2197 - DerJahrmillionenplan
an einem winzigen Behälter, den er in der Hand hielt. Unmittelbar neben ihm entstand eine Art Sichtschutz. Was sich dahinter abspielte, konnte Rhodan nicht sehen, aber er wusste, worum es ging. Bei dem Behälter in der Hand des Roboters handelte es sich um eine Kaserne, in deren Innerem Cairol winzige Matrix-Vorlagen für Maunarikörper aufbewahrte. Hinter dem Sichtschutz entstand aus einer solchen Matrix soeben einer dieser Zyklopenkörper.
Rhodan erreichte die Ebene. Er schritt durch das weiche Gras auf Cairol zu. Der Roboter hatte seine Vorbereitungen abgeschlossen. Er löste den Sichtschutz auf. Am Boden lag ein einäugiger Riese, in dessen Körper langsam Leben einkehrte. Nach einer halben Minute erhob sich der Maunari. Er beugte sich leicht nach vorn, das funkelnde Auge starrte Rhodan von oben herab an. „Da bist du also", verkündete eine dunkle Stimme in der Sprache der Mächtigen. „Nach euren Zeitbegriffen ist es lange her, dass wir uns zum letzten Mal gesehen haben."
Der Terraner verzichtete darauf, sein Gegenüber zu begrüßen. „Komm zur Sache", sagte Rhodan. „Es wird Zeit, dass wir endlich reinen Tisch machen. Es gibt Wichtigeres in diesem Universum, als sinnlose Kriege zu führen."
„Was willst du?"
„Hebt das Todesurteil gegen THOREGON auf. Erlaubt ihm, sich in den natürlichen Gang der Evolution einzugliedern."
Im Prinzip hatte THOREGON bereits vollendete Tatsachen geschaffen, es hätte keines Treffens zwischen Rhodan und dem Kosmokraten bedurft. Aber Cairol hatte darauf bestanden.
Rhodan fragte sich, wozu. Die Übervölkerung dieses Teils des Universums durch Superintelligenzen und andere Entitäten gehörte längst der Vergangenheit an. THOREGON selbst hatte maßgeblich dazu beigetragen, sie zu beseitigen. Durch dieses Handeln hatte er sein Schicksal selbst in die Hand genommen.
Die Hohen Mächte mussten froh sein, in ihrem Einflussbereich eine evolutionsfähige Entität wie THOREGON zu besitzen. „Was verspricht THOREGON sich davon?" Die einzelnen Worten knallten wie Peitschenhiebe.
Rhodan legte Hismoom die Gründe dar, warum es überhaupt zu den Thoregons gekommen war. „Euer Handeln hat dazu geführt", lautete sein Fazit. „Ihr müsst den Fehler längst eingesehen haben."
Die Wirklichkeit stellte sich etwas komplizierter dar. Ohne die Flucht in den außeruniversellen Bereich und die Schaffung eines PULSES hätte die Superintelligenz THOREGON nie so viel Zeit zum Nachdenken gewonnen. Vielleicht hätte sie kurzfristigere Lösungen gesucht.
Das Ergebnis zählte, und das schien auch der Kosmokrat so zu sehen. „Vernimm denn meine Entscheidung, Wesen von der untersten Stufe der Evolution.
THOREGON erhält ab sofort seinen Platz im Reigen der evolutionsfähigen Superintelligenzen. Er wird seinen Weg gehen wie viele andere seiner Art. Das Zeitalter der Thoregons ist damit endgültig abgeschlossen."
Der Maunarikörper stieß Dampf aus. Er erhitzte sich zusehends, bis der Körper in Sekundenschnelle verbrannte und sich in grauen Rauch auflöste.
Hismoom, der Kosmokrat, hatte das Diesseits so schnell verlassen, wie er gekommen war.
Nur Cairol IV. stand noch da, die kleine Kaserne in den künstlichen Händen. Der Roboter trat ein paar Schritte auf Rhodan zu. „Hismoom ist gegangen. Auch deine Zeit ist bald abgelaufen."
Rhodan bezog die Bemerkung auf seinen Aufenthalt in der Projektion. Erst viel später sollte ihm klar werden, was der Kosmokratendiener wirklich gemeint hatte.
Rhodan kehrte zum Rand des Gevierts zurück, wo er sich abstieß. Ein Traktorstrahl der SOL griff nach ihm und holte ihn an Bord. Als Rhodan sich in der Schleuse umwandte, war die Ebene im Leerraum verschwunden. Die blaue Walze hing noch an der Stelle, aber dann löste auch sie sich von einem Augenblick zum nächsten auf.
Es ist, als hätte sie gar nicht existiert, dachte der Terraner.
Er kehrte in die Hauptleitzentrale zurück. Der Verband machte sich auf den Rückflug in die Heimat. Als das Geschwader aus zwanzig Hantelschiffen außerhalb der Neptunbahn materialisierte, entdeckte Rhodan die riesige Projektion einer Spiralgalaxis. Sie bewegte sich mit hoher Geschwindigkeit aus dem Solsystem hinaus.
Rhodan sank in einen Sessel. Seine Lippen bebten. Ein paar Augenblicke kämpfte er, um die Tränen zu unterdrücken. Vergeblich. Die Erscheinung ließ keinen Zweifel zu, was geschehen war. Während die ersten Funksprüche mit der furchtbaren Botschaft eintrafen, zog Rhodan sich in seine Kabine
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