2203 - Die neuen Sonnen
meine Devise gelautet. Sie hatte mich geprägt.
Allerdings war das kein Grund, Mal Detair ungerecht zu behandeln. Ich packte seinen Arm und grinste ihn an. „Was hältst du von einer kleinen Rauferei im Sportraum? Es wird Zeit, überschüssige Energien loszuwerden. Seit du mich aus der Mülltonne gefischt hast, leide ich unter Entzug."
Mal grinste zurück. „Gute Idee. Und du kannst dich darauf verlassen, dass ich dir ordentlich einheizen werde."
Zwei Tontas später betrat ich die Hauptzentrale. Es war schon spät, der Bordtag neigte sich dem Ende zu, aber ich fühlte mich wieder geistig klar und frisch. Das Training mit meinem Freund hatte mich entspannt.
Mal Detair begleitete mich allerdings nicht. Er hatte es vorgezogen, den Scü aufzusuchen. Der Bordzoo hatte es ihm angetan.
Das verstand ich. Immerhin waren wir seit einiger Zeit auf der Flucht, und seither hatte der Heiler sich nicht mehr mit Tieren beschäftigen können. Er zog ihre Gesellschaft der von Menschen und anderen Intelligenzen vor.
Ein wenig nachdenklich ging ich zu einem der Besuchersitze an der Rückwand des Halbrunds. Pearl TenWafer nickte mir von ihrem erhöht gelegenen Podest aus zu. Wie üblich stand die Epsalerin statuengleich hinter ihrem Sessel, die Hände auf die Rückenlehne gestützt.
Ich setzte mich und ließ mir von einem Syntron einen Lagebericht geben.
Es sah nicht gut aus, aber auch nicht gravierend schlecht. In den letzten paar Tontas war die Hyperfunk-Relaisverbindung ins Solsystem empfindlichen Störungen ausgesetzt gewesen. Die Verbindung war zwar nie ganz abgebrochen, weil man auf hinreichend viele Ersatzrelais umschalten konnte.. Aber das Problem hielt weiter an. „Vermutlich hängt es mit der Hyperimpedanz zusammen", sagte eine vertraute Stimme.
Ich sah von dem Hologramm auf und blickte geradewegs in Atlans lächelndes Gesicht. „Gibt es denn keine Möglichkeit, dieses Phänomen in den Griff zu bekommen?"
„Nichts leichter als das", spottete er. „Wir brauchen nur die Kosmokraten anzufunken. Sicher ist ihnen noch gar nicht aufgefallen, dass ihre hyperphysikalischen Eingriffe unsere Galaxis durcheinander bringen."
Sein Humor war ein wenig ätzend.
Aber das wunderte mich nicht. Diese Vorgänge spielten sich in einer Größenordnung ab, die uns alle zu hilflosen Marionetten machte.
Und ich glaubte nicht, dass irgendein Arkonide es liebte, als Marionette durchs Leben zu gehen.
Atlan deutete hinter sich zu dem Funker, der mit Hilfe der Syntronik unermüdlich die Frequenzen absuchte. „Hauptsache, die Kommunikation mit der Heimat bricht nicht völlig zusammen."
Wie aufs Stichwort meldete der Mann an der Funkstation: „Ich registriere zwei neue Bebengebiete im Bereich des galaktischen Zentrums. Damit sind es jetzt zwölf."
Atlan fragte gespannt: „Kam es zu einer weiteren Materialisation von Sternhaufen?"
„Bisher nicht."
Ich sah dem Arkoniden seine Erleichterung an. Wenn noch mehr Sonnen einfach aus dem Nichts heraus auftauchten, hätte das unabsehbare Konsequenzen gehabt. „Atlan!", rief der Funkchef. „Gerade kommt eine Nachricht aus dem Solsystem."
„Gab es doch eine Materialisation?"
„Nein. Aber der lunare Großrechner ist kurzzeitig ausgefallen. Heute zwischen 22.12 und 22.14 Uhr. Exakt hundertzwölf Sekundenlang."
„Welche Auswirkungen hatte das?"
Der Funker schüttelte den Kopf. „Zum Glück keine. Die Redundanzsysteme griffen ein, und danach funktionierten alle Systeme NATHANS wieder einwandfrei. Aber es war ein Totalausfall sämtlicher Syntroniken."
Im nächsten Augenblick gellte Alarm auf. „Ein Raumbeben!", rief der Funker.
Atlan blickte mich verdutzt an und drehte sich um. „Wir befinden uns doch schon in einem gerade materialisierten Sternhaufen!"
Ich eilte hinter dem Arkoniden her und warf einen Blick auf die Anzeigen. Der Funker hatte die Feinjustierung eines bestimmten ultrahochfrequenten Bereichs vorgenommen.
Die Amplitude zeigte gewaltige Ausschläge. „Wird das gesamte Gebiet nicht mehr oder weniger regelmäßig von Raumbeben erschüttert?", fragte ich nach. „Wenn man so will", sagte der nervös wirkende Mann. „Aber dabei handelt es sich in der Regel um weit gestreute Stoßfronten, die nicht im Entferntesten an ein ausgewachsenes Beben heranreichen.
Jetzt wird das erste Beben plötzlich von einem zweiten überlagert. Es ist zwar weniger kräftig, aber deutlich zu lokalisieren."
„Ein Mikrobeben?", fragte Atlan. „So könnte man es nennen. Das Epizentrum liegt
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