2187 - Die Schwebenden Städte
Vulkan bot - nämlich genau hinein in den brodelnden Krater. Aber er fürchtete sich vor der Konfrontation mit einem Inquisitor. Er fürchtete sich zu Tode. „Wapir?", fragte er, kurz bevor er das Schott erreichte, das ihn noch von dem Saal trennte. Herr? „Du hast gesagt, dass ich sterben werde. Wird es jetzt geschehen?" Nein, Herr. „Kannst du in die Zukunft schauen?" Manchmal ein bisschen, Herr. Die fruchtlose Kommunikation brach ab, als sich das Schott öffnete. Der Wissenschaftler atmete tief ein, bevor er den Fuß über die Schwelle setzte.
Er blickte in den Gläsernen Saal, einen riesigen, kuppelförmigen Raum mit vielen Instrumenten. Augenblicklich war er „tot". Kein Bildschirm leuchtete und zeigte die Oberfläche von Rifa. Das war auch nicht nötig.
Tecot hatte das Gefühl, im Freien zu schweben. Der Boden, gleichzeitig ein Stück der Außenhülle der Schwebenden Stadt, war. vollkommen transparent und ließ ihn in den brodelnden Krater des Vulkans schauen. Es war in jeder Hinsicht ein faszinierender Anblick. Kein Holo zeigte den Weltraum. Alles war, als hätte seit Jahren niemand mehr die Station betreten. Und auch jetzt war niemand anwesend.
Tecot hatte erwartet, den Inquisitor vorzufinden. Er atmete unwillkürlich auf. Vielleicht hatte Coffoal sich geirrt, und er blieb noch einmal verschont. Sein Herz schlug heftig. Er schwitzte. Als sich ein Schott öffnete, schrak er zusammen. Doch nur ein Roboter erschien darin und ging einige Schritte auf ihn zu. Tecot hatte diesen Typ noch nie gesehen. Wer immer ihn konstruiert hatte, hatte sich nicht die Mühe gemacht, ihn zu verkleiden. Der Roboter besaß eine humanoide Gestalt und schimmerte silbrig. „Du bist Marmock Tecot, der Ehrwürdige Wissenschaftler?", begann das Maschinenwesen ohne Umschweife. „Der bin ich", sagte Tecot mit zitternder Stimme. „Wozu willst du das wissen?"
„Du erwartest einen Inquisitor", umging der Robot die Frage. „Ich bin vorgeschickt worden, um dich mit den wichtigsten Regeln im Umgang mit ihm vertraut zu machen."
„Sie sind mir bekannt", sagte Tecot in erwachendem Trotz. Wie konnte diese Maschine zu ihm reden wie zu einem kleinen Kind? „Sieh einen Inquisitor nie direkt an. Es wäre dein Tod. Gib einem Inquisitor keine Widerworte und unterbrich ihn nicht, wenn er zu dir spricht. Wage es nicht, ihn anzulügen." Tecot machte eine wegwerfende Handbewegung. „Dies alles ist jedem Dhyraba'Katabe geläufig. Warum also wirst du vorgeschickt, um es mir noch einmal zu sagen?"
„Du begehst einen weiteren Fehler", wurde er belehrt. „Du zweifelst die Anordnungen eines Inquisitors an. Auch das kann dich das Leben kosten." Tecot schwieg betroffen. „Es wird nicht irgendein Inquisitor kommen", fuhr der Roboter fort. „Du wirst die große Ehre haben, dem Souverän der Vernunft persönlich gegenüberzustehen und seine Fragen zu beantworten." Die Worte trafen Marmock Tecot wie ein elektrischer Schlag. Der Souverän der Vernunft! Das mächtigste Wesen dieser Galaxis. Der Führer der Inquisition, vor dem alle zitterten. Es konnte keine gefährlichere Begegnung im Reich Tradom geben. Marmock Tecot schloss in diesem Moment mit dem Leben ab. Er sank in sich zusammen, seine Schultern hingen herab. Als er den Kopf wieder hob, sah er den Roboter neben dem offenen Schott stehen wie einen Wachposten. Und dann fühlte er, wie der Boden des Gläsernen Saals erzitterte...
Er war da. Tecot hielt wieder das Haupt gesenkt und hatte den Blick auf den Boden geheftet, auf die unsichtbare Grenze zwischen Stadt und Planet. Sein Herz raste. Kreatürliche Angst erfüllte ihn. Er war da! Er konnte die Anwesenheit eines monströsen Geistes spüren, aber er durfte jetzt nicht aufsehen. Wenn er das tat, wenn er auch nur ein einziges Mal einen Blick auf den Souverän warf, war es gleichbedeutend mit seinem Todesurteil. Niemand' durfte einen Inquisitor schauen, aber der Souverän der Vernunft stand noch einmal Lichtjahre über allem. Er war wie Anguela im Auge, für Marmock Tecot ein Gott. Dem Souverän zu begegnen war unfassbar.
Und nun war er hier. Tecot fühlte sich wie ein Wurm oder ein noch niedrigeres Geschöpf. Von der Macht, die er normalerweise in Sa'Vymmakth innehatte, war nichts mehr übrig. Er hoffte nur, dass diese Begegnung schnell vorübergehen würde; dass er weiterleben durfte, egal was der Souverän von ihm wollte. Die Versicherung des Wapirs, dass er jetzt noch nicht sterben würde, tröstete ihn nicht. Die Anwesenheit des Souveräns
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