2215 - Der Schohaake
war er allein und fühlte sich auch so.
Doch dann geschah das Unglaubliche.
Die Tür des Raumes öffnete sich wieder, und Wesen erschienen. Jedes von ihnen führte an seiner Hand - einen Schohaaken!
Kinen wie ihn!
Snaussenid konnte es nicht fassen. Er hatte sich seit seinem Erwachen auf dieser Welt gefragt, ob er allein, einzig war oder ob es noch andere wie ihn gab. Jetzt, vollkommen unerwartet und jäh, bekam er die Antwort. Er hatte Brüder, er hatte Schwestern - und es hatte sie wie ihn hierher verschlagen. Vielleicht konnten sie ihm endlich alle Fragen nach der Vergangenheit beantworten!
Orren Snaussenid war glücklich, und den anderen schien es ebenso zu gehen. Sie merkten kaum, wie die großen Wesen gingen und sie sich selbst überließen. Sie sahen einander an, kamen zaghaft aufeinander zu - und begrüßten sich, zuerst vorsichtig, als könnten sie ihren Wahrnehmungen noch nicht trauen, dann überschwänglich.
Die Erleichterung und Freude waren beinahe zu viel. Orren Snaussenid hörte sich plötzlich erste Worte stammeln -und seine Artgenossen antworteten! Zuerst nannten sie nur ihren Namen, dann sprudelten die Worte nur so aus ihnen heraus.
Es war das zweite Wunder! Die Blockade war fort! Snaussenid konnte wieder sprechen! Er konnte die anderen verstehen, und sie verstanden ihn. Sie redeten aufgeregt, schnell und in einer abgehackten Sprache, alle in exakt derselben Sprachmelodie.
Orren Snaussenid trieb auf einer Woge von Glück. Sie redeten wirr durcheinander, und es dauerte eine Weile, bis sie ruhiger wurden. Sie betrachteten einander. Sie betrachteten ihn. Snaussenid hatte das Gefühl, dass sie etwas ganz Bestimmtes von ihm erwarteten; von ihm, den sie hier vorgefunden hatten, der vor ihnen Kontakt mit den großen Wesen gehabt hatte.
Aber er konnte es ihnen nicht geben.
Orren Snaussenid wurde schmerzhaft bewusst, das er nicht mehr allein war und dass er die Gabe des Sprechens wiedergewonnen hatte. Doch er hatte nach wie vor keine Erinnerung - und falls doch, so war sie ihm auch weiterhin nicht zugänglich.
Keiner von ihnen wusste, woher sie kamen und wer sie waren; wie sie hierher auf diese fremde Welt gekommen war. Sie wussten nur, dass sie Schohaaken waren. Snaussenid setzte sich auf eine der Bänke. Sein Kopf sank auf seine Brust.
Eigentlich hatte er nichts gewonnen. Eigentlich konnte er nur hoffen, dass jetzt auch eine Kommunikation mit den großen Wesen möglich war und dass sie ihnen helfen konnten, ihre blockierte Erinnerung wiederzufinden ...
Alexander Skargue wusste nicht mehr, den wievielten Becher Kaffee er trank, um wach zu bleiben. Er, Mondra Diamond, Dr. Aisac Corten und einige andere Wissenschaftler standen oder saßen in einem großen Kontrollraum und verfolgten auf Bildschirmen das Treiben der zusammengeführten Schohaaken. Die Einzelverhöre hatten nicht lange gedauert, denn die Außerirdischen konnten auf die Fragen nicht antworten. Auch ihre Sprechfähigkeit war blockiert.
So waren sie rasch zu dem wartenden Orren Snaussenid gebracht worden - und Mondras Plan hatte funktioniert! Die Schohaaken hatten wie durch ein Wunder ihre Sprache wiedergefunden. Die Translatoren konnten sie trotz der anfänglichen Hektik analysieren.
Die Terraner lauschten gebannt. Skargue spürte, dass ein erster großer Durchbruch gelungen War. Die Barriere war gefallen. Voller Ungeduld wartete er auf das, was sie von den kleinen Wesen erfahren würden. Da ging es ihm nicht anders als Mondra und den Spezialisten.
Und genauso wie sie wurde er, der sich schon Vorwürfe gemacht hatte, Orren Snaussenid in den letzten Tagen vernachlässigt zu haben, enttäuscht.
Empfindliche Geräte filterten die Stimmen einzelner Schohaaken aus dem allgemeinen Sprachgewusel heraus. Eine halbe Stunde hatten Mondra und die anderen Geduld. Dann schüttelte die Frau den Kopf. „Sie wissen nicht, wer sie sind und woher sie kommen", stellte sie fest. „Sie wissen nicht, weshalb sie hier sind und wie das geschah. Aber eines steht für mich fest: So sieht keine Invasionsarmee aus. Sie versuchen nicht, etwas vor uns zu verbergen."
„Nein", stimmte Dr. Corten zu. „Sie sind absolut hilflos."
„Und jetzt?", fragte Skargue. „Wie geht es weiter?"
„Wir lassen sie erst einmal in Ruhe", schlug Mondra Diamond vor. „Morgen gehen wir zu ihnen und versuchen, ihrer Erinnerung auf die Sprünge zu helfen. Dazu werden unsere Kosmopsychologen Holografien, Sprachmuster, Schemata von Sternen und Galaxien und einiges andere
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