2192 - Wider den Seelenvampir
versuchten, den rasenden Zorn auf der anderen Seite der Scheibe zu ignorieren.
Postal fühlte den Souverän der Vernunft so deutlich, als stünde er direkt neben ihm. Der Wissenschaftler fragte sich, ob es allen so ging oder ob das vielleicht schon der Beginn seiner persönlichen Bestrafung war.
Ein Piepton gab zu erkennen, dass die Kapsel jetzt weitergeflogen war als die anderen zuvor. Sie konnte nicht mehr weit von ihrem Ziel entfernt sein. Vielleicht hatte sie noch zehn Minuten zu fliegen, vielleicht waren es nur noch fünf.
Es war fast vollkommen still im großen Hangar. Das Knacken von beschädigtem Metall und ein gelegentliches Räuspern waren alles, was zu hören war.
Die Nerven der Dhyraba'Katabe lagen blank. Sie alle wussten, dass es nach dieser Kapsel nur noch einen einzigen Versuch gab.
Vorausgesetzt, sie überlebten einen weiteren Fehlschlag... Der Zorn des Souveräns schien spätestens nach diesem Attentat so umfassend, dass ihm auch Tausende zum Opfer fallen konnten.
Noch immer zeugte der Zustandsbericht vom Fortschritt der Kapsel. Postal dachte an die Ironie, wäre es ihm gelungen, den Souverän durch das Attentat zu töten.
Ein erfolgreicher Flug hätte stattgefunden, aber niemand wäre mehr da gewesen, um seinen Nutzen daraus zu ziehen. Das hätte mir gefallen, dachte er und verkniff sich ein Lächeln.
Postal hatte den Gedanken noch nicht vollendet, als die Holoprojektion zusammenfiel. Ein Raunen ging durch die Menge der Wissenschaftler. Einige mussten sich in plötzlicher Panik an den Wänden festhalten, einige brachen sogar ohnmächtig zusammen.
Niemand wagte es, die verspiegelte Scheibe zu betrachten, und der Dhyraba'Katabe, der die letzten beiden Zerstörungen noch' kommentiert hatte, stand jetzt nur unauffällig zwischen einigen Maschinenteilen. Wie die anderen hatte er die Ereignisse der letzten Stunden nicht verarbeitet.
Es knackte, dann hallte die Stimme des Souveräns durch die Halle. „Das war der letzte Fehlschlag.
Der nächste Flug wird gelingen. Ruht euch aus und kehrt in zwei Stunden zurück!"
Postal bemerkte den überraschten Blick der anderen Verschwörer, als die Wachen den Weg freigaben und die erleichterten Wissenschaftler passieren ließen. Keiner von ihnen hatte damit gerechnet, den Hangar verlassen zu können, geschweige denn eine Ruhepause zu erhalten.
Aus der lähmenden Angst, die Postal eben noch umgeben hatte, wurde vorsichtiger Optimismus. Der Souverän hatte Recht, das spürten alle: Der letzte Flug würde den Erfolg bringen.
Postal folgte der Menge nach draußen. Ihn beschäftigte ein ganz anderer Gedanke. Wenn er in Maxxims Gesicht blickte, sah er ihn dort gespiegelt.
Wenn der Souverän den Hangar freigab, konnte das nur eines bedeuten: Ihm war bereits bekannt, wer das Attentat begangen hatte ...
Es dauerte fast eine Stunde, bis die Häscher zu ihm kamen. Warum es so lange dauerte, wunderte ihn selbst. Die Beweise lagen garantiert auf der Hand.
Postal Evvy hatte die Zeit dazu genutzt, seinen Spender freizugeben und seinen Besitz zwischen den Mitgliedern seiner Familie aufzuteilen. Er hatte keine Kommunikation mehr herstellen können, weder zu den Verschwörern noch zu einem der anderen Dhyraba'Katabe an Bord.
Das war der Zeitpunkt gewesen, an dem ihm endgültig klar geworden war, dass es vorbei sein musste. Er würde sterben, noch an diesem Tag, noch bevor die vierte Kapsel auf ihren Flug ging.
Ein pflichtbewusster Teil seines Geistes fragte sich, wer wohl an seiner Stelle die Passagiere einweisen würde und ob sie sich fragen würden, wo das freundliche Gesicht blieb, das sie durch die Simulationen begleitet hatte.
Doch die Passagiere würden nicht so dumm sein, die Frage laut zu stellen. Im KATAPULT-Hort fragte niemand nach verschwundenen Personen.
Für einige Minuten dieser Stunde, die er wartend verbrachte, spielte Postal mit dem Gedanken, sich einfach selbst umzubringen. Damit hätte er den Souverän seines Triumphes beraubt. Trotzdem erschien ihm die Idee falsch: Sie widersprach den Traditionen seines Volkes ebenso wie seinen eigenen Wünschen und Hoffnungen.
Also ordnete er seinen Besitz weiter. Und als er fertig war, blieb er ratlos in der Mitte des Raums stehen.
Was tat ein Ehrwürdiger Wissenschaftler, der nur noch wenige Stunden zu leben hatte? Postal Ewy wusste es nicht. Darüber gab es in der Tradition seines Volkes keine Hinweise, ein solches Ereignis war offensichtlich zu selten vorgekommen.
Eine Abschiedsnotiz für seine
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