2186 - Der neue Souverän
aufgelacht. Aber die Genetiker von Kaaf würden es nicht wagen, ihn mit einem Trick hinzuhalten oder gar zu täuschen. „Und dieses Gehirn soll imstande sein, die Besatzungen unserer Schlachtschiffe gegen die mörderischen Ausstrahlungen der AGLAZAR-Aggregate abzuschirmen?"
„Zumindest zeitweise", schränkte der Progenetiker ein. „Aus welchem Genmaterial habt ihr das Wesen gezüchtet?" Der Insektenabkömmling zögerte kurz. „Die Inquisition der Vernunft erlaubt, dass wir einige nicht relevante Daten für uns behalten?"
„Die Inquisition der Vernunft erlaubt es nicht!"
„Wir wissen es selbst nicht." Der Progenetiker zischte so zerknirscht, dass der Souverän geneigt war, ihm Glauben zu schenken. „Die diesbezüglichen Unterlagen sind im Verlauf der Jahrtausende verloren gegangen." Der Souverän winkte ungeduldig. Das alles war eigentlich nebensächlich. Ihn interessierte lediglich, wie effizient der Rudimentsoldat die Besatzungen seiner Schiffe schützen konnte. „Bereits unsere ersten Experimente sind durchaus eindrucksvoll verlaufen.
„Der Progenetiker rief Datenholos auf, die seine Worte bestätigten. „Zwar ist es uns nicht gelungen, die Valenter vollständig abzuschirmen, doch eine deutliche Linderung der Symptome ist unverkennbar. Und wir arbeiten bereits an weiteren Züchtungen, die wesentlich bessere Ergebnisse versprechen."
Der Souverän studierte die Daten. „Ausgezeichnet", sagte er schließlich. „Arbeitet weiter! Die mächtigsten Raumer des Reichs Tradom benötigen so schnell wie möglich weitere Rudimentsoldaten. Ohne sie können die AGLAZAR-Schlachtschiffe auf die Dauer nicht betrieben werden. Und wenn eure Forschungen der Inquisition der Vernunft den Weg zu höheren Zielen bahnen, wird die Inquisition sich erkenntlich zeigen." Er hob huldvoll eine Hand, und die Audienz war beendet.
5.
Er-Lebnisse Kann man eine Ewigkeit messen? Wie lange währt eine Ewigkeit? Er erinnerte sich, dass sich in irgendeinem seiner Leben Sekunden zu Ewigkeiten ausgedehnt hatten und Stunden wie Sekunden verstrichen waren. Eine Ewigkeit ... Aber er war davon überzeugt, dass er tatsächlich eine Ewigkeit in diesem Reagenztank dahingedämmert hatte. Er hatte diese Zeit nicht bewusst erlebt, konnte sich nur an höchst verschwommene Eindrücke entsinnen. Obskure Apparaturen, riesige, aufrecht gehende Insekten ...
Aber die Zeit im Reagenzglas schien vorüber zu sein. Er spürte keine Flüssigkeit mehr an seiner Haut, sondern Luft. Er spürte den Druck von Bändern, die ihn auf eine harte Unterlage drückten. Er spürte spitze Nadeln, die tief in sein Fleisch stießen. Und er spürte, dass er eine Vergangenheit hatte, dass dies nicht die ersten Stunden seines Lebens waren. Aber er wusste nicht mehr, woher er kam, was ihn an diesen obskuren Ort geführt hatte ... Diesen Ort voller Apparaturen, deren Sinn ihm verborgen blieb.
November. War das nicht sein Name? Er war nur noch November. Da musste ein zweiter Name gewesen sein, aber er wusste ihn nicht mehr. Er drehte den Kopf, und er sah andere, die wie er waren. Drei, vier, insgesamt sieben weitere humanoide Gestalten, die allesamt fürchterlich falsch aussahen. Deformiert. Ihre Gliedmaßen waren von Beulen übersät und kamen ihm vor wie das Produkt mannigfaltiger misslungener Operationen. Die Gesichter waren eingefallen und wie ausgedörrt.
Aber diese Augen ... Die Augen im Gesicht eines der Wesen zogen ihn wie magisch an. Ihm wurde mit einem Mal klar, dass dieses Wesen Corona sein musste und dass er Corona liebte. Er wollte sich erheben, zu ihr gehen, doch die Bänder hielten ihn fest. Er schrie vor Zorn, weil man ihn nicht zu Corona ließ, und schließlich kamen vierarmige Wesen, die aussahen wie Insekten mit blaugrün gefärbten Chitinpanzern. Sie befreiten ihn von den Bändern, doch er konnte sich noch immer nicht bewegen. Sie hielten ihn mit einem FesselfeId fest und die anderen auch. Warum erklären diese Wesen uns nicht, wer sie sind?, dachte er. Warum sagen sie uns nicht, was sie von uns erwarten, und all diese Dinge? Warum sagen sie uns nicht, wer wir sind? Vielleicht, überlegte er, wissen diese Wesen all das selbst nicht.
Und diese Möglichkeit erfüllte ihn mit abgrundtiefem Entsetzen. Denn wenn sie es nicht wussten, würde er nie erfahren, wer er war. Wer Corona war. Schließlich sprachen die Wesen doch zu ihm, zumindest eins von ihnen. „Wir sind die Genetiker von Kaaf", sagte es, „und ich bin Superb-Genetiker 17 und für euch
Weitere Kostenlose Bücher