2211 - PRAETORIA
auf der unfruchtbaren Ödwelt. Dazu gehörte in erster Linie das stetige Ringen um Energiegewinnung und Nahrungsmittelerzeugung. Der Stolz der Kolonisten verbot damals einen Import von der Erde oder anderen Planeten des Solaren Imperiums.
Ständig von Hungersnöten bedroht, gelang im Lauf vieler Jahre die Fruchtbarmachung weiter Landstriche durch künstliche Bewässerung und Düngung. Für einen Rumaler war es undenkbar, etwas Essbares fortzuwerfen, verkommen zu lassen oder zu vernichten, so dass sich diverse Fruchtbarkeitsrituale entwickelten. Durch Züchtungen hatte man sehr nährstoffreiche, an die Umweltbedingungen angepasste Pflanzenkulturen heranziehen können; vor allem die Fria-Bäume mit ihren extrem übel riechenden Nüssen, die jedoch alle Vitamine und Aufbaustoffe enthielten, die der menschliche Körper benötigte.
Zu Beginn des 25. Jahrhunderts existierten riesige Gewächshausanlagen, Rumal war autark und von der Erde unabhängig. Der Titel des Regierungschefs lautete damals im Hinblick auf die extreme Abhängigkeit von einer jederzeit funktionierenden Energieversorgung „Erster Schaltmeister". In der Monos-Zeit wurde der Planet „entvölkert" und erst ab dem Jahre 1150 NGZ wieder neu besiedelt. Der Ausbau des 13.495 Kilometer durchmessenden, mondlosen Planeten und des Malby-Systems insgesamt zum LFT-Stützpunkt begann Anfang 1315 NGZ.
Während die Äquatorzonen vor allem dem Rumalium-Abbau dienten, stellten die Gebiete am Rand der Polkappen eine Aneinanderreihung von Raumhäfen unterschiedlicher Größen, von Werften, Hangars, Lagerhallen, Rohstoff- und Fertigproduktdepots und Produktionsstätten dar. Gebirge waren mit Desintegratoren eingeebnet, Täler aufgeschüttet worden.
Hauptstadt war Rumalor, eine aus dem Boden gestampfte Metropole mit nunmehr vier Millionen Einwohnern. Die Wohngebiete inmitten der Wüste stellten ausgedehnte „grüne Oasen" dar, von hoch in die Atmosphäre reichenden Kraftfeldkuppeln überwölbt oder von vornherein subplanetarisch angelegt.
Permanent flogen Geschwader an und ab, Gleiter- und Containerkonvois schafften Besatzungen und Ausrüstung zu den Schiffen, Robotkommandos bewegten sich zwischen formenergetischen Frachtgloben und Containertransportern. Hinzu kamen Spezialverbände wie die Schiffe der Einsatzflotte oder Trossgeschwader aus Tendern und Nachschubfrachtern. Im System flogen viertausend voll bewegliche, waffenstarrende Verteidigungs- und Wachstationen Patrouille. Ein dichtes Netz von Beobachtungs- und Relaissatelliten war obligatorisch, während andere Plattformen und fünfzig modifizierte PONTON-Tender als Reparaturdocks dienten, die planetarischen Werften keineswegs nachstanden. Wieder andere fungierten als Nachschub-Zwischenstationen oder waren reine Weltraumfabriken von riesigem Ausmaß.
Während Malby Iein öder Gesteinsbrocken von 2496 Kilometern war, erreichte der Gasriese Malby III einen Durchmesser von 70.368 Kilometern und hatte eine Schwerkraft von 2,21 Gravos. Neben einigen Dutzend kleinen Monden von mitunter nur wenigen Kilometern Durchmesser gab es die vier Hauptmonde Eclistin, Chenil, Velyn und Mouroos, die alle als Flottenbasen, Werften und Rohstofflieferanten dienten.
Von der LFT zwar ernsthaft als maßgeblicher Stützpunkt und „Sprungbrett" nach Hayok gedacht, wusste bislang nur ein kleiner Kreis Eingeweihter, dass die BOX-Flotte gezielt im Malby-System und auf Rumal als Ablenkung vom „Projekt Praetoria" stationiert wurde, so dass der „Bau" von PRAETORIA bestmöglich getarnt war. Schließlich fallen in einem Haufen Stecknadeln einige weitere nicht auf ..., dachte ich. Die Arkoniden kannten inzwischen den Kodenamen des Projekts und vermuteten, es handele sich um eine neue Waffe oder zumindest um ein militärisches Projekt. Nun, ganz falsch liegen sie damit nicht. Zweifellos war ihnen auch bekannt, dass ein Praetor – lateinisch „der (dem Heer) Voranschreitende" – im antiken Rom ein hoher Beamter in richterlicher Funktion oder ein Statthalter einer Provinz gewesen war und dass die Praetorianer die Leibwache der römischen Kaiser bildeten.
Doch damit hatte es sich. Selbst hier an Bord der LFT-BOX-10.000 gab es nur drei Personen, die grundsätzlich über PRAETORIA informiert waren – die beiden Admirale und ich als persönlicher Adjutant von Melbar Dosar.
Zu den wichtigsten Persönlichkeiten an Bord von PRAETORIA zählten die „Kommandanten": Oberst Vaccon und sein Bruder Siamogh, der keinerlei Rang innehatte, waren
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