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2186 - Der neue Souverän

Titel: 2186 - Der neue Souverän Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nehme ich mit dem Ausdruck größten Bedauerns zur Kenntnis, Souverän der Vernunft! Ist die Inquisition nicht mit der Leistung der von uns geschaffenen Sekretäre zufrieden?"
    „Ganz im Gegenteil. Die neuen Helfer haben sich so sehr bewährt, dass ich und meine Inquisitoren nicht mehr auf ihre Dienste verzichten mögen."
    „Genau, wie ich es versprochen habe, Souverän! Die Humanoiden sind hochintelligent, verfügen über keinerlei Skrupel und weisen dabei ein gesundes Machtstreben auf, wie der Sekretär eines Souveräns oder Inquisitors es besitzen muss. Warum also ist die Inquisition mit unserer Arbeit nicht zufrieden?"
    „Wegen der körperlichen Konstitution der Wesen. Alle acht sind nach weniger als fünfzig Jahren im Dienst zum Tod verurteilt! Die Körper zerfallen förmlich!"
    „Das ist natürlich nicht hinzunehmen..."
    „Und deshalb wird das Genetische Kaafix die acht Sekretäre wieder zurückzunehmen und genetisch modifizieren, so dass eine langlebige Variante ihren Dienst in der Festung der Inquisition aufnehmen kann!"
    „Ich höre und gehorche, Souverän der Vernunft!"
    Die Halbraumstadt Dass Orho Feim anders war, erfuhr er erst lange nach seiner Geburt. Nicht nur, dass er der erste Eltane war, in den das Wissen seiner Artgenossen floss; nicht nur, dass er eine Stimme hörte, die kein anderer Eltane vernahm; nein, er interessierte sich auch für Dinge, die keinen anderen interessierten. Das Wissen seiner Mutter nahm er eher beiläufig in sich auf. Als sie ihm in einem innigen Moment, in dem sie sich besonders nahe waren, in die Augen sah, wusste er plötzlich einen Teil dessen, was sie wusste. Die Kenntnisse waren völlig ungeordnet, folgten keinerlei Systematik.
    Orho konnte ihre Bedeutung nicht einschätzen.
    Formeln zur Berechnung von Hyperraumblasen. Das geheime Gewürz, das dem Schnaff den letzten Pfiff verlieh. Die für seine Mutter befriedigendste Stellung beim Geschlechtsverkehr. Der Unterschied zwischen einem Expose und einem Roman. Von da an bemühte sich Orho, auch seinem Vater und dann allen anderen Eltanen in seiner Nähe tief in die Augen zu sehen, und manchmal, nur manchmal, tröpfelte etwas von ihrem Wissen in ihn hinein. Die Stimme kündete zuerst nur von unendlichem Leid. Und als seine Mutter ihm einmal von der Thatrix-Kultur erzählte, fasste er das nicht nur als Geschichte auf, die Eltern beiläufig den Kindern erzählten, und auch das nicht mehr allzu häufig; für ihn war dieser Bericht vielmehr eine Wahrheit.
    All das nahm er als gegeben, als völlig normal hin. Bis er mit Nachforschungen begann.
    Obwohl er kaum ein Computerterminal erreichen konnte, gelang es ihm, gewisse Dateien aufzurufen. Sie waren nicht einmal verborgen; man hatte sie nur vergessen. Die Bewohner der Letzten Stadt der Eltanen hatten sehr viel vergessen. Sie hatten Rintacha Sahin und den Krieg vergessen, der vor vielen tausend Jahren die Thatrix-Kultur ausgelöscht hatte. Sie hatten VAIA und die Vaianischen Ingenieure vergessen. Orho Feim fand schnell heraus, dass das Vergessen sich über die Generationen hinweg als probates Mittel erwiesen hatte, die brutale Wahrheit seelisch zu verkraften.
    Er hingegen konnte mit dieser Wahrheit umgehen. Und mit der Wahrheit, dass er der erste, aber nicht mehr einzige Eltane war, in den Wissen floss. Und mit der Wahrheit, dass er der Einzige war, der diese gequälte Stimme vernahm. Als er dies herausfand, war er schon mit überaus ungewöhnlich jungen Jahren in die Führungsschicht der Eltanen aufgestiegen. Er galt als intelligent und führungsstark, und sein Wort hatte einiges Gewicht. Er hatte, anders als seine Artgenossen in der Letzten Stadt, das Interesse an ihrer aller Vergangenheit nie verloren und konzentrierte sich nun auf ihre Erforschung. Aber die Auslöschung der eigenen Geschichte, anscheinend aus Selbstschutzgründen vorgenommen, hatte nur wenige Fakten aus der dunkelsten Stunde ihres Volkes übrig gelassen.
    Er verschaffte sich Zutritt zur TEFANI und der THATRIX, den beiden letzten ihnen verbliebenen Würfelschiffen, doch selbst deren Speicher enthielten nicht mehr die Daten der Vergangenheit. Es war, als sei die Halbraumstadt ihr Universum - als hätten frühere Generationen der Eltanen großen Wert eben darauf gelegt. Er versuchte, aus den Erzählungen der alten Eltanen die letzten Fakten und Mutmaßungen zusammenzutragen. All die Geschichten über Thatrix, das Reich des Glücks ... Doch Fakten fand er so gut wie keine. Und als er seine Suche schon

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