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2166 - Durch den Zeitbrunnen

Titel: 2166 - Durch den Zeitbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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„Die Baumuster wiederholen sich", stellte Monkey fest. „Bemühen Sie sich nicht, Saedelaere, mit Ihren Augen werden Sie nie alle Details erfassen."
    „Ich wusste nicht, dass ich so unzulänglich bin", antwortete der Maskenträger. „Es ist noch gar nicht lange her, da hätten sogar Sie alles für Ihre eigenen Augen gegeben."
    „Ein Großteil der Wohngebiete steht leer", behauptete der Oxtorner, ohne mit einer Regung auf Alaskas Einwand zu reagieren. „Eine Stadt für eine künftige Bevölkerung?"„Mag sein. Sehen Sie die großen freien Flächen und die riesigen Plätze zwischen manchen Stadtteilen?"
    Saedelaere folgte Monkeys ausgestrecktem Arm mit dem Blick. Er nickte knapp. „Das erinnert mich an die Landefelder kleinerer Raumhäfen. Sie meinen, Monkey, dass dort eines Tages die neuen Bewohner landen werden?"
    „Warum nicht?", meinte der Oxtorner. „Warum?" ,rutschte es Saedelaere heraus.
    Gut zwei Kilometer weit mussten sie nach Norden ausweichen, um eine geeignete Stelle für den Abstieg zu finden. Der Boden war in diesem Bereich ausgewaschen, Regenwasser hatte Rinnen eingegraben und Stufen aus Stein freigespült. Um sie zu benutzen, musste man zwar Riese sein, aber die in unregelmäßigen Abständen liegenden Vorsprünge ermöglichten immerhin einen Abstieg. Monkey übernahm die Führung. Inmitten einer Wolke aus Dreck und Geröll verschwand er plötzlich in der Tiefe. „Worauf warten Sie, Saedelaere?", erklang gleich darauf sein Ruf aus der. Tiefe. „Das ist das schlimmste Stück." Loses Gestein brach unter seinen Füßen aus. Mehrmals war der Maskenträger kurz davor, abzustürzen, aber jedes Mal fand er im letzten Moment festen Halt. Den Oxtorner konnte er immer noch nicht sehen. Ein Stück weit fiel der Hang wirklich senkrecht ab. Aus der Höhe war das nicht zu erkennen gewesen. Faustgroße Steine brachen aus, rissen eine kleine Lawine mit sich. „Sie sind jetzt dicht über mir, Saedelaere. Keine Sorge, das Genick brechen Sie sich schon nicht. Ich stehe auf einem schmalen Felsband." Zehn, fünfzehn Meter, schätzte der Terraner. Der Bereich war mittlerweile so steil und rutschig, dass er sich kaum halten konnte. Sich eng an den Hang anschmiegend, suchte er nach Halt. Der Overall mit seinem Mehrschichtgewebe schützte ihn vor Abschürfungen.
    Dann brach der letzte Tritt unter ihm weg. Sekundenlang hing Alaska nur noch an einer Hand und krallte die Finger ins Gestein. Aber er rutschte ab, konnte nichts dagegen tun. Dann der Sturz ... Er fiel rückwärts, schrie.
    Vorbei. Er hatte sein Leben gelebt und es war schön gewesen, aller Last zum Trotz. Nie hätte er sich träumen lassen, jemals so viel vom Universum zu sehen. Ohnehin hatte er den Tod um mehr als 1300 Jahre betrogen. Deshalb keine Trauer. Nur Bedauern. Der Sturz schien lange zu dauern. Alaska Saedelaere versteifte sich. In dem Moment ein fast mörderischer Ruck; das Gefühl, dass ihm der linke Arm schier aus der Schulter gerissen wurde.
    Alaska pendelte zur Seite, schrammte mit den Füßen über rauen Fels. Ein Schraubstock krallte sich in seinen Oberarm, dann schlug er erneut auf, schmerzhafter als zuvor. Der instinktive Versuch, sich mit dem rechten Arm abzufangen, misslang. Er zerrte sich dabei fast die Maske vom Gesicht.
    Gleichzeitig ein Ruck nach oben, er schrammte noch einmal über den Vorsprung hinweg und schrie: „Schauen Sie weg, Monkey! Die Maske ..."
    Unsanft wurde er auf die Füße gestellt, konnte selbst kaum etwas erkennen. Er stolperte nach vorne, stieß gegen die Wand und versuchte die Arme hochzureißen. Die Schmerzen im linken Arm wurden unerträglich. Nur mit der Rechten schaffte er es, die Maske einigermaßen gerade zu rücken.
    Neben ihm ein Brummen, halb erstickt und Furcht einflößend. „Monkey!", keuchte Saedelaere. „Haben Sie die Maske wieder oben?"
    „Noch nicht; ich ..." Erst in dem Moment begriff Alaska: Wer so redete, war noch nicht dem Irrsinn verfallen.
    Hastig rückte er das provisorische Stück Plastik zurecht, prüfte den Sitz der Bänder. Das alles mit der Rechten. In den linken Arm, den Monkey fast zerquetscht hatte, kehrte erst langsam das Gefühl zurück. Sein Blick schweifte nach oben. Gut fünfzehn Meter im freien Fall... Wie Monkey sich auf den schmalen Vorsprung gerettet hatte, fragte er lieber nicht. Zumindest hatten sie es geschafft. Der weitere Abstieg in die Tiefe gestaltete sich übersichtlicher. „Danke, Monkey", sagte Saedelaere. „Vergessen Sie es. Ich will keine

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