Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2172 - Projekt Finsternis

Titel: 2172 - Projekt Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Verständnis zwischen uns ermöglichte, das über pure Diplomatie und erzwungene Kooperation hinausging. Weit hinaus.
    Schon immer hatte ein Band zwischen uns bestanden, gegenseitige Faszination und Anziehung, aber auch Abstoßen; ein stetiges, fast lauerndes Umkreisen war das, wie bei zwei gleichpoligen Magneten. Noch niemals war es so stark gewesen wie jetzt, in diesen Minuten. Vermutlich hätte sich Guckys Fell in diesem Moment tatsächlich elektrisiert aufgestellt und er wäre eine Tüte Popcorn holen gegangen. Biologisch gesehen war ich erst neununddreißig Jahre alt.
    Unsterblichkeit hin oder her, meine Hormone interessierte es nicht; ob inzwischen Jahrtausende vergangen waren. Diesmal, das wurde mir bewusst, würde Ascari ihr Ziel erreichen, ob sie es beabsichtigte oder nicht.
    Aber das tat sie wohl. Warum sonst war sie zu mir gekommen? Das Leben war für einen Moment langsamer geworden, nahm sich Zeit für ein paar Augenblicke. Wir waren allein, niemand in der Nähe, kein Lauscher an der Wand. Niemand würde es je erfahren. Das galt für uns beide. Es gab nur einen einzigen Grund, weswegen Ascari in meine Kabine gekommen war. Sie wollte genau dasselbe wie ich, was wir schon lange begehrten, schon von der ersten Sekunde an, als wir uns zum ersten Mal begegnet waren. Wir hatten es sofort erkannt und beim Händedruck gespürt, es war wie ein Stromschlag gewesen und hatte das Spiel erst richtig in Gang gesetzt.
    Ascaris Schweigen war jedoch Antwort genug. In ihren Augen blitzte etwas auf, als ich meine Arme um sie legte, sie funkelten wie Granate im gedimmten Licht, wie dunkles Feuer. Ihre weichen Lippen öffneten sich, kaum dass mein Mund sie berührte, ihre Zunge schoss hervor, aggressiv und spitz wie stets, aber diesmal nicht für Worte, sondern für ganz unglaubliche andere Dinge. Ihre Finger krallten sich in meinen Rücken, in meinen Nacken, und sie presste sich an mich, übernahm die Führung, und ich ließ mich führen, nein fallen, nicht überrascht, aber fasziniert von ihrer Leidenschaft und ihrer Sinnlichkeit.
    Kein Gedanke mehr an kosmische Geheimnisse, Verantwortung, die politische Position in der Galaxis. Geschweige denn an die Welten, die uns trennten.
    Alles vergessen in diesem Rausch, alles war eins, wunderbar eins, wie zusammengeschmolzen. Endlich.
    Ich nickte anschließend kurz ein. Plötzlich wachte ich auf, bemerkte, dass ich allein war. Ich ging zurück in den Aufenthaltsraum, Ascari war bereits bei der nächsten Mahlzeit, während sie gebannt auf einen Holofilm starrte, der Ansichten von Caldera zeigte. Sie drehte leicht den Kopf, als sie mich kommen hörte, sagte jedoch nichts. Ich schwieg ebenfalls. Es war der ungewöhnlichste Moment seit langem. Ich befand mich fast 160.000 Jahre in der Vergangenheit, in einer Zivilisation, die ihresgleichen suchte. Trotz der Tragweite dieser Mission, meines Wissens um das tragische Ende fühlte ich mich in diesem Moment friedlich und gelassen, so gelöst wie seit langem nicht mehr, von neuen Kräften beseelt.
    Ich atmete tief ein, dankbar für diesen Moment, der mich daran erinnerte, was es bedeutete, zu leben. Hoffnung durchströmte mich und stärkte meinen Willen, niemals aufzugeben. „Ich kann mich nicht satt sehen", sprach Ascari nach einer Weile und deutete auf den Holoschirm. „Und ich will mir in diesem Moment nicht vorstellen, was aus diesem positiven Bild wird. Ich wünschte, ich könnte es festhalten."
    „Das kannst du", sagte ich. „Denkst du wirklich?" Sie sah mich an. „Ja." Ich legte die Hand an mein Herz. „Hier drin. Für immer." Sie musterte mich prüfend. „Ist das also deine Motivation?"
    „Zum Teil. Verstehst du jetzt?"
    „Ja. Und nein. Im Grunde hat sich nichts geändert, nur die Perspektiven haben sich verschoben."
    „Das ist das Interessante am Leben", sagte ich. „Die Veränderung. Und dass dennoch so viel Bestand hat."
    „Ja, das wird es sein", murmelte Ascari nachdenklich. Sie starrte auf die Reste auf ihrem Teller, dann knallte sie ihn mit einer wütenden Geste auf den Tisch. „Ich rufe diese Lichtfunzel jetzt an, damit die Sache endlich in die Gänge kommt! Ich hasse es zu warten!" .Das Leben beschleunigte, holte den normalen Zeitablauf ein und nahm wieder seinen gewohnten Gang. Und es war gut so.
     
    6.
     
    Der Goldene Planet
     
    „Gute Nachrichten!" Gelu Kulates eilte persönlich herbei. „Ich bitte die Verzögerung zu entschuldigen, aber euer geduldiges Warten wird belohnt: Aufgrund eurer

Weitere Kostenlose Bücher