2209 - Station der Oldtimer
das Basislager."
Die Mutanten warfen sich einen bedeutsamen Blick zu. Lyra fragte sich, ob sie sich über die Spannungen innerhalb des Teams wunderten oder einfach nur wegen der Bedeutung der Mission besorgt waren.
Schroeders Blick glitt über die erodierte Landschaft des geologisch alten Höhenzuges und blieb dann am Fuß der nahezu senkrecht aufragenden, fast wie poliert wirkenden Schiefer-Steilwand von knapp 1000 Metern Höhe hängen. Er nickte und streckte die Hände aus. Marath und Trevor ergriffen sie. „Dann also nur drei Sprünge", sagte der Mutant.
Im nächsten Augenblick war das Trio verschwunden. Lyra hörte nur ein leises Geräusch, als hätte jemand eine Sektflasche entkorkt.
Sie sah zu den anderen hinüber. Alle sahen zu der Stelle, an der gerade noch drei Menschen gestanden hatten.
Die Gabe der Mutanten war legendär.
Miterlebt hatte sie noch keiner des Einsatzkommandos.
Lyra räusperte sich. „Wir müssen uns auf den nächsten Sprung vorbereiten."
Wieder klang es, als werde eine Sektflasche entkorkt. Wie lange war es her, dass sie Sekt getrunken hatte? Auf gemeinsame Zeiten, auf ewige Liebe! Zu lange, auch in einem anderen Leben.
Wie viele Leben hatte man, bis man zerbrach?
„Die nächsten beiden!" Schroeder holte sie in die Gegenwart zurück. Was geschah hier? Solche Gedanken hatte sie schon lange aus ihrem Kopf verbannt.
Sie lebte für ihre Arbeit. Sie musste sich zusammenreißen, konnte sich keine Schwäche erlauben. Der Teleporter streckte die Hände aus. Er sah mitgenommen aus.
Jetzt schon?, fragte sie sich. Er muss noch zweimal springen, und rausbringen muss er uns auch noch!
Schroeder teleportierte mit Hysann und Thole, die mutig zu ihm getreten waren.
Lyra atmete tief durch. Gleich war sie dran. Es war nichts dabei, Trim Marath hatte diese Sprünge mit seinem Freund sicher hundertmal gemacht.
Aber irgendetwas setzt Schroeder zu, wurde ihr klar. Es kostet ihn viel Kraft, uns in den Berg zu bringen. Gibt es dort irgendeine Barriere?
„Bist du bereit?" Diesmal hatte sie den Korken nicht knallen hören. Auf dem Gesicht des Mutanten hatte sich ein Schweißfilm gebildet; es glänzte im Licht von Hayok.
„Was ist los mit dir?", fragte sie.
Schroeder sah sie an. Seine dunklen Augen schienen jetzt schwarz zu sein. „Ich weiß nicht, aber ich brauche unglaublich viel Kraft für einen simplen Sprung. Etwas ist dort ... Ich kann es spüren, aber nicht lokalisieren."
Sie wusste nicht, ob sie ihm für seine ehrliche Antwort dankbar sein sollte. „Wir können eine Pause machen."
Sein Lächeln war offen und entwaffnend. „Für uns beide wird es noch reichen."
*
Lyra fühlte sich in ihrer Vorstellung nicht bestätigt. Es war in jeder Hinsicht nur ein Sprung gewesen. Sekundenbruchteile im Nirgendwo, entmaterialisiert und wieder zusammengefügt.
Unwillkürlich sah sie an sich hinab und erblickte ihre verschmutzten Stiefel.
Nicht verkehrt herum, und auch alle anderen Gliedmaßen waren dort, wohin sie gehörten.
„Alles in Ordnung?"
Sie fühlte sich ertappt. Keine Schwäche zeigen! „Sicher." Sie warf einen Blick auf ihre Instrumente. „Sie scheinen einwandfrei zu funktionieren. Ein paar Einstellungen, dann kann ich mich an die Arbeit machen."
Sie befanden sich in einem von Leuchtbändern erhellten, leicht abwärts führenden Tunnel, einem Gang, der wer weiß wie tief ins Innere des Massivs führte.
Die vier anderen achteten nicht auf sie. Hysann und Thole hatten die Waffen gezogen und sicherten die Umgebung, Trim Marath und Trevor verschafften sich schon einen ersten groben Überblick, holten Messdaten von den Instrumenten ein, sammelten so viele Informationen wie möglich und versuchten, sich einen Überblick zu verschaffen.
„Keine Gefahr", sagte Trim Marath schließlich. „Keine Lebewesen in der Nähe, nichts, was auf Fallen schließen lässt."
„Wir trennen uns", entschied der Teleporter. „Lyra und Trevor gehen mit mir, die beiden anderen mit Trim! Wir bleiben in Funkverbindung." Er sah seinen Freund an.
Marath nickte zustimmend. Lyra sah, dass seine Augen kurz aufflackerten.
Sie verheimlichen etwas, dachte sie.
JVocH mehr Geheimnisse!
Vielleicht würde sie mehr erfahren, wenn sie sich an Schroeder hängte.
Marath ging schweigend los, Hysann und Thole folgten ihm. Die drei verschwanden um eine Ecke. Schnell wurde es leise im Gang. Lyra konnte in dem Halbdunkel nicht viel erkennen. Bei den Leuchtbändern schien es sich um eine Notbeleuchtung zu
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