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2211 - PRAETORIA

Titel: 2211 - PRAETORIA Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Gefühlschaos Herr zu werden, das in mir tobte.
    Plötzlich versteifte sich Tocco Savalles Körper. Sie rückte ab, schob das lange blauschwarze Haar über die Schulter und runzelte die Stirn. Im gleichen Augenblick wurde mir ebenfalls bewusst, dass sich die Alarmsignale verändert hatten. Es war nicht nur Vollalarm für den Stützpunkt Arklis, sondern eine hypnotisch klingende Abfolge von Lauten, die ...
    ... einen Schleier von meinem Bewusstsein fortzogen! Innerhalb weniger Sekunden verschwand die bisherige Erinnerungsblockade. Das aus Geheimhaltungsgründen bislang nicht bewusste Wissen stand mir zur Verfügung, alle blockierten Erinnerungen waren da. Ich wusste wieder alles! So als habe es nie eine Blockade gegeben. Kälteschauer wechselten in mir mit Hitzewellen, weil sich die Reste der „unwissenden Persönlichkeit" deutlich langsamer verflüchtigten, als mir lieb war. Zweifel und Staunen suchten jenen Teil des Forrest Pasteur heim, der die letzten Jahre im Unklaren gelassen worden war, während mein wahres Wachbewusstseins-Ich schon fieberhaft über die Gründe der jetzigen Information grübelte.
    Einsatzbefehl!, durchzuckte es mich. Wir haben vorzeitig den Einsatzbefehl erhalten.
    Die Ausbildung, all die übertriebene Geheimhaltung dienten tatsächlich einem speziellen Zweck.
    Einem so atemberaubenden Zweck, wie ich es mir als Wissensloser nicht hätte träumen lassen. Was hatten wir unter dem Eindruck der Blockade alles an Vermutungen und Spekulationen angestellt.
    Niemand hatte richtig gelegen. Dabei hatte es durchaus Gerüchte hinsichtlich eines „Projekts Praetoria" gegeben ...
    Trebron war bleich geworden, Tocco atmete zischend ein. „Sieht so aus", begann sie heiser, „als bliebe uns leider keine Zeit, unser soeben neu definiertes Verhältnis zueinander in irgendeine Form von Praxis umzusetzen. Übrigens, dein Armband zirpt ziemlich aufdringlich, Oberstleutnant."
    Ich hüstelte, darum bemüht, die Benommenheit vollständig abzuwerfen. Erster Offizier!, dachte ich grimmig. Ich bin der Erste Offizier von PRAETORIA! Toccos Augen wirkten verschleiert. An Bord von PRAETORIA war sie die Leiterin der Abteilung Positroniken im Rang eines Oberstleutnants, Trebron der Chefingenieur im gleichen Rang. Weitere Namen, Aufgaben und Ränge schössen mir durch den Kopf, verbunden mit der eher als Randinformation gemachten Feststellung, dass es völlig zu Recht „an Bord von" heißen musste, nicht „an Bord der PRAETORIA", denn PRAETORIA war... nun ja, kein Raumschiff der üblichen Kategorie, um es einmal dezent zu umschreiben.
    Ebenfalls eine Randinformation, weil längst akzeptiert und gelebt: Die strikte Rangordnung, orientiert an der früheren des Solaren Imperiums. Ohne klare Befehlswege ging gar nichts, wenn Syntroniken ausfielen und vielleicht sogar Positroniken Schwierigkeiten bereiteten. Nicht bei den rund dreiundvierzigtausend Personen der Standardbesatzung von PRAETORIA, von denen allein zwanzigtausendvierhundert den Stamm für den Dreischichtbetrieb bilden.
    Das Kommunikationsholo entstand über meinem Handgelenk, als ich die Verbindung herstellte.
    Sichtbar wurde der kahle Schädel von Oberst Vaccon, dessen Gesicht von der vorgewölbten, stark gebuckelten Stirn und sehr großen, grünen Augen geprägt war. Das und die grünweiße Hautfarbe kennzeichneten den Mann als Vincraner. Er trug die LFT-Uniform in dunklem Blau, als Dienstgradabzeichen rechts und links das rautenförmige, in seinem Fall mit drei silbernen Kometen besetzte Oberarmemblem.
    „Oberst?", murmelte ich.
    „PRAETORIA wurde angefordert", begann der Mann mit sonorer Stimme. Im Holohintergrund war sein – rangloser! -stummer Zwillingsbruder zu sehen. „Uns stehen maximal zwanzig Stunden zur Verfügung, um den neuen Standort zu erreichen. Eine Qwasar-BOX ist unterwegs und wird die Besatzung aufzunehmen und zum Sammelpunkt P-X bringen. Minimalgepäck, zu mehr bleibt keine Zeit; viele persönliche Habseligkeiten sind ja ohnehin schon an Bord. Du koordinierst alles."
    Mehr als die Hälfte der Ausbildungszeit haben wir dort verbracht! Vaccon und sein Bruder waren sogar permanent dort. PRAETORIA war neben der Stadt im Tafelberg in den letzten Jahren unser Zuhause gewesen. Wir hatten es gemeinsam aufgebaut, verbessert, getüftelt, Neues ent- und wieder verworfen, kannten es bis zur letzten Adhäsionsnaht. Dennoch erreicht uns der Einsatzbefehl viel zu früh, ich halte PRAETORIA keineswegs schon für einsatzfähig! Erst zweimal wurde bislang

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