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2166 - Durch den Zeitbrunnen

Titel: 2166 - Durch den Zeitbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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er trugen, haftete jedoch nicht einmal der widerstandsfähigste Dreck.
    Eine bizarre Szenerie war es, die der Lamuuni übermittelte. Eine endlose Ebene ... Über dem fernen Horizont hingen zwei Sonnen. Die eine giftig grün und nur eine Handbreit hoch, die andere schräg nach rechts oben versetzt und deutlich kleiner. Eine schnell rotierende Scheibe eher, die in rasendem Wirbel Materiemassen des größeren Begleiters an sich riss - ein Schwarzes Loch vielleicht, winzig in seinen Ausmaßen, aber längst ein Feuer speiendes Rad. Die Ebene aus Stein oder von seltsamem Bewuchs überzogen. Violett jedenfalls, von düsteren Bruchlinien durchzogen, so unkontrollierbar wie die Sprünge eines zersplitterten Spiegels. Und über allem ein irritierendes Flackern in den Farben des Spektrums.
    Mit einem unwilligen Kopfschütteln verscheuchte Monkey die Bilder, doch sie waren sofort wieder da. So hartnäckig wie der Lamuuni, der sich ebenfalls nicht vertreiben ließ. Monkey schlug mit der Hand nach dem Vogel, er griff ins Leere, aber Sekundenbruchteile später war das gefiederte schwarze Biest wieder da. Und mit ihm die seltsamen Bilder. Mannshohe Säulen ragten jetzt aus der Ebene 'auf. Unterschiedlich in der Form. Ihr Material war kein Stein, wirkte eher milchig transparent, aber aus einem bestimmten Blickwinkel heraus versprühte es Funken - Feuerräder, wie Galaxien auseinander strebend.
    Ein unglaublich bewegendes Bild, doch den Oxtorner interessierte diese Schönheit nicht. Unwillig versuchte er, die Wahrnehmung mit eigenen, profanen Gedanken zu überlagern. Ein Vogel, gerupft, gebraten und mit dampfender Soße übergossen. Dazu garbattisches Knollengemüse. Das Gedankenbild der Ebene erlosch abrupt. Nur das Hungergefühl blieb. Und noch quälender der Durst. Die letzten Bäume wichen niederem Gestrüpp.
    Aber das war der geradlinige Weg nach Kiról. „Solange der Untergrund nicht völlig aufweicht ...", sagte Saedelaere, der seines geringeren Gewichts wegen wenig Probleme hatte. Monkey stapfte vor ihm her. „Wir hätten mit dem Leftass über den Weg reden sollen."
    Monkey schwieg hartnäckig, Die Schatten der beiden Wanderer wurden länger. Und unvermittelt hallte aus der Ferne das Heulen einer Gleiterstaffel heran. Kattixu - Zeitbrunnenjäger. Was für den Maskenträger nur verwaschene Punkte über der Horizontlinie waren, konnte Monkey deutlich erkennen. Wie Geier, die einen Kadaver erspäht hatten, kreisten die Gleiter über einem eng begrenzten Areal. Einige Maschinen gingen tiefer. Fast eine Viertelstunde lang hing das Dröhnen der Jagdgleiter in der Luft, dann drehten sie ab. „Vielleicht ein neu aufgeflackerter Zeitbrunnen." Monkey sah, dass Saedelaere gequält aufatmete. „Wir hätten ihn ohnehin nicht erreichen können."
    Du bist erleichtert. Auf dem offenen Gelände hätten die Kattixu euch unweigerlich aufspüren müssen. Trotz der Tarnkappen, über deren Funktion du nach wie vor nur Vermutungen anstellen kannst. Monkey scheint besessen vom Verlangen, die Stadt schnell zu erreichen. Du glaubst, dass der Oxtorner vor sich selbst davonläuft. Mag sein, dass dem so ist. Sogar für Monkey muss es ein Schock gewesen sein, erst seine Augen zurückzugewinnen, sie aber kurz darauf wieder zu verlieren. Die richtigen Augen waren Besitz des Raumschiffs LEUCHTKRAFT. Samburi Yura hat sie vor dem Start wieder an sich genommen. Du wirst den Anblick nicht mehr los: der starke Monkey, USO-Chef, Herr über Leben und Tod, hilflos auf die Knie gesunken und seine leeren Augenhöhlen abtastend. Nichts von Bord der LEUCHTKRAFT durftet ihr mitnehmen. Nichts?
    Das Cappin-Fragment! - Das Einzige, was dich daran hindert, frei zu sein. Hör endlich auf mit deinem Selbstmitleid! Du kannst dein Schicksal nicht ändern; nicht heute und nicht morgen. Mag sein, irgendwann in der Zukunft ...
    Vor allem: Vergiss deinen Hass! Und wenn du das nicht kannst, friss ihn zusammen mit deiner Furcht in dich hinein. Aber lass dein Leben nicht von diesem einen schrecklichen Moment bestimmen, als das Cappin-Fragment wieder nach deinem Gesicht griff. Ob mit oder ohne Maske, Alaska Saedelaere, die Unsterblichen akzeptieren dich, wie du bist. Weil allein schon der Zellaktivator jeden zu einem Außenseiter stempelt. Das will nur niemand wahrhaben, da euch jeder um die Unsterblichkeit beneidet. Aber niemand neidet dir den zuckenden, flammenden Gewebeklumpen, den du unter der Maske verbergen musst. Du denkst an Heimkehr und täuschst dich selbst damit. Deine

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