2182 - Der THOREGON-Plan
führen zu können. Und was war ihr Tod anderes als eine Stasis? Leben und Schlaf in unaufhörlichem Wechsel.
Er stemmte sich hoch. „Le!" Rasselnd klang sein Atem, er räusperte sich, keuchte, spuckte aus. „Es ist noch nicht vorbei. Die besten Köpfe müssen sich jetzt mit dem Gedanken an eine Stasisvorrichtung befassen."
„Du. Was bist du noch? Ein heruntergekommener Bock, versoffen, stinkend und... „„Es reicht!" Varantirs Stimme war ohrenbetäubend laut und rau. „Hilf mir oder lass es sein! Aber wir brauchen endlich wieder jede Hand. Eine Vorrichtung, die geeignet ist, einen Planeten in Zeitlosigkeit zu versetzen - das ist eine Aufgabe. Bevor ich sterbe, will ich wenigstens an den theoretischen Grundlagen mitarbeiten.
6.
Wie sagte Curcaryen vor kurzem? „Schöne neue Zeit." Auch wenn er das zynisch meinte, vielleicht haben wir sie wirklich gefunden. Nur das „vor kurzem" ist deplatziert. Natürlich wurden wir wiedergeboren; natürlich sind wieder zehn bis zwanzig Generationen verstrichen, aber das ist es nicht.
Was mir abstrus erscheint, ist die Tatsache, dass zudem rund vierzehn Millionen Jahre vergangen sind, ohne dass wir darauf vorbereitet waren.
Tulacame 2 lag in Stasis. Im Orbit unseres Planeten schwebt der Projektor STASIS 01, eine Station, die nur unwesentlich kleiner ist als einst unsere Sonnenschlepper. Lediglich ihre Form ist anders: bauchig, lang gezogen und nach vorne eng zulaufend. In diesem Halsstück befinden sich die Projektionsanlagen. Die Energieerzeuger und Kontrolleinrichtungen liegen im dicken Teil.
Curcaryen war noch an einem Teilbereich der Grundlagenforschung beteiligt, doch wer die Station wirklich konstruiert hat, wissen wir nicht. Wir wurden zu jener Zeit nicht wiedergeboren, zumindest nicht bewusst. Die Konstrukteure hatten jedenfalls keine Bedenken, alle Algorrian auf Tulacame 2 zusammenzuziehen und den gesamten Planeten der Stasis zu unterwerfen.
Curcaryen sieht das ähnlich. Die schlimmste Folge technischen Versagens, sagt er, wäre ein Zusammenbruch des Stasisfelds und damit die Rückkehr des Planeten in den normalen Zeitablauf. Es scheint in all den Jahrmillionen die eine oder andere kürzere Unterbrechung der Zeitlosigkeit gegeben zu haben, jeweils nur für wenige Generationen. In jener Zeit wurden Randwelten des Sternhaufens mit automatischen Verteidigungseinrichtungen ausgerüstet, Ich frage mich, ob THOREGON eine Invasion erwartet.
Hängt damit das neue Erwachen zusammen? Die Stasis soll nur in bedeutsamen Phasen beendet werden. Natürlich weiß niemand im Voraus, wie sich eine Situation entwickeln wird aber die Superintelligenz hat erst vor' wenigen Monaten das Ende der Stasis veranlasst. Curcaryen und ich wurden uns unmittelbar danach unserer Existenz bewusst.
Le Anyante „THOREGON hat uns hintergangen!" Nie zuvor hatte die Fundament-Stabilisatorin Curcaryen Varantir so wütend und erregt gesehen. Seine Tentakelbarten peitschten auf den Bildwürfel, den er in Händen hielt, als wollten sie ihn zertrümmern. Das würde an der Sache aber ga rnichts ändern. Der Raum war abgeschottet. Ein Labyrinth hyperenergetischer Sperren riegelte ihn ab, und wer ohne entsprechendes Passantum einzudringen versuchte, musste sich zwangsläufig in fremden Gefilden verirren. Das galt auch für Helioten. „... besonders für Helioten", hatte Curcaryen hervorgestoßen. „Solange das Gegenteil nicht bewiesen ist, traue ich ihnen nicht mehr. Wir werden überwacht wie einst von den Ordnungsmächten. THOREGON ist nicht besser." Was sein Blut zum Sieden brachte, hatte er in unzähligen Bildsequenzen zusammengefasst. „Wir wollten unseren Status behalten - aber wir wurden verraten und benutzt, und andere führen heute weiter, was wir entworfen haben." Mehrere hundert maßgebliche Algorrian waren versammelt. Der Schock, den die Zustände nach ihrem Erwachen aus der Stasis ausgelöst hatten, saß tief. Es ging nicht darum, dass sich in Jahrmillionen die Verhältnisse im Sternhaufen Thoregon weitgehend verändert hatten, das war von vornherein klar gewesen.
Ebenso, dass viele der alten Völker verschwunden sein würden. Die Káta-Gu hatten es zu einer gewissen Bedeutung gebracht, waren aber außerhalb ihrer Heimatwelt nicht überlebensfähig gewesen; die Scoons, so unentbehrlich sie sich als Hilfskräfte gemacht hatten, waren nach einer der kürzeren StasisEpisoden spurlos verschwunden gewesen. Viele Völker waren gekommen und gegangen, ohne mehr als ihre Namen zu
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