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218 - Nefertari

218 - Nefertari

Titel: 218 - Nefertari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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was die Berichte über dich sagen, E’fah? Dass du dich an der Macht berauschst, Kriege befürwortest und sogar tötest? Dass du Fleisch isst? Wenn dem so ist, hast du dich längst von der sanften, wahren Lehre Gilam’eshs ab- und der schrecklichen Lehre Mar’os’ zugewandt. Wenn ich in deine Augen sehe, bemerke ich mit Entsetzen, dass jedes Wort stimmt.« Seine Stimme war immer eindringlicher geworden. »E’fah, ich bin gekommen, um dich auf den richtigen Weg zurück zu bringen. Vergieße nicht länger Blut, berausche dich nicht länger an der Macht. Lehre die Ägypter wieder den Frieden, so wie es Echnaton versucht hat. Auch er war ein Geistwanderer wie wir.«
    »Hüte deine Zunge, bevor ich sie dir abschneiden lasse, Plank’tan«, zischte ihn die Königin an. »Was erlaubst du dir? Hast du überhaupt eine Ahnung, von was du redest? Ich bin nicht machtgierig und ganz gewiss keine Ma’ros-Jüngerin. Aber auch Gilam’eshs Lehre hat sich nicht in allen Punkten als durchführbar erwiesen. Wie lange weilst du bereits unter den Menschen?«
    »Siebenhundertdreiundsiebzig Jahre, um genau zu sein.«
    »Gut zweihundert Jahre länger als ich also. Nun gut, Plank’tan. Dann müsstest du wissen, dass nur eine starke Hand den Frieden unter den Menschen sichert. Nur wer stark und mächtig ist, kann den Frieden garantieren. Um dauerhaft Frieden zu schaffen, müssen die Störenfriede besiegt und beseitigt werden, weil sonst der Krieg niemals aufhört.« Ein freudloses Lachen stieg aus ihrer Kehle. »Nichts anderes habe ich getan, Plank’tan. Ich habe Ramses zum Krieg veranlasst, weil ich den Frieden wollte. Und habe ich nicht Recht behalten? Haben die Ägypter nicht sechzehn Jahre nach der Schlacht von Kadesch einen Friedensvertrag mit dem hethitischen König Chattusil geschlossen, weil dieser es so wollte? (dieser Vertrag ist heute in der Eingangshalle der UNO in New York zu besichtigen) Ich habe Ramses zugeraten, dies zu tun. Halten nicht auch die Babylonier und die Assyrer Frieden, weil sie vor unserer Macht zittern? Und auch die Nubier werden es künftig nicht mehr wagen, uns herauszufordern. Nicht wahr? Ebenso wenig wie die zahlreichen Kleinstaaten. Der Friede ist dauerhaft gesichert. Ist das etwa kein Erfolg im Sinne Gilam’eshs?«
    Plank’tan schaute den Tänzerinnen zu. »Ich erkenne Klugheit in deinen Worten, E’fah. Und doch ist es nicht das, was Gilam’esh meint. Der große, weise Lehrer sagt, dass niemand das Blut eines intelligenten Wesens mit dem Blut eines anderen aufwiegen darf. Niemals. Das aber hast du getan.«
    »Wie weltfremd ist diese Lehre?« E’fah starrte vor sich hin. Dann hob sie abrupt den Kopf und musterte ihn mit wildem Blick. »Ja, ich habe es getan, Plank’tan. Und ich werde es wieder tun, wenn ich es für nötig erachte. Denn dadurch, dass ich unter den Menschen lebe, weiß ich viel besser als Gilam’esh, wie ich sie zu nehmen habe. Haben andere Geistwanderer einen ebenso großen Erfolg wie ich aufzuweisen?«
    Plank’tan wich der Frage aus, indem er zurück fragte: »Du hältst dich also für weiser als der große Lehrer selbst?«
    »Ja.«
    »Das ist… das ist…« Bei diesem Geständnis blieb ihm die Luft weg. »Höre, E’fah, du bist längst keine Ei’don mehr, sondern eine furchtbare, barbarische Hydree. (Hydree: ursprünglicher Name der Hydriten, zu dieser Zeit als Synonym für die Ma’ros-Jünger gebraucht) Wenn du mir nicht glaubst, dann geh nach Gilam’esh’gad zurück und stelle dich dem Geheimen Rat. Er wird dich wieder auf den rechten Weg bringen.«
    Nefertari sprang auf. »Was erlaubst du dir, elender Nubier!«, schrie sie mit schriller, fast überkippender Stimme. »Ich habe dir bereits gesagt, dass du mir Respekt zu erweisen hast… Nedjeh. Ich stehe hoch über dir, du unwürdiger Sohn eines verlausten Pavians, vergiss das nie. Denn ich bin eine Tochter der Götter. Noch eine Unverschämtheit und ich werde dich mit meinen eigenen Händen töten, auf der Stelle.«
    Sistrumspieler und Tänzerinnen schauten irritiert, fuhren dann aber in ihrem Tun fort. Nefertari, angespannt wie ein sprungbereiter Tiger, ballte die hoch gereckten Fäuste. »Bist nicht du es, der Ma’ros huldigt, indem du versuchst, den Frieden, den ich und Ramses stiften, zu untergraben? Ich werde dir zeigen, wie meine Art des Friedens funktioniert, Nedjeh. Ich sage dir hiermit: Die Nubier haben sich ab nun den Ägyptern mit Haut und Haaren zu unterwerfen, ohne jede Bedingung. Sie haben einen

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