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2202 - Der Hyperschock

Titel: 2202 - Der Hyperschock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Flucht, was ermüdet, und du hast selbst gesagt, dass man hier gut untertauchen könnte. Zudem bin ich noch nicht einmal zwanzig Jahre alt. Der alte Jagdhund wird glauben, dass ich, der ich aus der tiefsten Provinz stamme und niemals dem Vergnügen frönen durfte,-den lockenden Angeboten hier nicht widerstehen kann."
    Mal seufzt. „Das kann ich ja kaum, und ich bin immerhin schon knapp über zwanzig." Nun grinst er sogar.
    Ich kann ihn verstehen, Reno hat wirklich seinen Reiz. Kaum beschreibbare Düfte aus den Küchen der vielen verschiedenen Restaurants kitzeln meine Nase. Sinnliche Vergnügungen für jedes bekannte raumfahrende Volk werden Auge Lind Ohr geboten. Alle paar Meter streben aufregende junge Damen, Herren und Zwitter auf mich zu und versprechen mir unaussprechliche Dinge, die mir unbeschreiblichen Genuss bescheren sollen.
    Man könnte es hier als Abenteurer schon einige Zeit aushalten und ein Vermögen loswerden, nur um dann mit leeren Taschen auf irgendeinem Seelenverkäufer anheuern zu müssen. Die Stimmung ist ausgesprochen gut, ich fühle mich wohl, es ist geschäftig und 'laut, und von den hundert verschiedenen Wesen, die mir auf den Straßen oder in den Etablissements begegnen, kann ich viele nicht einmal identifizieren.
    Interkosmo ist vorherrschend, aber wenn Artgenossen unter sich sind, unterhalten sie sich meistens in ihrem Heimatdialekt, und das ergibt ein buntes Stimmengeschwirr an trillernden, zirpenden, zischenden und grölenden Lauten mit verwirrenden, zungenbrecherischen Sprachen, was mir bald einen leichten Kopfdruck verursacht. „Man merkt deutlich den Charakter der Freihandelswelt", stellt Mal Detair unterwegs fest. „Kein imperialer Druck, keine permanente Präsenz von Zoll, Polizei oder Militär. Jeder bewegt sich frei und unbefangen, Schmuggler und Händler sind nicht voneinander zu unterscheiden, konspirative Treffen auf offener Straße nicht weiter auffällig."
    „Wir hauen trotzdem ab", zeige ich mich unerbittlich.
    Allerdings verwehre ich es nicht, uns in diversen Geschäften neu auszustaffieren und reichlich mit Accessoires zu versorgen. Unsere Kleidung ist durch die jüngsten Ereignisse ziemlich in Mitleidenschaft gezogen worden, und die Weiterreise wollen wir maskiert antreten, um es Shallowain nicht zu einfach zu machen.
    Ein Stadtführer gibt uns Auskunft, wo wir gebrauchte Kleinraumschiffe erstehen können.' Es sind nur wenige Minuten mit der Rohrbahn zu einem kleinen Hafen, auf dem Privatleute, einzelne Geschäftspersonen mit eigenem Schiff und kleine Transportunternehmen starten und landen.
    In einer automatisierten Badeanstalt mit angeschlossenem Supermarkt und Service-Einrichtungen älter Art verändern wir unser Aussehen.
    Dazu nutzen wir einfache Gesichtsmasken, die für diesen kurzen Zweck ausreichen: Perücken aufgesetzt, die Gesichtskonturen und den Teint ein wenig verändert, Kontaktlinsen. Damit ich meinen Bart nicht opfern muss, klebe ich mir einige Haare mehr an Kinn und Wangen. Es mag eitel wirken, schließlich wächst so ein Bart schnell nach, aber er hat für mich inzwischen auch symbolische Bedeutung. Die meisten der vornehmen Arkoniden besitzen nur sehr spärlichen Haarwuchs.
    Wir wirken nach dieser Aktion völlig durchschnittlich und unauffällig. „Ich werde das Geschäft allein abwickeln", sage ich zu meinem Freund. „Shallowain sucht nach zwei Leuten."
    „Einverstanden", brummt Mal. „Wir sollten uns auch getrennt umsehen.
    Halten wir Funkkontakt."
    Fein säuberlich aufgereiht stehen die kleinen Schmuckstücke verschiedenster Bauart da. Verschiedene Händler preisen dennoch jedes einzelne als das Beste seiner Bauart zum bevorzugten Preis an.
    Zum Glück herrscht lebhafter Betrieb, so dass sich später sicher niemand mehr an mich oder Mal, der auf der anderen Seite herumstreunt, erinnern wird.
    Und dann sehe ich sie. Klein und unscheinbar steht sie da, nicht so auf Hochglanz gebracht wie die anderen, keine Luxusyacht, sondern einfach nur ein Schiffchen, das schon einmal bessere Zeiten gesehen hat, aber bislang nicht ausgedient hat.
    Ich, bin kaum stehen geblieben, als auch schon ein beflissener Händler auf mich zusteuert. Mir fallen sofort seine Höckernase, seine lang herabhängenden, verfilzten dunklen Haare, seine aufmerksamen gelblichen Knopfaugen und seine warzenbedeckte Haut auf. Er hält eine Hand zum Gruß hoch, die dürren Finger lang und krumm wie Spinnenbeine. „Gefällt sie dir?", fragt er mit erstaunlich tiefer Stimme, und in

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