trat der Leftass aus der Hütte. Alaska konnte die ungläubige Verwirrung spüren, als Rian den Kadaver sah. Es waren seine Tiere, das Halsband ließ nur diese Deutung zu. Mit einer knappen Geste schickte Rian das zweite Tier in die Hütte. Gehorsam klemmte der Wolf die Rute zwischen die Hinterläufe und trottete an Saedelaere vorbei, als wäre nichts geschehen. „Ein ... ein Unfall, Rian", brachte Alaska stockend heraus. „Es ist nicht, wie du denkst ..." Wortlos wandte sich der Leftass um, griff nach einem der Werkzeuge neben dem Holzstapel und ging damit an Saedelaere vorbei, ohne ihn nur eines Blickes' zu würdigen. Neben dem toten Wolf kniete er nieder, strich dem Tier sanft und mit unglaublicher Zärtlichkeit übers Fell. „Monkey hat ihn nicht absichtlich erschlagen. Wir fühlten uns angegriffen ..."
    Die Worte prallten an Rian ab. Er begann, ein Loch zu graben. Der Boden war hart und steinig, aber der Leftass zeigte eine unbändige Kraft. „Es tut mir Leid", begann Saedelaere noch einmal. Nichts. Rian nahm ihn überhaupt nicht mehr wahr. „Worauf warten Sie noch, Saedelaere?", sagte Monkey. „Er will mit uns nichts zu tun haben. Also kommen Sie endlich!"
    Der Lamuuni war wieder da. Monkey hatte das Gewicht des kleinen Vogels auf seiner Schulter gar nicht registriert, aber Gedankenbilder drängten sich in sein Bewusstsein. Er sah eine in grelle Farben getauchte surreale Welt. Das Gelände war morastig geworden, seit sie die Hütte des Leftass verlassen hatten. Monkey versank bis über die Waden in zähem Schlamm. Auf den Standard-Overalls, die Saedelaere und

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