2184 - Orakel in Gefahr
sich nur um ein Schiff der Inquisition handeln", meinte Kiv Aaterstam. Roxo Quatron seufzte. Manchmal standen sich die drei mit ihren Argumenten gegenseitig im Weg. Ein Machtwort des Kapitäns half in den meisten Fällen weiter. „Entschlüssele den Funkspruch, Vett!" Burmer tat sein Bestes, aber es kam seiner Meinung nach nicht viel dabei heraus. Der ultrakurze Impuls enthielt ein undeutliches Rauschen sowie zwei Begriffe, mit denen der Bordingenieur nichts anfangen konnte. „Fehlanzeige. Vermutlich ein militärischer Kode."
Roxo holte sich die Auswertung in sein Terminal. Er schnappte nach Luft, schwenkte den Sessel zur Seite und starrte den Gefährten sprachlos an. „Was ist?" Vett Burmer zog den Kopf ein. „Bist du anderer Meinung?"
„Allerdings. Die beiden Begriffe sind der Absender." Sie lauteten „VAIA-Dhasaren". Roxo krächzte. „Die Worte kannst du unmöglich vergessen haben, Vett." Der Bordingenieur schlug vor Schreck die Krallen zusammen. Es knirschte, er verlor ein paar Hornplättchen und stieß einen Wehlaut aus. Endlich fiel es auch Kiv Aaterstam wie Sand aus dem Gefieder. „VAIA, die Superintelligenz!"
Roxo kommunizierte längst mit der Positronik. Sie bestätigte das, was er vermutete. In der Gegenwart kannte niemand in Tradom diese beiden Begriffe, die Inquisitoren vielleicht ausgenommen. VAIA-Dhasaren, so hatte der Verkünder der Superintelligenz VAIA geheißen, der gleichzeitig Thoregon-Bote im Reich des Glücks gewesen war. „Rhodan hat vor der Rückkehr in die Gegenwart davon gesprochen, dass wir nach einer Spur suchen sollen", stieß Roxo hervor. Es gelang ihm nicht, das nervöse Vibrieren seiner Stimme zu unterdrücken. „Vielleicht ist sie das."
Roxo Quatron blickte in die Runde. Die drei zeigten deutliche Ungeduld. Sie warteten auf seine Entscheidung. „Wir begeben uns in die Höhle des Löwen, wie die Terraner sagen. Vett, du peilst den Sender an! Itchi, du programmierst drei Etappen, mehr nicht. Höchste Alarmstufe!"
„Das. Ding steht irgendwo im Sharam-System", verkündete Vett Burmer Sekunden später. „Die Entfernung zum Zentrum Tradoms beträgt 58.302 Lichtjahre. Von unserer Position aus sind es knapp fünfhundert Lichtjahre. Die Hauptwelt heißt Sharamandie und ist Planet Nummer zwei. Dabei handelt es sich um die wichtigste Wohnwelt des Krun-Volkes."
Die Krun - bisher waren sie in Tradom nicht in Erscheinung getreten. In der Positronik fand Roxo keine Angaben zu diesem Volk. Dafür lieferte der Automat Details über das Sharam-System. Die blaue Sonne vom Typ B5V besaß 19 Planeten. Besiedelt waren die Welten 2, 14, 17 und
18.
Bei 14 und 18 handelte es sich um hoch industrialisierte Planeten. Sie erwirtschafteten das Bruttosozialprodukt der Krun. „Das Programm ist fertig", meldete Itchi. Roxo fasste die Erkenntnisse in einem Hyperfunk-Kodeimpuls zusammen und schickte sie an die nächste ihm bekannte Position eines Erkundungsschiffs der Galaktiker. Anschließend klackte er mit den Schnabelhälften. Es war das Zeichen für Itchi. Wieder hüpfte der CoJito-Jäger, einmal, zweimal, dreimal. Das Zielsystem lag nur noch zwanzig Lichtminuten voraus.
Der Funkimpuls erreichte den CoJito-Jäger mit höherer Intensität als bisher. Das Rauschen existierte nicht mehr. Dafür verstanden sie Worte aus ferner Vergangenheit, die es in dieser Bedeutung und Aussprache heute nicht mehr gab. Sie bedeuteten „Hilfe" und „Rettung". „Schiff voraus!", sagte Vett Burmer. Es handelte sich um ein kegelförmiges Gebilde. Bei Annäherung trat ein automatischer Funksender in Aktion. „Willkommen im Herrschaftsgebiet der Minullu-Allianz. Fliegt zum zweiten Planeten! Dort wird man eure Wünsche prüfen." Es erfolgte keine Kontrolle, nicht einmal ein Scan. Der Planetenjäger setzte seinen Weg mit fünfzig Prozent Lichtgeschwindigkeit fort. Außerhalb der Bahn des neunzehnten Planeten legte Roxo Quatron eine letzte Unterbrechung ein. Vett Burmer benutzte sie, um das Sonnensystem ortungstechnisch zu erfassen. Der ultrakurze Funkimpuls wiederholte sich regelmäßig. Er kam aus dem Innern des Planetensystems. „Wir springen zwischen die Bahnen des dritten und des zweiten Planeten", entschied Roxo Quatron. „Kiv, halte die Waffensysteme schussbereit!" Itchi Cultega warf ihm einen verwunderten Blick zu, sagte aber nichts. Roxo seinerseits hütete sich, ihnen etwas über die Bedenken mitzuteilen, die er hegte. Wenn es sich tatsächlich um einen Funksender aus der Vergangenheit handelte,
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