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217 - Der Unsichtbare

217 - Der Unsichtbare

Titel: 217 - Der Unsichtbare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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dem lauen Wind entgegen. »Du wirst frei sein. Noch heute.«
    ***
    Pilatre de Rozier störte es ungemein, dass diese Rotzlöffel von Kriegern ihn mit seinen eigenen Steinschlossgewehren bedrohten. Fünf kräftige Burschen hatte dieser Oree sich ausgesucht, die gemeinsam mit ihnen an Bord der großen Barke gegangen waren. Er hatte behauptet, den See überqueren zu wollen, doch sie steuerten noch immer nicht auf dessen Mitte zu. Orees anfängliche Beteuerungen, sie würden lediglich einer Strömung ausweichen, wurden immer unwahrscheinlicher. Der Kaiser tauschte einen Blick mit Yann. Auch der Seher wirkte höchst beunruhigt.
    »Ihr wollt uns nicht zur Grenze meines Reiches bringen«, meinte de Rozier schließlich geradeheraus.
    Oree sah den Kaiser lange an. »Ihr habt Recht. Das werde ich nicht. Ich bringe euch zum Khaan.«
    Merde. »Zu Shahruuk?« Es hatte eine kurze, unbedeutende Periode in seinem Leben gegeben, in der er mit Shahruuk in Verbindung gestanden hatte. Dieser aufgeblasene Wicht, der sich selbst »Khaan« nannte, hatte einen regen Handel mit Artefakten der Vergangenheit in Aussicht gestellt, dann aber so dreiste Forderungen gestellt, dass de Rozier seine Gesandten zum Teufel gejagt hatte. Seitdem herrschte Eiszeit zwischen ihren Herrschaftsgebieten.
    Shahruuk würde frohlocken, ihn in die Finger zu bekommen, dessen war sich de Rozier sicher.
    »Wenn es dir um Reichtum oder Ruhm geht, kann ich dir weit mehr versprechen, mon ami«, bot er Oree an, doch der ließ sich nicht beirren.
    »Ihr könnt mir nicht geben, was ich will. Schweigt jetzt, oder ich lasse euern wertlosen Freund erschießen.«
    Orees Stimme zitterte leicht, und Pilatre glaubte zu erkennen, dass er seine Drohung nicht ernst machen würde. Oree wirkte sehr starrköpfig, was seine Auslieferung betraf, aber er war kein Mörder. Der junge Mann holte ein dünnes Seil hervor und machte sich daran, Yann und ihm die Hände hinter dem Rücken zu binden.
    »Warum tust du das, Oree? Du handelst gegen den Wunsch deines Häuptlings. Hast du keine Angst von ihm bestraft zu werden?«
    Orees Blicke glitten über den See, als suche er nach einem Crooc oder Monster. Pilatre sah mit ihm hinaus, doch er konnte nicht finden, was Oree so beschäftigte. Das Wasser lag ruhig im Licht. Die Sonne stieg höher. Bald würde sie im Zenit stehen. Das Dorf Aruun war von hier aus nur noch als Miniatur auszumachen.
    Oree schwieg und tat weiter so, als müsse er das Wasser im Auge behalten. Dafür meldete Yann sich unerwartet zu Wort.
    »Er fürchtet Waluk nicht. Waluk ist sein Vater. Ihre Energiesignaturen sind sich zu ähnlich, als dass es Zufall sein könnte. Doch Waluk verleugnet seinen Sohn.«
    Oree hob das Gewehr auf die Höhe von Yanns Stirn. »Schweig, du Ausgeburt der Hölle, oder ich werde dafür sorgen, dass du deinen Kopf nicht mehr spürst!«
    »Es gab eine Zeit, da hätte ich mir nichts sehnlicher gewünscht…« Yann sah wie gebannt auf das Gewehr.
    De Rozier hielt den Atem an. Die Waffe zitterte in Orees Händen. Schließlich senkte der junge Mann den Lauf. »Meine Mutter hat Recht. Du bist ein Hexenmeister. Du bist gefährlich. Eigentlich wollte ich dich gehen lassen, doch nun soll Shahruuk sehen, was er mit dir anfangen kann. Er liebt Forschungsobjekte.«
    »Wissen deine Krieger von deinem Verrat?«, fragte de Rozier ruhig.
    Die fünf Männer hatten zwar nicht mit dem Rudern und Lenken aufgehört, doch sie hörten angespannt zu, auch wenn sie unbeteiligt taten.
    »Gebt Euch keine Mühe, de Rozier. Sie hören auf mich. Sie haben mir den Schwur geleistet. Findet Euch damit ab: Euer Weg ist hier vorüber. Shahruuk wird von nun an über Euch entscheiden.«
    De Rozier sagte nichts dazu. Sein Weg war schon öfter anders verlaufen, als er es sich gewünscht hatte, aber bisher hatte er das Schicksal immer formen können. Und er würde erst aufgeben, wenn ihm keine andere Möglichkeit mehr blieb.
    ***
    Dass es der Krieger Buran und nicht Oree war, der ihn mit dem Boda-Boda abholte, machte Matthew noch nicht stutzig. Da Buran ihn nicht spüren konnte, musste er zwei Stunden lang warten. Buran fuhr erst zum vereinbarten Zeitpunkt los und vertraute darauf, dass Matt der mächtige Geist pünktlich am Treffpunkt war und mit ihm kam.
    Erst als er vor einem zitternden Waluk und einer verunsichert dreinblickenden Iranda auf dem Dorfplatz Aruuns stand, wurde Matt klar, dass irgendetwas nicht nach Plan gelaufen war.
    Er tauchte in Iranda ein. »Habt ihr meine Freunde sicher

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