2202 - Der Hyperschock
Kein Wunder, dass Reno ein wichtiges Handelszentrum ist.
Der eigentliche Stadtkern besteht aus gewaltigen Handels- und Konferenzzentren, Verwaltungskomplexen, Hotels und Amüsiervierteln, was dem ankommenden Besucher auf den Dächern in großformatiger Holo-Leuchtschrift deutlich gemacht wird. Meine Augen fangen beim Betrachten der grellbunten, flimmernden Werbeschriften unwillkürlich zu tränen an, und ich kann kaum mehr etwas entziffern.
Die DROSOPHILA nimmt derweil Kurs auf einen der vielen Raumhäfen; ein kleinerer, ziemlich am Rand gelegener Handelsport mit einer Reparaturwerft und mehreren Lagerhallen.
Wir dürfen via Bordkanal den Funkverkehr mitverfolgen und hören eine computergenerierte Stimme, die Besucher willkommen heißt, die Vorzüge von Reno 25 anpreist, neben viel Werbung aber auch interessante Informationen vermittelt. Da es eine Freihandelswelt ist, gibt es keine Ein- oder Ausreiseformalitäten. Jeder ist hier willkommen, solange er sich anständig verhält. „Hier kann man gut untertauchen", meint Mal Detair. „Aber es gibt keinen Job für einen Tierheiler, und außerdem ist es immer noch zu nah an Thantur-Lok", gebe ich zurück.
Wir machen uns während des Landeanflugs auf den Weg zum Quartiermeister, um unsere Waffen abzuholen.
Es ist alles korrekt verstaut. Nach ein paar höflichen Grußworten begeben Mal und ich uns zur Ausstiegsschleuse, um nach der Landung gleich verschwinden zu können.
Die Kommandantin geleitet uns persönlich aus dem Schiff. „Konnten die Schwierigkeiten im Hyperraum behoben werden?", frage ich beiläufig im Plauderton. „Gewiss", antwortet Juela. „Die DROSOPHILA ist ein gutes Schiff."
Ich werde also nicht mehr erfahren. „Danke für den guten Flug", sage ich artig. „Und viel Erfolg bei allen Geschäften."
„Eine gute Weiterreise, Freunde.
Lebt wohl." Sie grüßt kurz mit erhobener Hand und wendet sich ihrer Arbeit zu, während wir das Schiff hinter uns lassen. Ich vermute, sie hat uns im selben Moment bereits vergessen. „Immerhin lässt es sich gut atmen, und die Schwerkraft ist auch ange' messen", bemerkt Mal, als wir zum nächsten Informationssystem stapfen.
Wir müssen ziemlich schreien, um uns einigermaßen verständlich machen zu können. Ständig starten und landen Raumschiffe; Bodenpersonal, Händler, Schiffsbesatzungen wuseln geschäftig herum, und auf die drei Sonnen kann man nur ab und zu einen Blick erhaschen, wenn der Flugverkehr eine Lücke lässt. „Es könnte ruhig ein wenig wärmer sein, was man bei drei Sonnen eigentlich erwarten sollte, aber man kann es aushalten", murrt er. „Das klingt, als ob du dich sofort hier niederlassen möchtest", argwöhne ich. „Wo denkst du hin", wehrt er ab und schüttelt den Kopf, dass sein roter Zopf fast davonfliegt. „Aber ich dachte, wir könnten eine kleine Pause einlegen und ..."
„Kein Gedanke", schneide ich ihm streng das Wort ab. „Eine Pause können wir dann einlegen, wenn wir die LFT erreicht haben. Wir werden dort genügend Planeten finden, wo du dich amüsieren kannst."
„Aber den Informationen nach ist Reno wohl außergewöhnlich, was ich durchaus glaube, als Stützpunkt der Springer, die schließlich zu leben wissen ..."
„Mal, du wirst diesmal darauf verzichten müssen. Wir machen uns umgehend auf die Weiterreise."
Immerhin hat er mich auf eine Idee gebracht. Wir könnten tatsächlich unsere Spuren verwischen, wenn wir eine zusätzliche Stunde investieren, um Shallowain auf eine falsche Fährte zu locken.
Trotz der Gefahr, meinen maulenden Begleiter plötzlich in irgendeiner Spielhölle zu verlieren, fahren wir in Rohrbahnen eine Stunde lang kreuz und quer herum, reservieren Zimmer in Hotels und Tische in Restaurants, buchen nächtliche Shows und andere Vergnügungen. Darüber hinaus werden wir bei verschiedenen Firmen vorstellig und liefern dort unsere Bewerbung ab. „Damit wird er einige Zeit beschäftigt sein", meine ich vergnügt. „Wir haben an vielen Stellen unser Konterfei hinterlassen und werden heute Abend an einigen Orten freudig erwartet, nachdem wir großzügige Anzahlungen und Trinkgelder geleistet haben. Sie werden sich also an uns erinnern, und Shallowain kann sich Plattfüße holen, bis er herausfindet, dass wir längst. weg sind."
„Und wenn er nicht darauf hereinfällt?", äußert Mal sich pessimistisch. „Dann haben wir eine Stunde Vorsprung verloren. Aber das glaube ich nicht", erwidere ich. „Vergiss nicht, wir sind schon eine Weile auf der
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