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2166 - Durch den Zeitbrunnen

Titel: 2166 - Durch den Zeitbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wahre Heimat hast du längst gefunden. Schon als Zwölf jähriger, als du auf dem Schrottplatz am Stadtrand Terranias den halb abgewrackten Space-Jet und den Robotertorso Torras entdeckt hast. War es nicht gerade der Roboter, der dir die Menschlichkeit nahe brachte? Deine Heimat, Alaska Saedelaere, ist das Universum!
    Zum ersten Mal hatte Monkey eine Pause eingelegt. Er stand am Rand einer mehrere Meter hohen Abbruchkante und schöpfte mit beiden Händen das kristallklare Wasser, das in einem dünnen Rinnsal herabplätscherte. Er trank in kräftigen Schlucken, und schließlich hielt er prustend den kahlen Schädel unter den kleinen Wasserfall und wusch sich. „Das sollten Sie auch machen, Saedelaere", sagte er. „Sie fühlen sich danach wie neugeboren." Er ließ noch einmal die hohlen Hände voll laufen, klatschte sich das kühle Nass ins Gesicht und wich zur Seite. „Sagen Sie es mir, sobald Sie die Maske wieder aufgesetzt haben." Das Quellwasser erfrischte. Saedelaere hielt den Kopf ebenfalls minutenlang unter das herabklatschende Wasser, das den Gewebeklumpen in seinem Gesicht heftiger zucken ließ. Schließlich befestigte er die Maske wieder hinter den Ohren und strich mit beiden Händen das klatschnasse Haar zurück.
    Der Horizont war ihnen sehr nahe gerückt. Sie sahen nichts von der Stadt. In geringer Entfernung schien das Gelände abzufallen. „Weiter" ,sagte Monkey. „Die letzte Etappe." Saedelaere hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Er traf keine Anstalten, weiterzugehen. „Einerseits weichen wir den Kattixu aus", stellte er fest, „andererseits laufen wir ihnen vielleicht geradewegs entgegen."
    „Wer sagt Ihnen, dass die Zeitbrunnenjäger aus Kiró1 kommen?"
    „Mein Gefühl."
    „Sie vergessen Ihre Tarnkappe, Saedelaere."
    „Darum geht es mir nicht."„Sondern?"
    „Wir wissen bislang, dass es mindestens zwei Gruppierungen auf Ord Agenda gibt. Da sind die Kattixu - die Zeitbrunnenjäger. Aber eine Jagd ist nur sinnvoll, falls häufig Zeitbrunnen erscheinen.
    Wenn ich Chiffa Phi richtig interpretiere, stempelt uns allein schon die Herkunft aus einem Zeitbrunnen zu Feinden der Kattixu." Monkey verzog die Mundwinkel zu einer spöttischen Grimasse. „Sie werden sich hoffentlich nicht hinstellen und lauthals verkünden, woher Sie kommen."
    Alaska Saedelaere ignorierte die Unterbrechung. „Die andere Gruppe sind die Mochichi", fuhr er fort. „Chiffa Phi hielt uns für Boten der Kosmokraten. Aber wer mit den Ordnungsmächten zusammenarbeiten will, muss eine gewichtige Stellung besitzen."
    „Wer Teleporteranzüge baut wie die Knorpelgesichter, verfügt über eine weit fortgeschrittene Technik", bestätigte Monkey. Alaska Saedelaere vollführte eine zustimmende Geste. „Das alles sind Hinweise, dass wir an einen Brennpunkt geraten sind. Auch wenn das Land nicht danach aussieht ..."
    „... und wir vorerst wenig mit alldem anfangen können", unterbrach der Oxtorner. „Diese Überlegungen beschäftigen mich schon seit Stunden. Es gibt keine Alternative zu Kiról. Aber wir müssen uns wohl selbst ein Bild machen."
     
    6.
     
    Eine Stunde später ...
    Eine gewaltige Senke öffnete sich vor Monkey und Alaska Saedelaere. Sie standen am Rand einer steil abfallenden Felskante, hatten die Stadt zu ihren Füßen. Über Dutzende Kilometer hinweg erstreckte sich das Tal in alle Richtungen, ein Grabenbruch, der sich in vielen Seitenschluchten am Horizont verlor.
    Was immer sie zu sehen erwartet hatten, die Wirklichkeit übertraf ihre Vorstellungen bei weitem. Gut 200 Meter lag das Bodenniveau unter ihrem momentanen Standort. Allerdings waren die Steil wände an vielen Stellen unterbrochen, zogen sich Nebenschluchten und Abbrüche auch an der Ostseite ins Land hinein. Nur wirkten sie hier schmäler und nicht so ausgeprägt wie im Westen. Dort hatte es den Anschein, dass sich ganze Stadtteile in den Seitentälern verbargen.
    Eine Weile beschränkten sich Monkey und Saedelaere aufs Beobachten. Großflächige Industrieanlagen beanspruchten etwa die Hälfte des überbauten Stadtgebiets. Dabei reichte die Bebauung oft bis an die Felsen heran. Hier und da verriet eine fahle Lichtbrechung die Existenz von Schutzschirmen, dem optischen Eindruck nach Prallfelder, die vor Steinschlag und Erdrutschen schützen sollten. Die andere Hälfte war Wohngebiet. Kantige, zum Teil würfelförmige Bauten, dazwischen Türme, das alles auf engem Raum zusammengedrängt. Viele dieser Viertel schienen einander ähnlich zu sein.

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