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218 - Nefertari

218 - Nefertari

Titel: 218 - Nefertari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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Haut. Eine bunte Federkrone zierte seinen Kopf. Er saß auf einem fellbesetzten Holzthron, den sechs seiner Krieger, die furchtsam in die Menge schauten, an langen Stangen trugen.
    Nedjeh hatte zwar einen Teil seines Hofstaates dabei, war aber so klug, keine übermäßige Prachtentfaltung zur Schau zu stellen, um Ramses nicht zu provozieren. Waffen trugen die Nubier ebenfalls nicht. Trotzdem bot die Delegation mit ihren bunten Gewändern ein selbst für Ägypter exotisches Bild.
    Ramses und Nefertari empfingen Nedjeh nicht im Palast selbst, sondern in einem unbedeutenden Nebengebäude. Der Nubier sollte sich nicht aufgewertet fühlen. Auch hatte er sich vor dem Pharao auf den Bauch zu werfen. Zu essen und zu trinken bekam er immerhin. Er ließ es durch seinen Vorkoster testen, was ihm die beiden ägyptischen Majestäten nicht übel nahmen, denn so war es üblich in dieser Zeit.
    Der Pharao, der nicht nur die Doppelkrone und den Uräus trug, sondern auch den langen Rock des Königs und einen Halskragen aus Perlen, Edelsteinen und Keramikpailletten, forderte Nedjeh mit dem Ankh-Zeichen in seiner Hand zum Sprechen auf. Nefertari, die das Uräusdiadem der Königin auf einer modischen Kurzhaarperücke trug und darüber die Hathorkrone mit der Sonnenscheibe, musterte den Nubierkönig derweil angespannt. Irgendetwas war an ihm, das sie nicht einschätzen konnte. Er war auf eine nicht greifbare Weise… faszinierend. Nervös spielte sie mit dem Flabellum, einem Wedel, der die Macht der ägyptischen Königin symbolisierte.
    »Mögen euch die Götter des Himmels ein langes und erfülltes Leben schenken, ihr großen Könige Ägyptens. Mögen dies auch die nubischen Wassergötter Gilam’esh und E’fah tun…«
    Nefertari durchzuckte es wie ein Blitz. Sie spürte ihr Herz hoch oben im Hals schlagen, während sie Nedjeh anstarrte.
    Das also war es!
    Auch der nubische König war von einem hydritischen Geistwanderer besetzt! Er wusste genau, dass dies auch auf Nefertari zutraf – und sogar, wer sie lenkte. Damit war er ihr an Wissen voraus. Nefertari spürte Zorn in sich hoch steigen. Sie hasste es, eine Situation nicht vollkommen im Griff zu haben.
    »Mein Vater Kaptah war immer ein guter König und ein weiser Herrscher, den sein Volk geliebt hat«, fuhr Nedjeh ungerührt an Ramses gewandt fort. »Auch wenn er es wagte, deine Wege zu kreuzen, du Starker des oberen und unteren Landes, hat er doch einen Tod verdient, der eines nubischen Herrschers würdig ist. Ich bin gekommen, um dich demütig um diese Gefälligkeit zu bitten, damit du sich seiner erbarmst.«
    Ramses II. überraschte den Nubierkönig mit der Zusicherung, Kaptah sogar leben zu lassen und ihn lediglich in die Verbannung zu schicken. Nefertari bekam es kaum mit.
    Nach Abschluss der offiziellen Gespräche lud sie Nedjeh in ihre Gemächer ein. Um ihn mit verschiedenen Prinzessinnen bekannt zu machen, damit er in Liebe entflamme, lautete ihre offizielle Begründung, die keinerlei Misstrauen in Ramses weckte, denn so hatten sie es vereinbart.
    Sie saßen sich auf weichen Kissen gegenüber und tranken Wein, während leicht bekleidete Tänzerinnen zu den Klängen eines Sistrums ihre Kunst zum Besten gaben. Bei einigen handelte es sich um Prinzessinnen. Nedjeh zeigte sich nur mäßig interessiert.
    »Wer bist du wirklich?« Nefertaris Stimme klang barsch.
    Der Nubierkönig hielt sie gar nicht erst hin. »Ich bin Plank’tan. Und du bist E’fah, nicht wahr? Ich denke, dass ich mich nicht getäuscht habe.«
    »Ich bin E’fah, das ist wahr. Woher weißt du von mir?«
    Nedjeh lächelte. »Ist das so schwer zu erraten, Schwester?«
    Nefertari fuhr hoch. »Nenne mich nicht Schwester. Du bist ein Geistwanderer wie ich, aber ich kenne dich nicht. Ich bin die Königin Ägyptens und du der stinkende König der elenden Nubier. Erweise mir also den Respekt, den ich verdiene.«
    Nedjehs Lächeln gefror. »Nun gut, Königin der Ägypter. Es war nicht schwer, dich zu erkennen, als die Berichte der Blitze schleudernden Herrscherin durch die Länder eilten. Jeder Hydrit kann darin sofort das Wirken eines Kombacters erkennen. Durch Nachfrage beim Geheimen Rat von Gilam’esh’gad kamen wir darauf, dass es sich nur um dich handeln konnte.« Nedjeh zögerte einen Moment. Dann kniff er die Augen ein wenig zusammen und starrte Nefertari, deren raffiniert geschnittenes Kleid die linke Brust frei ließ, direkt ins geschminkte Gesicht mit den schwarzen, unergründlich tiefen Augen. »Stimmt es,

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