2206 - Gesang der Hoffnung
vorsichtig!"
Rhodan ging zu der Frau und gab ihr den Beutel. Sie befühlte ihn beinahe zärtlich, hob ihn an die Nase und roch daran. Anschließend hielt sie ihn an das Ohr und schüttelte ihn. „Der Motana, der dir das gegeben hat... wie war sein Name?"
„Er hieß Jadyel."
„Jadyel? Bist du sicher?"
„Ja. Er war ein tapferer Mann. Er floh mit uns aus der Mine, aber der Krin Varidh ..."
Die Frau streichelte den Beutel wie einen Schatz und steckte ihn schließlich in eine Tasche ihres Anzugs. Aus dem Augenwinkel sah Rhodan, dass die übrigen Motana ihre Waffen sinken ließen. „Eure Suche hat Erfolg", flüsterte die Frau tonlos. Der Singsang, der sonst jede Äußerung der Motana begleitete, ging ihr ab. „Ihr habt Jadyels Familie gefunden. Ich bin Zephyda die Wegweiserin. Seine ..." Sie brach ab und gab ein Zeichen. Tränen liefen ihr über die Wangen. „Morgen früh bin ich zurück -und vielleicht führe ich euch in die Residenz."
Zephyda und die übrigen Motana verschwanden so übergangslos in der Dunkelheit, wie sie erschienen waren. „Hast du keine Angst, dass wir uns aus dem Staub machen?", rief Atlan ihnen hinterher, eine spöttische, herausfordernde Spitze in der Stimme. Rhodan wunderte sich über den Tonfall seines Freundes. War es klug, die Motana zu provozieren? Doch Atlan hatte offenbar den richtigen Tonfall getroffen. „Eher trampelt eine Herde Goytani unbehelligt durch die Residenz!", kam die amüsierte Antwort.
Es war das Letzte, was sie in dieser Nacht von den Motana wahrnehmen sollten.
7.
Rhodans und Atlans morgendliche Giftdosis war gerade abgeklungen, als Zephyda zurückkehrte.
Oder, genauer ausgedrückt, erschien.
Die Motana stand unvermittelt zwischen den beiden Männern, als hätte sie sich im Schutz eines Deflektorfeldes genähert und das Feld im passenden Moment abgeschaltet.
Unmöglich!, dachte Rhodan. Jadyel hat uns gesagt, dass die Motana niemals höherdimensionale Technologie verwenden, um nicht von den Kybb-Cranar geortet zu werden! „Dieser Teil eurer Geschichte stimmt also", beschied sie den beiden auf dem Boden liegenden Männern. „Ihr widersteht den Krin Varidh."
„Man tut, was man kann." Atlan kam mit einer Leichtigkeit auf die Beine, die Rhodan verblüffte.
Waren die Schmerzen des Arkoniden bereits abgeklungen, oder was ritt seinen Freund? „Deine Tricks sind übrigens auch nicht übel", sagte Atlan. „Was meinst du damit?"
„Dieses Heranschleichen. Man könnte fast meinen, ihr materialisiert einfach aus der Luft."
„Ach das!" Zephyda schüttelte ihre Löwenmähne.
Im Licht des Tages stellte Rhodan fest, dass sie auch nach menschlichen Maßstäben eine außergewöhnlich schöne Frau war. Das primitive Leben im Wald hatte ihr - ebenso wie ihren Begleitern, die jetzt um sie herum erschienen - einen zähen, muskulösen Körper beschert. Ihr Gesicht hatte einen hellen braunen Teint, aus dem heraus die grünen Katzenaugen wie Edelsteine funkelten, wach und intelligent.
Und herausfordernd. Nicht auf aggressive Weise, sondern ... neckisch? „Viele unseres Volkes können das", erläuterte sie. „Wer begabt ist, verschmilzt mit dem Wald. Für andere ist er dann unsichtbar. Allerdings funktioniert die Gabe nur im Wald von Pardahn, nirgends sonst. Das ist ein Grund, weshalb wir uns hierher zurückgezogen haben."
Für Zephyda schien damit alles gesagt, was zu der Gabe zu sagen war. Sie gab ihren Begleitern den Befehl, die Moka der Fremden aufbruchsbereit zu machen.
Rhodan und Atlan tauschten vielsagende Blicke aus. Zephyda wirkte aufrichtig. Für sie stellte die Gabe, sich im Wald unsichtbar zu machen, eine unter vielen dar, nicht bemerkenswerter als die Fähigkeit, zu sprechen oder auf zwei Beinen zu gehen. War es möglich, dass die Motana paranormal begabt waren? Das war unwahrscheinlich. Paranormale Gaben waren extrem selten.
Andererseits ... Rhodan dachte an die schlafwandlerische Sicherheit, mit der die Motana in der Mine den Schaumopal von gewöhnlichem Gestein unterschieden. Und an die seltsamen Veronis, die Geister im Heiligen Berg. Vielleicht steckte in den Motana mehr, als ihnen selbst bewusst war.
Die Gruppe brach auf. Zephyda übernahm die Führung und geleitete die insgesamt zwei Hand voll Reiter - die Motana führten ebenfalls Moka mit -mit beiläufiger Leichtigkeit durch den Wald.
Atlan gab Rhodan einen Stoß in die Seite und schloss zu der Wegweiserin auf. Rhodan folgte ihm. „Eure Moka sind gut gepflegt", befand Zephyda, als
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