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2211 - PRAETORIA

Titel: 2211 - PRAETORIA Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Zwillinge – und zweifellos als Sonderlinge einzustufen. Es handelte sich um Mischlinge, Nachkommen eines terranischen Vaters und einer vincranischen Mutter. Näheres war nicht bekannt, Vaccon und Siamogh waren elternlos als Waisen aufgefunden worden. Vaccon ist der Sprecher, er verkündet die Entscheidungen, dachte ich. Der „taube Siamogh" gilt allgemein als behindert – er spricht nie, scheint auch nicht hören zu können. Das Bindeglied zur Besatzung ist der Erste Offizier Forrest Pasteur.
    Die Flottenführung ging davon aus, dass die beiden sich mental ergänzten und gemeinsam mehr als ihre Summe ausmachten. Oberst Vaccon und Siamogh wurden in den Akten als Mutanten geführt: Es stand fest, dass sie hyperphysikalische Ereignisse Sekundenbruchteile vorher spüren konnten. Ihre Begabung leitete sich mit großer Wahrscheinlichkeit von der Paralauscher-Fähigkeit ab, die das Volk der Vincraner auszeichnete. Im Verlauf von fünfzig Jahrtausenden hatte sich in den aktivierten Separatgehirnen der Vincraner ein eigentümlicher Sektor entwickelt, der sie befähigt hatte, die Energieschwankungen innerhalb der rotierenden Provcon-Faust-Dunkelwolke zu „belauschen". Sie waren dadurch in der Lage gewesen, die Zugangspassagen zwischen den energetisch variierenden Kräften der Dunkelwolke zu orten, die Einflugszonen mittels Geisteskraft anzumessen und die Kräfte voneinander zu unterscheiden.
    Da weder Vaccon noch sein Bruder die Emotionauten-Begabung zur Handhabung von SERT-Hauben besaßen, waren sie als Piloten nicht in Betracht bekommen. Als Kommandanten jedoch entwickelten sie an Bord von PRAETORIA eine verblüffende Effizienz.
    Während die Raumer der Einsatzflotte Hayok nacheinander den Metagravflug einleiteten, dachte ich fröstelnd: Und das ist durchaus von Bedeutung, denn PRAETORIA ist in Wirklichkeit...
    Aus: Die Kunst des Krieges, Sunzi, um 500 v. Chr.
    Im Frieden bereite dich auf den Krieg vor, im Krieg bereite dich auf den Frieden vor. Die Kunst des Krieges ist für den Staat von entscheidender Bedeutung. Sie ist eine Angelegenheit von Leben und Tod, eine Straße, die zur Sicherheit oder in den Untergang führt. Deshalb darf sie unter keinen Umständen vernachlässigt werden.
     
    3.
     
    Malby-System Bericht: Oberstleutnant Forrest Pasteur ... ein Monster! Das Ding ist ein Monster!, durchfuhr es mich zum wiederholten Mal. In meinen nun wieder komplett zugänglichen Erinnerungen wirbelten die Bilder endloser Wandungen, Wandungen und nochmals Wandungen sowie von Aggregaten von unglaublichen Dimensionen durcheinander. Mitunter wirkte es, als werde noch Stück für Stück einer Gardine von meinem Geist weggezogen. Sämtliche Ausbildungseinheiten, die ich und die anderen designierten Besatzungsmitglieder an Bord von PRAETORIA absolviert hatten, waren aus Gründen der Geheimhaltung hypnotisch blockiert worden. Kein Wunder also, dass sich bei näherem Nachdenken vermehrt Zweifel einstellten, ob mit dem Marschbefehl nun wirklich die gesamte Blockade aufgehoben war oder ob Bereiche vorhanden waren, an die es weiterhin keine Erinnerung gab.
    Die LFT-BOX hatte die mehr als 43.000 „Auszubildenden" von Arklis aufgenommen, war nach nur einer Stunde hektischer „Beladung" mit Alarmwerten gestartet und flog mit Höchstgeschwindigkeit zum Sammelpunkt P-X. Schon seit einiger Zeit wuchs der Gasriese zu einem bedrohlichen Titanen an, halb von der Sonne beleuchtet, halb in tiefste Finsternis getaucht. Der 10.555 Kilometer durchmessende Mouroos verschwand soeben im gewaltigen Schlagschatten des Planeten.
    Bläuliche, rote und braune Bänder, von fraktal anmutenden Randstürmen flankiert, schwangen vom diesigen Horizont zur Dämmerungszone herum. Der so genannte Große Blaue Fleck von Malby III, ein gewaltiger Sturmwirbel von etwa 17.000 Kilometern Durchmesser, war bis zum heutigen 8. September 1331 NGZ Standort des komplett fragmentierten Gebildes.
    PRAETORIA, dachte ich, wurde parallel zum Aufbau des Rumal-Stützpunkts ab 1315 NGZ als das vermutlich retrotechnologischste Projekt aufgelegt, das es in der LFT je gegeben hat – unter massiver Beteiligung der Posbis und den Industriekapazitäten ihrer Leerraumwelten!
    In PRAETORIA wurden zu einem Zeitpunkt, da noch niemand den Schimmer einer abgesicherten Ahnung hatte, was wirklich mit der Umschreibung „Erhöhung des Hyperphysikalischen Widerstands" konkret verbunden war, gezielt Low-Level-Technologien zu einem militärisch möglichst schlagkräftigen Konglomerat

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