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2170 - Das Reich der Güte

Titel: 2170 - Das Reich der Güte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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einen halben dick -, schien er nichts zu wiegen. Meloce hob ihn mühelos mit einer Hand aus dem Spind und legte ihn vor mir auf den Boden. „Das", sagte sie mit einer gewissen Feierlichkeit, „ist ein Calkhoo. Mein Calkhoo."
    Von oben betrachtet, besaß er eine längliche Tropfenform. Er war mit einem Bild verziert, das Meloces unverhülltes Gesicht zeigte, vor dem Hintergrund der Calditischen Sphäre. In den Goldenen Kuppeln von Sivkadam hätte allein eine derartige Darstellung eines nackten Leuchter-Kopfes einen ungeheuerlichen Skandal ausgelöst. Ich gestehe, dass sich meine ohnehin nicht geringe Erregung noch steigerte und ich mich zwingen musste, den Blick abzuwenden. In der Mitte des Calkhoo befand sich eine von drei faustgroßen Kristallprojektoren umgebene Datenanzeige, mit nur einem einzigen Schalter darunter. „Setz dich an den Bug!", forderte Meloce mich auf. „Gut so. Da sind Griffe, siehst du sie? Halt dich fest, sobald ich es sage." Sie stellte sich am Zentrum des Gebildes in Positur und betätigte mit dem Fuß den Schalter. Im selben Moment schossen drei Strahlen aus den Kristallen. Der erste bildete einen siebeneinhalb Meter hohen Mast aus. Nummer zwei stellte eine stangenhafte Kontur her, die einen waagrechten Bügel um den Mast legte. Und Strahl Nummer drei speiste ein energetisches Feld - das sich sogleich wie ein Segel aufblähte.
    Meine Hyperfühligkeit ließ mich körperlich spüren, wie das Feld die Hyperenergie des allgegenwärtigen Tymcal in „Paraschub" verwandelte. Der Calkhoo vibrierte vor kaum gebändigter Kraft. Doch noch hielt Meloce ihn zurück. Was sie dann tat, brachte mich endgültig zur Überzeugung, dass ich .träumte und das alles nicht Wirklichkeit war. Sie entkleidete sich. Vollständig. Auf einen kurzen akustischen Befehl hin wickelten die mit winzigen Kraftfeldprojektoren ausgestatteten Servoroboter der fingerdicken Angugol-Zylinder blitzschnell die Binden auf, die ihren Körper und ihr Geflecht verhüllt hatten. Das leise Sirren der Bänder war kaum verstummt, als Meloce „Jetzt!" schrie, den Bügel des Segels fasste, ihn zu sich heranriss und damit das exotische Geschoss vom Dach des Wohnturms in den Himmel hinaufsteuerte. In den Orbit und darüber hinaus.
    Herrlich leuchtend, ganz eins mit sich und der Hypersphäre, fädelte Meloce den Calkhoo in die Strömungen, Nebel und Schleier aus Para-Staub ein, die das gesamte Caldit-System erfüllten. Ein transparentes Prallfeld hielt Luft und Wärme, sicherte uns auch in der Weltraumkälte das Überleben. Meinen Hypersinn beeinträchtigte es in keinster Weise. Ich übertreibe nicht, wenn ich dir sage: Niemals zuvor hatte ich ein Erlebnis, das diesem hier gleichkam.
    In der Tymdit eines AGLAZARS den Überlichtflug mitzuvollziehen, wie ich es während der Reise nach Caldera kurz gedurft hatte, war ebenfalls eine einschneidende Erfahrung gewesen. In den Hyperraum zu sehen und zu fühlen, wie nur wir Guyaam es konnten, hatte mich tief beeindruckt. Und doch war dies nur indirekt möglich, eben mittels der Tymdit. Hier und jetzt dagegen, auf dem Calkhoo, trennte uns nichts von der Calditischen Sphäre und ihren ultrahochfrequenten, für die allermeisten anderen Wesen gar nicht wahrnehmbaren Wirbeln und Stürmen.
    Wir ritten darauf, ritten auf dem Para-Staub. Oder besser, Meloce ritt. Ich war ja nur Passagier; wenngleich alles andere als ein blinder. Auch ich sah und spürte die sich ständig verändernden Driften innerhalb der Tymcaldit. Aber selbst ich, dem immer geradezu einzigartige Hypersensibilität nachgesagt worden war, hätte nicht annähernd so schnell darauf reagieren können wie Meloce. Nun verstand ich, warum Tirotu sie als „berüchtigtste Staubreiterin der Sphäre" tituliert hatte. Die Manöver, die sie mit dem Calkhoo flog, waren schlichtweg atemberaubend. Jeden kleinsten Vorteil, den ihr die Strömungen des Para-Staubs boten, nutzte Sie aus.
    So erzielte sie einen Beschleunigungsfaktor, wie ihn die vergleichsweise trägen Caldhur nie und nimmer hätten erreichen können. Und dann transitierten wir. Ja, du hast richtig gehört, mein Freund - Meloce führte mit dem winzigen Brett und seinem nichtmateriellen Segel eine Kurztransition aus! In einem einzigen Augenblick legten wir mehr als eine Million Kilometer zurück.
    Nun begriff ich auch, weshalb sie sich ihrer Kleidung entledigt hatte. Nicht, um mich, die „Unschuld vom Lande", zu schockieren. Obwohl ihr dieser Nebeneffekt sichtlich Gefallen bereitet hatte. Nein,

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