2213 - Der Traum von Gon-Orbhon
die Worte Bre Tsingas. Aller Aufmerksamkeit richtete sich auf einen gedrungen wirkenden Mann in zerschlissener Arbeitskleidung. In der Hand hielt er eine kleine Energiewaffe. Mondra identifizierte sie als einen Waghrich-Thermostrahler, ein kompaktes Gerät von hoher Durchschlagskraft, das vor allem von der Polizei eingesetzt wurde.
Bevor sie etwas unternehmen konnte, schoss der Mann. Ein gleißend heller Energiestrahl zuckte über die Köpfe der versammelten Menschen hinweg. Einige Meter neben Bre Tsinga schlug er in die Wand, ließ diese an dieser Stelle aufglühen und auseinander platzen. Trümmerstücke polterten hörbar herab. „Ich bringe euch alle um!", schrie der Mann. „Ihr habt mir meine Tochter genommen. Dafür werdet ihr mit eurem Leben bezahlen. Auge um Auge!"
Der Mann stürmte voran, wobei er seine Waffe auf Bre richtete.
Mondra folgte ihm schnell, geschmeidig und unsichtbar. Als sich ihr die Gelegenheit dazu bot, paralysierte sie ihn mit dem Kombistrahler, den sie aus ihrer Wohnung mitgenommen hatte. Der Mann brach augenblicklich zusammen. Mehrere Männer wollten sich auf ihn stürzen, doch Mondra gab ihnen keine Gelegenheit, an ihn heranzukommen. Sie löste den Paralysator erneut aus und stoppte den Angriff auf diese Weise. Die Männer stürzten gelähmt zu Boden.
Für die Versammlung mochte es aussehen, als ob sich der Attentäter aus eigener Kraft vom Boden löse und in die Höhe steige. Bre Tsinga erkannte sicherlich, was geschah, als Mondra den Mann anhob und sich über die Schultern legte, um ihn hinauszutragen.
Es sah aus, als ob der Mann durch den Ausgang ins Freie schwebe. Die Versammlung beobachtete das Geschehen, doch niemand griff ein. Alle verfolgten starren Blickes das Geschehen, und zu ihrer Enttäuschung hörte sie bereits, wie von einem göttlichen Wunder geflüstert wurde.
Wie verblendet kann man sein?, fragte Mondra sich, als sie mit der Last auf der Schulter die Halle verließ. Sie eilte zu ihrem Antigravskater, stieg auf und startete.
Sie war Bre gegen deren Willen gefolgt und hatte aus deren Sicht einen Vertrauensbruch begangen. Nun aber hatte sich dieser Entschluss als richtig erwiesen. Bre war ihr ausgewichen, damit sie nicht merkte, was geschehen war.
Die Xenopsychologin war zum Opfer der Sekte geworden. In dieser Situation war jede Aktion gerechtfertigt, die dazu angetan war, ihr zu helfen.
ENDE
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