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2206 - Gesang der Hoffnung

Titel: 2206 - Gesang der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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mit einer Stimme, als hätte euch jemand den Kehlkopf verknotet?"
    Die Frau trat in den Schein des Feuers. Sie trug einen Anzug und Stiefel aus Moka-Leder. Rhodan glaubte in den dunklen Flecken Bilder zu erkennen. Sie trug ihr rotes Haar, das Rhodan an eine Löwenmähne erinnerte, offen. Ein silbrig schimmernder Stirnreif verhinderte, dass ihr die Mähne ins Gesicht fiel. In ihren Händen ruhte ein mannshoher Bogen. Sie hatte einen Pfeil schussbereit eingelegt.
    Rhodan verdrehte den Kopf und zählte etwa ein Dutzend weitere Männer und Frauen, bewaffnet mit Bogen und Gewehren, die sie umringten. Und in der Dunkelheit mochte sich das Mehrfache ihrer Zahl verbergen. „Nun, plötzlich so sprachlos?" Die grünen Katzenaugen der Frau funkelten ungeduldig. Ihr Blick heftete sich an Atlan fest, taxierte seinen durchtrainierten Körper, glitt über die Muskelstränge, die nach den Tagen der Entbehrung noch stärker als üblich hervortraten.
    Atlan hob langsam die Hände, trat vor - und verneigte sich elegant vor der Frau. „Es kommt nicht darauf an, wie man ein Lied singt, sondern dass man es singt." Er richtete sich auf. „Mein Name ist Atlan, und das hier ist mein Freund Perry Rhodan. Die Erklärung für unser Verhalten ist einfach: Wir sind Fremde und zugleich Freunde der Motana."
    „Und deshalb haben du und dein Kumpan unser Eigentum gestohlen?" Die Frau hob ihren Bogen ein Stück an; eine unmissverständliche Geste, zügig mit einer zufrieden stellenden Erklärung aufzuwarten.
    Atlan schüttelte den Kopf. „Die Kybb-Cranar haben die Besitzer dieser Moka entführt. Wir haben uns nur genommen, was zurückgeblieben war. Widerstrebend, aber Flüchtenden bleibt eben keine Wahl."
    „Ihr flieht? Vor wem?"
    Atlan hob wortlos die Hand an den metallenen Kragen, der um seinen Hals lag.
    Die Katzenaugen der Frau weiteten sich. „Ein Krin Varidh? Ich habe von ihnen gehört. Ihr seid aus der Mine des Heiligen Berges geflohen?"
    „Ja."
    „Das glaube ich nicht! Die Mine ist mehrere Tagesmärsche entfernt. Die Krin Varidh hätten auch längst töten müssen. Niemand widersteht ihrem Gift!"
    „Kein Motana", antwortete Atlan. Er ließ die Arme sinken. „Aber wir sind keine Motana, sondern Menschen. Wir gleichen den Motana nur äußerlich. Ein Unfall hat uns nach Baikhal Cain verschlagen, wo uns die Kybb-Cranar mit Motana verwechselten und uns in die Minen verschleppten. Dort lernten wir die Motana kennen und schätzen. Mit einem von ihnen, er starb auf der Flucht, freundeten wir uns an. Er riet uns vor seinem Tod, die Residenz von Pardahn zu suchen und sein Volk um Hilfe zu bitten."
    Die Frau ließ den Bogen sinken. Ihr stand die Verwirrung ins Gesicht geschrieben. Fremden wie ihm und Rhodan war sie offenbar noch niemals begegnet. „Eure Geschichte klingt so weit hergeholt, dass ich beinahe geneigt bin, ihr Glauben zu schenken", sagte sie schließlich. „Doch die Zeiten sind schlimm. Mit jedem Tag bedrängen die Kybb-Cranar uns stärker. Sie lassen nichts unversucht, um neue Sklaven für ihre Minen zu bekommen. Ich kann nicht ausschließen, dass ihr Spione seid - mit der Aufgabe, die Kybb-Cranar zur Residenz zu führen!"
    Sie gab den übrigen Motana ein Zeichen. Die Männer und Frauen legten ihre Waffen auf Rhodan und Atlan an. „Es tut mir Leid. Die Existenz meines Volkes steht auf dem Spiel. Ich kann sie nicht auf das bloße Wort von Fremden aufs Spiel setzen."
    Die Frau legte auf Atlan an. „Halt, wartet!" Rhodans Ausruf ließ die Motana in der Bewegung erstarren. „Ich kann beweisen, dass wir die Wahrheit sagen."
    Zum ersten Mal nahm die Frau von Rhodan Notiz. Bislang hatte sie ihn nur mit einem Seitenblick gestreift. „Und wie willst du das anstellen, Fremder?"
    „Hiermit." Rhodan zog den Beutel, den Jadyel ihnen anvertraut hatte, aus der Innentasche seines zerschlissenen Hemds. „Der Motana, der zusammen mit uns geflohen ist, hat uns das hier mitgegeben. Er sagte, der Beutel enthalte sein Vermächtnis, und bat uns, es seiner Familie zu überbringen."
    Rhodan war sich schmerzhaft bewusst, dass sein Vorstoß der nackten Verzweiflung entsprang.
    Jadyels Beutel bewies nichts. Den Kybb-Cranar wäre es leicht gefallen, Spione mit Habseligkeiten der Motana auszustatten. Die Arbeiter in den Minen waren ihnen ausgeliefert.
    Zu Rhodans Überraschung ging die Frau auf seinen Einwurf ein. „Dieser Beutel", sagte sie mit einer plötzlich brüchig gewordenen Stimme. „Gib ihn mir. Nein, nicht werfen. Bring ihn mir! Sei

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