2201 - Der ArkonidenjÀger
Frau?
Nachdem ich dich kennen lernen durfte, wäre dies ein unverzeihliches Verbrechen, antwortete er und legte seine Pranke auf Chaltroas Hand. Nein. Bewusster Mischling-Flüchtling. Und sein Freund. Ich unterstelle der SENTENZA-Führung, dass sie über einen ähnlich guten Wissensstand wie ich verfügt.
Chaltroa hatte weder mit einem einzigen Wort noch durch irgendwelche Gesten bestätigt, dass sie von Kantiran und Detair wusste. Shallowain war überzeugt davon, dass Mitglieder der SENTENZA bereits nach dem Mischling suchten. Oder sogar wussten, wo er sich aufhielt.
Waren wir uns nicht einig, dieses Thema auszuklammern - bis zum Sonnenaufgang?, fragte Chaltroa und winkte dem Kellner.
Du hast Recht. Bewundern wir die Kunstwerke ... Wollen wir aufbrechen?
Sie nickte, stand auf und bot ihm ihren Arm. Als sie das Restaurant verließen, starrten die Gäste dem ungleichen Paar hinterher und tauschten flüsternd ihre Meinungen aus.
Ein halbrobotischer Lift, verziert wie ein Kunstwerk, brachte sie einige Ebenen tiefer. Die Liftanlage diente ausschließlich Chaltroas Gebrauch. Ihre Wohnung nahm die Hälfte des Gezeitenturm-Grundrisses ein und bot den gleichen Ausblick wie die Fenster und Terrassen des Restaurants.
Keine Sorge, sagte Chaltroa leichthin und kontrollierte ein kleines Hologramm in einer Tür. Meine beiden Schoßhündchen sind wohl versorgt und werden uns nicht stören.
Würden sie mich stören, entgegnete er in ebenso heiterem Tonfall, würde ich sie erschießen.
Chaltroa lachte wie über einen anzüglichen Scherz. Als sich die metallgepanzerte Tür geschlossen und das Energiefeld wieder aufgebaut hatte, schlang Chaltroa die Arme um Shallowains Hals und presste ihren Körper an ihn, das Knie zwischen seinen Schenkeln. 'Die Nacht wird den Atem anhalten, wisperte sie, schloss die Augen und wartete darauf, dass er sie küsste und auszuziehen begann.
Ich hatte vielleicht vier Tontas geschlafen. Abgrundtief und traumlos. Als ich aufwachte, sah ich Mal, der mit offenen Augen dasaß und wachte. Noch herrschte nächtliche Dunkelheit. Mal machte beruhigende Bewegungen, und ich versuchte weiterzuschlafen. Die Dwarmaris waren wieder ausgeschwärmt, krabbelten über meine Haut und bildeten lange Bewegungsmuster auf den Kissen und dem Laken. Ich war zu müde, um sie zu vertreiben, aber jetzt, in der Stille nach dem Kampf, drangen Gedanken auf mich ein. Ich war ihnen hilflos ausgeliefert.
Lange Wellen aus Ärger, Wut und Hass schwemmten heran. Wenn Shallowain gewollt hätte, wäre ich tot oder schwerst verletzt, und Mal wäre sein Gefangener. Also war ihm befohlen worden, mich lebendig zurückzubringen; wahrscheinlich ließ ihn Bostich hinrichten, wenn er mich als verschmorte Leiche brachte. Bostich und andere Arkoniden hatten mich für ihre Zwecke missbraucht. Selbstmitleid ergriff mich; ich badete einige Herzschläge lang darin.
Mutterliebe? Ich hatte sie nie gespürt. Der leibliche Vater? Unzählige Lichtjahre entfernt; mit großer Wahrscheinlichkeit wusste er nicht einmal, dass ich existierte. Bostich und Shallowain hatten meine Thereme auf dem Gewissen – falls sie so etwas wie Gewissen überhaupt kannten. Mein Hass galt ihnen allen, galt dem Kristallimperium an sich.
Vielleicht war ich zu jung, um diesen Hass richtig handhaben zu können. Ich verstand mich selbst nicht. Drei Personen, die ich gut genug kannte, bedeuteten lange nicht das Kristallimperium, waren nicht Arkon, repräsentierten nicht den Kugelsternhaufen. Was sollte ich tun, wenn es uns gelang, Taloris zu verlassen? Zwei Männer gegen den Rest des Universums?
Sollte ich mich mit Perry Rhodan verbünden, dessen Person und dessen Bedeutung für die Terraner und einen großen Bereich der Galaxis mich schon immer fasziniert hatten? Eine blasphemische Idee!
Zu ihm flüchten? Zur anderen Seite, die gegen Arkon im Kampf lag wegen der historischen Rolle in der Galaxis? Ich, ein arkonidischer Überläufer? Oder zurück nach Arkon?
Noch fühlte ich mich als Arkonide, trotz des genetischen Rhodan-Erbanteils. Bastard. Mischling.
Ratloser Gehetzter. Auf unzähligen Welten des Kristallimperiums gab es unzählbar viele Verstecke.
Lebenslang vor Shallowain davonrennen? Ewig rastlos? An der Seite des Vaters versuchen, die Rache an Shallowain zu vollziehen? Irgendwo ein neues Leben für Mal und mich? Terra oder Arkon oder Terra oder... ?
Im nebligen Wirbeln sinnleerer und unnützer Gedanken verlor ich die Orientierung und schlief endlich wieder ein.
Drei
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