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2166 - Durch den Zeitbrunnen

Titel: 2166 - Durch den Zeitbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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fremdartige Aggregate überhand nahmen - manche erinnerten an psychedelische Kunstwerke, über die jemand silberfarbene Netze ausgebreitet hatte -, begann rechter Hand die Wohnbebauung. Bis zu dreißig Meter hoch ragten die Gebäude auf. Eine ineinander verschachtelte, kompakte und geradlinig verlaufende Kulisse.
    Monkey identifizierte einige Fassadenabschnitte als identisch mit den erst vor kurzem gesehenen Bauteilen. Schon der zu überblickende Bereich musste Tausenden Bewohnern ausreichend Wohnraum bieten. Nicht mehr nur die schweren Lastenschweber bestimmten das Straßenbild, sondern zunehmend auch Passanten. Viele benutzten die transparenten Verbindungstunnel, die ab fünfzehn Metern Höhe die Straße überspannten. Ebenso gläsern wirkende Röhren erfüllten die Funktion von Antigravschächten. Nur wenige Personen bewegten sich wie die beiden Menschen entlang der Häuserzeile auf der untersten Ebene. Niemand nahm von dem Oxtorner und dem Terraner Notiz. Leftass trotteten gemächlich vorbei. Nun sah Alaska auch die Insektenartigen, die Monkey schon beschrieben hatte. Die Blickrichtung ihrer doppelt faustgroßen Facettenaugen einzuschätzen war unmöglich. Doch ab und zu pendelte ein Fühlerpaar in Richtung der beiden Männer. Auf vier grazilen Beinen staksten diese Wesen schnell davon.
    Schlanke, schuppenhäutige Echsenabkömmlinge wichen den Vierbeinern jeweils in respektvollem Abstand aus. Auch sie achteten nicht auf die Fremden. Für einen Augenblick glaubte Alaska, weit voraus einen Gurrad zu sehen. Die wallende Löwenmähne ebenso wie die stämmige, sehr kräftig wirkende Gestalt ließen kaum einen anderen Schluss zu. Der Maskenträger zuckte gerade zusammen. Der Angehörige eines Volkes aus der Großen Magellanschen Wolke konnte Auskunft geben, wo man sich befand. Aber dann zog einer der endlosen Schwebekonvois vorbei, und als Saedelaere den Weg fortsetzen konnte, war der vermeintliche Gurrad verschwunden. Wohin, das ließ sich beim besten Willen nicht feststellen.
    Monkey machte den Maskenträger wenig später auf ein schwebendes Gestell aufmerksam, das Augenblicke vorher noch nicht da gewesen war.
    Entfernt erinnerte das Gebilde an Chiffa Phis Teleporter-Sarkophag. Tatsächlich steckte in seinem Inneren die kleine Gestalt eines Mochichi. Aber die nächste Teleportation ließ nur Sekunden auf sich warten. Niemand sprach sie an. Entweder waren die Bewohner Kiróls an Fremde gewöhnt, oder es spielte keine Rolle, wer sich wo aufhielt.
    Zweieinhalb Kilometer maß das Wohngebiet. Auf der anderen Straßenseite begann einer der riesigen freien Plätze, die schon aus der Höhe wie ausgedehnte Landefelder gewirkt hatten. Von nahem erwies sich die Fläche in der Tat als befestigt. Etliche Kilometer waren es bis ans jenseitige Ende, wo die nächsten Gebäude aufragten. Aber obwohl sich dem steten Lastverkehr hier eine gute Abkürzungsmöglichkeit bot, berührte keines der Fahrzeuge das Gelände. Auch die Passanten betraten es nicht. „Jeder meidet offensichtlich dieses Areal", stellte Saedelaere fest. „Aber ich kann beim besten Willen keinen Grund dafür erkennen."
    „Mag sein, dass es das nächste ausgewiesene Baugebiet ist", vermutete Monkey.
    Eine dumpfes Brummen legte sich plötzlich über die Stadt. Das Geräusch war für Menschen gerade noch hörbar. Zugleich schien die Luft in Schwingungen zu geraten. Sogar der Boden vibrierte. Dennoch entstand nirgendwo Aufregung. Die Angehörigen der verschiedenen Völker setzten ihre Wege fort, als registrierten sie das alles nicht einmal. Die Gebäude jenseits des freien Platzes, eben noch von der Sonne grell angestrahlt, versanken in unheimlicher Schwärze. Der Schatten wuchs rasend schnell an. Innerhalb von Sekunden erreichte er Saedelaere und Monkey, glitt über sie hinweg und hüllte sie ein.
    Die Vibrationen wurden intensiver. Auch das dumpfe Brummen in der Luft steigerte sich, und ein Schwall erhitzter Luft fegte über Kiról hinweg.
    Alaska Saedelaere starrte ungläubig in die Höhe. Monkey hatte den Kopf ebenfalls in den Nacken gelegt. Zweifellos zeichneten seine Kunstaugen jede Phase der Annäherung auf. Ein Raumschiff verdunkelte die Sonne. Noch stand es viele Kilometer hoch über der Stadt, aber es war riesig. Ein bedrohlicher Schatten, der alles unter sich zermalmen würde. Über diesem Koloss fielen drei weitere herab.
    Der Sturm wuchs zum Orkan, als Korrekturtriebwerke zündeten. Flammenspeere peitschten die Atmosphäre, das Dröhnen wurde

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