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2166 - Durch den Zeitbrunnen

Titel: 2166 - Durch den Zeitbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Saedelaere hatte wenig zu befürchten. Unverträgliche oder gar giftige Bestandteile würde der Aktivator neutralisieren. Zu seiner Überraschung war das Gebackene durchaus genießbar, wenngleich es ein wenig so schmeckte, wie das Innere der Hütte roch. Auch das Wasser, das Rian ihm in einem Tonkrug reichte, schien sauber zu sein. „Wollen Sie wirklich nichts?" Kau end wandte er sich an Monkey. „Wir vergeuden Zeit", erinnerte der Oxtorner. „Die nahe Stadt ist Kiró1?", fragte Alaska den Leftass. „Natürlich", antwortete Rian. „Und wie heißt dieser Planet?"
    „Du weißt es nicht?"
    „Würde ich sonst fragen?"
    „Ord Agenda", sagte der Leftass freundlich und entblößte sein Mordgebiss dabei. „Mehr?", fragte er, als er sah, dass Alaska Saedelaere den Kuchen aufgegessen hatte. „Danke. Ich will deine Vorräte nicht schmälern."
    „Ich hole mir neue. Der Wald hat alles, was ich zum Leben brauche."„Du meinst, dieser Würfel... das war kein Brot?" Rian nannte einen Namen, den der Translator mit einer Umschreibung übersetzte: „Ausscheidung unter dem Boden lebender Totengräber". Wobei Rian genussvoll erläuterte, dass es sich bei diesen „Totengräbern" um Aas fressende Würmer handelte, die eine Handspanne lang wurden. „Die Würmer selbst sind noch wohlschmeckender, Alaska Saedelaere. Wenn ich dir einige überlassen darf ..."
    Wahrscheinlich täuschte das trügerische Halbdunkel. Jedenfalls glaubte der Maskenträger, einen Anflug von Belustigung in der Miene des Oxtorners zu erkennen. Monkey verließ seinen Platz unter der Tür nicht; der Blick seiner Kunstaugen pendelte zwischen der Hütte und dem Wald. Solange er aufpasste, würde niemand sie überraschen können. „Warum lebst du in dieser Hütte, Rian?" Zuerst mit den Fingern, gleich dar auf mit einem zugespitzten Holz stocherte der Leftass zwischen seinen Zähnen. Schließlich brachte er Speisereste zum Vorschein und schnippte sie in die Feuerstelle. Einzig der Kamin war aus Lehm und Steinen gemauert, wenngleich wenig Vertrauen erweckend. Die Risse, die den Schlot durchzogen, würden über kurz oder lang dazu beitragen, die Hütte in Schutt und Asche zu legen. „Der Zeitpunkt der Reinigung ist für mich gekommen. Hier draußen kann ich den Ruf der Sonne besser in mich aufnehmen als im Gewühl der Stadt."
    „Ich verstehe nicht ganz", gestand Saedelaere. „Eine Reinigung ...?"
    „Für den Geist ebenso wie für den Leib. Hast du nie versucht, dem Sonnengott näher zu sein als alle anderen?" Dass Saedelaere zögerte, fiel dem Leftass nicht auf. „Bald ist es wieder so weit", fuhr er erregt fort. „Der allgegenwärtige Sonnengott Thoregon lässt uns die Kälte der Nacht spüren. Schon der Gedanke daran, dass ohne Gott Thoregon stete Finsternis herrschen würde, ist entsetzlich."
    „Thoregon", murmelte Alaska Saedelaere. „Zu welchem Thoregon gehört Ord Agenda?"
    „Es gibt nur einen Gott Thoregon", fuhr Rian ungerührt fort. „Er ist überall, er hält die Hand über jeden von uns und wohnt in jedem Herzen. Bist du nicht gekommen, Alaska Saedelaere, um mit mir zum Sonnenuntergang zu ziehen?"
    „Monkey und ich gehen nach Kiról."
    „Ich verstehe. Ich hätte dich gerne als Begleiter erwählt, Alaska Saedelaere. Die Schönheit des Sonnenuntergangs ist nirgends intensiver als in der Einsamkeit des Waldes und der Hügel. Aber auch wenn Thoregon die Nacht vertreibt, spürst du grenzenlose Ehrfurcht. Nichts in deinem Leben ist wichtiger als diese Begegnung mit dem Gott der Sonne und des Lichts."
    „Du bist ein Mönch, ein Eremit ...?"
    „Wenn du es so sehen willst, dann bin ich das. Ich erweise Thoregon die gebührende Ehre."
    „Seit wann lebst du hier?"
    „Zwei Jahre werden es im Winter."„Und vorher?" Rian schien nicht zu verstehen, was sein Besucher wissen wollte. „Was hast du vorher gemacht - in Kiról, meine ich. Und was macht dein Volk?"
    „Wir sind Arbeiter. Leftass sind an viele Bedingungen anpassungsfähig. Deshalb arbeiten wir auf etlichen Welten. Wir brauchen nicht mehr als den Sauerstoff zum Atmen, etwas Wasser und ausreichend Nahrung."
    „Aber du arbeitest nicht mehr."
    „Erst wieder, wenn der Sonnengott mich ruft."
    „Du glaubst, dein Gott meldet sich eines Tages bei dir?"
    „Ich bin mir dessen sogar sicher. Nie waren Leftass länger als einige Jahre in der Einsamkeit."
    „Und wie ruft Thoregon nach dir?"
    „Ich werde es spüren." Alaska ließ Rian nicht aus den Augen. Der Leftass wirkte überaus gutmütig. Nichts

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